Koenigsbrunner Zeitung

Und sie nannten ihn Howie

Howard Carpendale machte in Deutschlan­d als Schmusesän­ger Karriere. Abseits der Bühne spricht er gerne Klartext. Worüber er sich vor seinem 75. Geburtstag aufregt

-

Der Ruf des weich gespülten Schmusesän­gers ist ihm peinlich. Popsänger Howard Carpendale hadert auch schon seit Jahren mit seinem ungeliebte­n Spitznamen „Howie“. „Ich mag ihn nicht, obwohl ich weiß, dass er freundlich gemeint ist“, betonte er immer wieder. So richtig aus der Nummer heraus kommt der gebürtige Südafrikan­er, dessen Namen viele hierzuland­e vor allem mit dem musikalisc­hen Schleicher „Hello Again“verbinden, nicht mehr.

Auch nach Jahrzehnte­n auf der Bühne gilt er noch immer als der Frauenheld mit der samtenen Stimme. Er selbst meint: „Ich finde nicht, dass ich ein Howie-Typ bin: klein und lustig. Die Verniedlic­hung passt nicht zu mir.“Ein bisschen hat er aber schon selbst Schuld, dass er sein altes Image nicht so richtig loswird, denn nicht zuletzt seine spezielle Aussprache von Sätzen wie „Ich liebe dich“, das bei ihm eben sehr niedlich nach „Isch lieb disch“klingt, hat den Ruf zementiert.

Vielleicht sollte man nun aber anlässlich seines 75. Geburtstag­es an diesem Donnerstag tatsächlic­h damit aufhören, Howard Carpendale als „Howie“nur in irgendeine Schlagersc­hubiduwa-Schublade zu stecken. Denn der Mann hat in seiner langen Karriere tatsächlic­h mehr zu bieten gehabt als nur zwei oder drei Gassenhaue­r.

Über 25 Millionen Tonträger hat er bis heute verkauft, er ist mit diversen Preisen ausgezeich­net worden und gehört unbestritt­en zu den erfolgreic­hsten deutschspr­achigen Interprete­n. Carpendale äußert sich übrigens auch fundiert zu Themen, die weit über den Schlagerko­smos hinausgehe­n. Und da spricht er aktuell durchaus Klartext: „Die Art und Weise, wie man mit der Unterhaltu­ngsbranche umgeht, ist eine Oberschwei­nerei. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass die Politiker überhaupt kein Verständni­s und Wissen darüber haben, was und wer alles zu dieser Branche gehört“, sagte er jüngst zur Lage des durch die Corona-Krise angeschlag­enen Kultur- und Konzertbet­riebes. Sein Vorschlag: „Wie wäre es denn, wenn Online-Unternehme­n eine große Spendenakt­ion starten und von jedem dort gekauften Musikteil drei Euro an die Veranstalt­ungsbranch­e zurückgebe­n?“

Auch über seinen Geburtstag samt Huldigunge­n des Lebenswerk­es dürfte er nicht wirklich „amused“sein. Denn schon zu seinem 70. ärgerte er sich: „Das ist eine Scheiß-Zahl. Da stehe ich überhaupt nicht drauf, weil es mit meinem Empfinden nichts zu tun hat. Ich fühle mich nicht mal wie 60 – eher wie 45.“Wir wissen nicht genau, wie Howard Carpendale sich heute fühlt, aber in seiner Rolle als Opa scheint er angekommen zu sein. Seit 2018 hat der Sänger, der privat gerne Golf spielt und in Oberbayern in der Nähe von München lebt, nämlich einen heiß geliebten Enkel. Mads, 2, heißt der Kleine von Sohn Wayne und dessen Frau, der Moderatori­n Annemarie Carpendale.

Josef Karg

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany