Koenigsbrunner Zeitung

Homeoffice soll steuerlich begünstigt werden

Der bayerische Homeoffice-Gipfel endet mit einer Selbstverp­flichtung. Nun wird im Bundestag diskutiert

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

München Bayern geht wieder voran. Diese Botschaft war Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nach dem Homeoffice-Gipfel in der Staatskanz­lei dann doch wichtig. Seit einigen Tagen wird in Deutschlan­d intensiv darüber diskutiert, ob man Arbeitgebe­r, die sich weigern, ihre Mitarbeite­r von zu Hause aus arbeiten zu lassen, nicht stärker in die Pflicht nehmen müsste. Denn trotz hoher Infektions­zahlen, neuer Virusmutat­ionen und weitgehend­er Einschränk­ungen in vielen Lebensbere­ichen arbeiten derzeit angeblich weniger Menschen von zu Hause als noch im Frühjahr.

Gewerkscha­ften, Arbeitgebe­r und Staatsregi­erung haben sich nun beim eilig einberufen­en Spitzentre­ffen darauf geeinigt, mehr Homeoffice anzubieten, aber dafür weiterhin auf eine gesetzlich­e Regelung zu verzichten. Damit das klappt, sollen steuerlich­e Anreize für Unternehme­n geschaffen werden, die mehr Beschäftig­te ins Homeoffice entlassen. Söder denkt dabei an großzügige Abschreibe­möglichkei­ten. Für den größten Arbeitgebe­r in Bayern, den Freistaat selbst, soll ein Anspruch auf Homeoffice für Beschäftig­te festgeschr­ieben werden.

„50 Prozent der Arbeitsplä­tze beim Staat sind grundsätzl­ich homeoffice­fähig“, sagte Söder. Wer einen davon hat, kann künftig auf Antrag ins Homeoffice wechseln. In der Wirtschaft eignen sich laut Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (FW) 40 Prozent der Arbeitsplä­tze dafür. Trotz großer Anstrengun­gen sei bei der Umsetzung noch „Luft nach oben“, sagte Aiwanger.

Aus der Wirtschaft sieht man die Gipfelerge­bnisse als Bestätigun­g. Audi-Chef Markus Duesmann sagte unserer Redaktion: „Wir haben umfangreic­he Schutzmaßn­ahmen sowohl in der Produktion als auch auf dem Werksgelän­de in Ingolstadt und Neckarsulm etabliert, die sich bewähren. Zusätzlich nutzen viele Audianerin­nen und Audianer die Möglichkei­t, im Homeoffice zu arbeiten.“Auch die Gewerkscha­ften können mit der Lösung gut leben. Der DGB Bayern und der Verband der Bayerische­n Wirtschaft veröffentl­ichten sogar eine gemeinsame Stellungna­hme, in der sie betonen, dass die Erfahrunge­n aus den derzeitige­n Notmaßnahm­en später ausgewerte­t und dann auf Unternehme­nsebene die Weichen für die zukünftige Arbeitsges­taltung gestellt werden müssten.

Für Familien biete Homeoffice auch Chancen, etwa durch gewonnene Zeit bei sonst langen Arbeitsweg­en, sagte Arbeitsmin­isterin Carolina Trautner. Sie betonte aber auch: „Der Arbeitssch­utz macht im Homeoffice keine Pause.“Das dürfte die Begeisteru­ng fürs Homeoffice bei vielen Firmen bisher gebremst haben. Denn wie der Augsburger Arbeitsrec­htler Peter Härtl von der Kanzlei Seitz Weckbach Fackler & Partner erläutert, wird gesetzlich üblicherwe­ise unterschie­den zwischen Homeoffice-Tätigkeit, bei der die Arbeitnehm­er immer von zu Hause arbeiten, und mobilem Arbeiten, bei der die Arbeitnehm­er mit ihrem Laptop quasi von überall aus arbeiten können. Für beides gelten aber unterschie­dliche Anforderun­gen, etwa in Bezug auf Datensiche­rheit oder Arbeitssch­utz. Er rate Arbeitgebe­rn beim Thema Homeoffice daher immer, einvernehm­liche Lösungen zu suchen und die Rahmenbedi­ngungen in einer Betriebsve­reinbarung festzuschr­eiben.

Für die Opposition ist das Thema damit noch nicht erledigt. Auf Antrag der Grünen soll der Bundestag am Donnerstag über das Thema diskutiere­n. Die Bundesregi­erung setzt dagegen weiter auf Freiwillig­keit. Das machte eine Sprecherin in Berlin deutlich.

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