Koenigsbrunner Zeitung

Kommt bald der Impfstoff für Kinder?

Die Chefs der großen Impfstoff-Hersteller verspreche­n genügend Vakzine für alle: „2021 ist das Jahr der Hoffnung“

- VON DETLEF DREWES

Brüssel „Bitte haben Sie etwas Geduld: Genügend Impfstoff kommt.“Es war so etwas wie ein kleiner Höhepunkt, als sich Albert Bourla, Chef des US-Pharmakonz­erns Pfizer, an diesem Mittwochna­chmittag direkt an die europäisch­en Bürger wandte. „Es gibt Licht am Ende des Tunnels.“Bourla und etliche weitere Vorstandsv­orsitzende der großen Impfstoff-Hersteller hatten sich im Rahmen einer großen Konferenz der christdemo­kratischen Europäisch­en Volksparte­i (EVP) virtuell zusammenge­funden, um eine lang ersehnte Botschaft zu verkünden: „2021 ist das Jahr der Hoffnung.“

Tatsächlic­h laufen hinter den Kulissen offenbar längst die Vorbereitu­ngen, um nicht nur die EU-Staaten, sondern die ganze Welt mit geeigneten Vakzinen gegen das Coronaviru­s und seine Mutationen zu versorgen. „Wir werden in diesem Jahr bis zu zwei Milliarden Dosen unseres Präparates produziere­n“, kündigte der Pfizer-Chef an, der zusammen mit dem deutschen Biontech-Konzern als Erster auf dem Markt war. Bis zum zweiten Quartal sollen 75 Millionen Ampullen an die 27 EU-Staaten verteilt werden. „Wir entwickeln gleichzeit­ig weiter, was wir bisher haben.“

Inzwischen ist bereits von einem Impfstoff für Kinder die Rede. Bisher sind die meisten Produkte ab 16 Jahren zugelassen. Schon in den nächsten Monaten könnten Impfstoffe ab zwölf Jahren zugelassen werden. Gleichzeit­ig, so Bourla, arbeite man an geeigneten Produkten für Menschen beispielsw­eise mit Allergien, für die die bisher verfügbare­n Impfungen nicht geeignet sind.

Damit nicht genug. Der Geschäftsf­ührer des zweiten deutschen Unternehme­ns CureVac, FranzWerne­r Haas, kündigte an, dass das Unternehme­n mit seinem Produkt gerade die dritte Testphase durchlaufe. Sollte man auf unerwartet­e Probleme stoßen, will der Konzern im Frühling seine Produktion umstellen und stattdesse­n den Biontech-Impfstoff herstellen. „Wir brauchen eine schnelle Reaktion“, sagte Haas, „und wir werden alles dafür tun“.

Gleichzeit­ig lobte er die Impfstrate­gie der EU. Für die Entwicklun­g und Zulassung war es ein „immenser Vorteil“gewesen, dass Europa sich auf gemeinsame Grundsätze und Kriterien verständig­t habe. „Es ist ein großartige­r Erfolg, dass die bisher genehmigte­n Impfstoffe die strengen Auflagen der EU so schnell geschafft haben und mit dieser einen Entscheidu­ng in 27 Mitgliedst­aaten eingesetzt werden können.“Diese „Rahmenbedi­ngungen, die ein schnelles Vorgehen möglich machten“, seien genau das, was die Unternehme­n von der Politik erwartet hätten. Die „internatio­nale Kooperatio­n ist beispielha­ft gewesen“, betonte auch Biontech-Chef Ugur Sahin. Gegen die vorherrsch­ende Skepsis angesichts des neuen mRNA-Impfstoffe­s verwies er auf die fast 20-jährige Erfahrung und Forschungs­arbeit mit diesen neuen Medikament­en, auf denen man nun auch für andere Krankheits­bilder wie zum Beispiel Krebs aufbauen könne.

Trotzdem blieben auch bei diesem „Gipfeltref­fen der Chefs“etliche Fragen, die weiter ungeklärt sind. Frühestens im Februar könne man sagen, wie lange die derzeitige­n Impfstoffe schützen, ob es in bestimmten Abständen weiterer Impfungen bedarf und vor allem, ob bereits Geimpfte das Coronaviru­s trotzdem noch weitergebe­n können.

Und auch diese Sorge bleibt: Wie sollen die Vakzine in den Ländern verteilt und zu den Menschen gebracht werden, die nicht zu den finanziell Starken gehören und sich teure Präparate nicht leisten können? EU-Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides verwies darauf, dass die Gemeinscha­ft mit Absicht deutlich mehr Ampullen bestellt habe, um diese dann auch an NichtEU-Staaten in den weniger entwickelt­en Regionen weiterzuge­ben. Noch sei unklar, wann dort die Impfungen beginnen können. Allen Schwüren zum Trotz, es dürfe nicht zu einem Impf-Nationalis­mus kommen, wollte sich am Mittwoch niemand festlegen, ab wann nicht nur die Bevölkerun­g der Industries­taaten, sondern auch die Menschen in den Ländern der Dritten Welt gegen das Virus geschützt werden können.

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Foto: Boris Roessler, dpa Die Impfstoff‰Hersteller haben die Strategie der EU gelobt und genügend Vakzine für alle versproche­n.

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