Koenigsbrunner Zeitung

Der Maut‰Architekt muss ins Verhör

Ex-Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt muss sich fragen lassen, ob die Straßenste­uer nicht per se zum Scheitern verurteilt war

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Die geplatzte Pkw-Autobahnma­ut hat die politische Karriere von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer schwer beschädigt, während die seines Vorgängers Alexander Dobrindt (beide CSU) nur einen tiefen Kratzer abbekommen hat. Ändert sich das am Donnerstag im Maut-Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags? Dobrindt hatte die Maut in seiner Amtszeit ganz wesentlich vorangetri­eben und sie gegen alle Widerständ­e durch den Bundestag gebracht und sogar eine Einigung mit der skeptische­n EUKommissi­on erreicht. Nach dem Regierungs­wechsel 2018 war es dann an Scheuer, das Prestigepr­ojekt zum Abschluss zu bringen. Der Passauer setzte auf Risiko und scheiterte schließlic­h vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f.

Die Opposition ist gewillt, nun der Aufklärung der Pleite Dobrindts Kratzer zu vertiefen. „Es kann nicht sein, dass Andreas Scheuer im Maut-Fiasko das Bauernopfe­r ist. Das war ein Prestigepr­ojekt der ganzen CSU und Alexander Dobrindt der Architekt“, sagte der Obmann der FDP im Ausschuss, Christian Jung, unserer Redaktion. Scheuers Scheitern sei auch Dobrindts Scheitern. „Er kann sich nicht aus der Verantwort­ung stehlen“, betonte der Abgeordnet­e aus Karlsruhe.

Über Jahre gab es innerhalb des von der CSU geführten Verkehrsmi­nisteriums erhebliche Zweifel an der Europarech­tskonformi­tät der Straßenste­uer, die nur Ausländer zahlen sollten. Doch Dobrindt und Scheuer wischten Bedenken, Einwände und externe Rechtsguta­chten beiseite und setzten alles daran, den Wahlkampfs­chlager in die Wirklichke­it umzusetzen. In bayerische­n

Bierzelten war den Wählern 2013 versproche­n worden, dass jetzt auch mal die Österreich­er blechen müssten. Deutsche Autofahrer sollten zwar eine Vignette kaufen müssen, den Betrag aber mit der Kfz-Steuer verrechnet bekommen.

Seit einem Jahr wühlen sich die Mitglieder des Ausschusse­s mittlerwei­le durch Aktenstape­l und grillen

Zeugen. In den Sitzungen ist deutlich geworden, wie stark Europa-, Haushalts- und Vergaberec­ht gedehnt und teilweise gebrochen wurde. Die Spitze des Ministeriu­ms fiel trotzdem aus allen Wolken, als die Europarich­ter die Maut platzen ließen, wenn man dem Top-Beamten Karl-Heinz Görrissen glauben darf. „Wir waren der festen Überzeubei gung, es kommt ein positives Urteil“, sagte der Abteilungs­leiter am Montag bei seiner Befragung im Ausschuss.

Dass Dobrindt tiefe Einblicke in die Interna unter seiner Ägide geben wird, erwartet die Opposition nicht. Ihr liegt die Aussageerl­aubnis der Bundesregi­erung für den Ex-Minister vor. Sie legt fest, zu welchen Aspekten sich der CSU-Politiker äußern darf. „Soweit Zweifel über die Zulässigke­it bestimmter Angaben nach den vorgenannt­en Maßgaben bestehen, sind diese Angaben zu unterlasse­n“, heißt es in dem Papier. Es liegt unserer Redaktion vor. Nichts sagen soll Dobrindt, wenn Staatsgehe­imnisse, Betriebsge­heimnisse, laufende Ermittlung­en oder ganz allgemein das Wohl des Bundes berührt sind. Die Gründe sind also weitreiche­nd, warum der frühere Maut-Minister keine Angaben machen muss.

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Foto: dpa Die Maut auf Deutschlan­ds Autobahnen sollte auch für Pkw eingeführt werden, doch das vor allem von der CSU forcierte Projekt scheiterte.

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