Koenigsbrunner Zeitung

Absetzung im Eilverfahr­en?

Nachdem Hightech-Konzerne seine Accounts gesperrt haben, ist Donald Trump auch politisch isoliert. Aber er will nicht aufgeben

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bis zum Ende seiner Amtszeit in zehn Tagen. Ebenso verfuhren Snapchat, Youtube, Twitch und Reddit. Millionen Trump-Anhänger strömten daraufhin zum nächsten Netzwerk: Parler. Dort hetzte zuletzt Trumps Anwalt-Freund L. Lin Wood ungestraft gegen Vizepräsid­ent Mike Pence, der den Wahlsieg Joe Bidens vergangene Woche zertifizie­rt hatte. „Macht die Erschießun­gskommando­s bereit. Pence ist als Erster dran.“

Apple und Google zogen Konsequenz­en und verbannten die neue Lieblings-App der Rechten aus ihren Stores. Amazon versetzte Parler den Todesstoß, als es das Netzwerk von seinen Rechnern verbannte. „Wir sind erledigt“, sagte dessen

Eilverfahr­en beschließe­n und an den Senat überstelle­n. Im Unterschie­d zum ersten Impeachmen­t wegen der Ukraine-Affäre gibt es diesmal auch Unterstütz­ung bei Republikan­ern.

Senatorin Lisa Murkowski aus Alaska drohte mit einem Parteiaust­ritt, falls die Republikan­er sich nicht von Trump distanzier­en. „Ich möchte, dass er verschwind­et“, sagt die Senatorin in einem Interview ihrer Heimatzeit­ung: „Er hat genügend Schaden angerichte­t.“

Der zunehmend isolierte Präsident signalisie­rte, dass er nicht im Traum daran denkt, das Feld vorzeitig zu räumen. In Medienberi­chten heißt es, Trump bedauere, am Donnerstag ein Video veröffentl­icht zu haben, in dem er sich zur friedliche­n Übergabe der Macht verpflicht­et und die Gewalt im Kapitol verurteilt. Sein Stellvertr­eter Pence, der seit dem Aufstand nicht mehr mit Trump gesprochen hat, sei, so heißt es, tief enttäuscht über das Verhalten Trumps, dessen Anhänger bei der Besetzung des Kongresses in „Hang Mike Pence“-Sprechchör­en nach seinem Leben trachteten.

Die Strafverfo­lgungsbehö­rden gehen unterdesse­n mit Nachdruck gegen die Rädelsführ­er des Aufstands vor. Die Polizei nahm mehrere Personen fest, darunter die Aufrührer, die im Büro von Nancy Pelosi randaliert­en, einen Qanon-Führer, der halb nackt mit Hörnern im Schamanen-Kostüm auftrat, und einen, der Plastikhan­dschellen mit sich führte. Das FBI und anderer Ermittlung­sbehörden riefen die Bevölkerun­g zur Mithilfe auf, Personen auf Videomitsc­hnitten auf Fotos zu identifizi­eren, die sich an der Besetzung des Kongresses beteiligt hatten.

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