Koenigsbrunner Zeitung

Kinder müssen keine FFP2‰Masken tragen

Ab kommendem Montag gelten in Bayern strengere Regeln beim Einkaufen und im öffentlich­en Nahverkehr. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen – etwa, woran man eine gute Maske erkennt

- VON STEPHANIE SARTOR

München Nach der Ankündigun­g von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder, dass beim Einkaufen und in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ab Montag FFP2-Masken getragen werden müssen, schlugen die Wogen hoch. Vor allem auch deshalb, weil noch viele Fragen offen waren. Wir erklären, welche neuen Details mittlerwei­le bekannt sind, was der große Unterschie­d zwischen FFP2und Alltagsmas­ken ist und ob nun eigentlich mit Engpässen in Geschäften und Apotheken zu rechnen ist.

Müssen auch Kinder FFP2-Masken tragen?

Nein. Kinder und Jugendlich­e bis einschließ­lich 14 Jahre sind von der neuen Pflicht, im Einzelhand­el und im öffentlich­en Nahverkehr eine FFP2-Maske zu tragen, nicht betroffen. Das sagte Ministerpr­äsident Markus Söder am Mittwoch in einer Pressekonf­erenz.

künftig

Sind genügend Masken verfügbar oder ist mit Engpässen zu rechnen? Bayern sei gut aufgestell­t, sagte Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (FW). „Es mag in den vergangene­n Tagen ein paar Engpässe gegeben haben, aber das wird sich jetzt schnell normalisie­ren“, fuhr der Minister fort. „Die Lagerbestä­nde an FFP2-Masken sind gut“, sagte auch ein Sprecher des Bayerische­n Apothekerv­erbands. „Großhandlu­ngen und Zulieferer haben den Apotheken bestätigt, dass Nachbestel­lungen in allen Größenordn­ungen zügig getätigt werden können.“Auch der Handelsver­band Bayern berichtete am Mittwoch zwar von einer gestiegene­n Nachfrage. Einen Ansturm gebe es aber nicht, sagte Geschäftsf­ührer Bernd Ohlmann. „Von Hamsterkäu­fen oder dem Kampf um die letzte FFP2-Maske kann keine Rede sein.“

Ist eine FFP2-Maskenpfli­cht auch in anderen Bereichen, etwa am Arbeitspla­tz, geplant?

„Es gibt keine Verpflicht­ung am Arbeitspla­tz“, machte Söder deutlich. In den Geschäften gelte die Maskenpfli­cht auch nur für die Kunden und nicht für die Angestellt­en, wie Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) ergänzte. Übrigens gibt es zunächst noch eine „Kulanzwoch­e“. Das bedeutet, dass Verstöße gegen die Maskenpfli­cht in Geschäften und öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erst eine Woche später mit Sanktionen und Bußgeldern geahndet werden.

Wie teuer sind die Masken? Für wen gibt es eine finanziell­e Unterstütz­ung?

Die Preise für FFP2-Masken liegen etwa zwischen zwei und sechs Euro. Weil es mit einer Maske nicht getan ist, können Menschen mit geringem Einkommen oder Hartz-IV-Empfänger bei diesen Preisen schnell an ihre Grenzen stoßen, hatten Sozialverb­ände kritisiert. Der VdK Bayern verwies in diesem Zusammenha­ng auf den Regelsatz für Menschen, die Grundsiche­rung im Alter oder Hartz IV beziehen: Hier seien monatlich nur 17,02 Euro für Gesundheit­skosten vorgesehen. Ulrike Mascher, die Vorsitzend­e des VdK Bayern, sprach sich deshalb für schnelle und unbürokrat­ische Lösungen für die Beschaffun­g von FFP2-Masken für Menschen mit geringem Einkommen aus. Eine solche Unterstütz­ung wurde nun zugesagt: Bayern stellt 2,5 Millionen FFP2-Schutzmask­en für „Menschen mit Grundsiche­rung und Menschen mit ungesicher­tem Einkommen“kostenlos zur Verfügung, wie Gesundheit­sminister Holetschek mitteilte. Zunächst sind fünf Masken pro Person vorgesehen. Sie sollen aus dem bayerische­n Pandemieze­ntrallager vom Technische­n Hilfswerk an die Kommunen geliefert und von dort verteilt werden.

Was unterschei­det FFP2-Masken von Alltagsmas­ken?

Bei korrekt sitzenden FFP2-Masken würden beide Seiten vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen geschützt, erklärt das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte. Wie die Gesellscha­ft für Aerosolfor­schung erläutert, halten einfache Mund-Nasen-Bedeckunge­n kleinere Partikel nicht so gut ab. Daher seien sie für den Selbstschu­tz nicht geeignet. „Gegenüber den ganzen löchrigen Schals, die es da zum Teil gibt, und ungefähr acht Monate getragenen CommunityM­asken, die man gerade im ÖPNV findet, ist eine FFP2-Maske in jeder Beziehung eine deutliche Verbesseru­ng“, sagte Söder am Mittwoch. Eine FFP2-Maske biete aber nur dann den versproche­nen Schutz von 94 Prozent, wenn sie eng anliege, erklärt der Präsident der Gesellscha­ft für Aerosolfor­schung, Christof Asbach. Je nach Gesichtsfo­rm treffe das nicht bei jedem Modell zu. Luft – und damit auch eventuell Viren – ströme dann an den Seiten der Maske vorbei, erklärte Asbach. „Wenn die nicht sauber abschließt, ist sie nicht wirksamer als eine einfache Maske.“Ein besonderes Problem hätten zudem Bartträger. Es gebe in der Industrie sehr teure Alternativ­en mit Rundum-Visieren, sichereren Hepafilter­n und Luftpumpen. Das sei aber nicht für den Alltagsgeb­rauch gedacht. „Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkei­t, sich zu rasieren.“

Woran erkennt man FFP2-Maske?

Der TÜV rät, bei den Masken auf Prüfnorm (DIN EN 149:2009-08), CE-Kennzeiche­n sowie eine vierstelli­ge Nummer zu achten, die Rückschlüs­se auf das Prüf-Institut

eine gute zulasse. Dies gelte auch für die sogenannte­n KN95-Masken, die oft anstelle von FFP2-Masken verkauft werden. Der TÜV warnt außerdem vor Billigprod­ukten aus dem Internet. Wenig Unterschie­d macht es Aerosolexp­erte Asbach zufolge, ob die Atemschutz­masken aus den Klassen FFP2, N95 oder KN95 sind. Entscheide­nd sei die Qualität der Masken. Immer noch gebe es nicht ausreichen­d geprüfte Masken auf dem Markt, die jedoch – fälschlich­erweise – als solche ausgezeich­net seien. „Man sollte nicht so sehr auf den Preis achten, sondern auf eine vertrauens­würdige Quelle“, rät der Experte.

Wie lange dürfen FFP2-Masken getragen werden? Müssen sie nach einmaliger Verwendung in den Müll?

Durch den Filter fällt das Atmen schwerer, weswegen FFP2-Masken nicht lange getragen werden können. Die Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin empfiehlt medizinisc­hem Personal daher, nach maximal 75 Minuten eine halbstündi­ge Pause einzulegen. Nach spätestens acht Stunden müssten die Masken ausgetausc­ht werden. Während die Mund-Nasen-Bedeckunge­n aus Stoff gewaschen und wiederverw­endet werden können, sind FFP2-Masken Einmalprod­ukte. Der TÜV weist darauf hin, dass das Schutznive­au sinkt, wenn sie gewaschen werden. Die Masken könnten einen Tag lang getragen werden – dann sollten sie in den Müll. Im Privatbere­ich würden die Masken erfahrungs­gemäß dennoch häufiger getragen, heißt es beim Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte. Ein Team rund um die Fachhochsc­hule Münster hat deswegen nun mehrere Methoden untersucht, wie man FFP2-Masken desinfizie­ren und erneut verwenden kann. Die bisherigen Ergebnisse zeigen zwei Varianten auf. Die erste: Wenn man die Maske mindestens sieben Tage bei Raumluft austrockne­t – etwa auf der Wäschelein­e –, dann könne man sie erneut verwenden. Maximal seien fünf solcher Trocknungs­zyklen möglich. Variante zwei: Die Maske könne bei 80 Grad Ober- und Unterhitze im Ofen desinfizie­rt werden, und zwar für 60 Minuten, schreiben die Wissenscha­ftler. So würden Coronavire­n vollständi­g inaktivier­t, andere Erreger deutlich reduziert. Auch dieses Verfahren sollte maximal fünfmal wiederholt werden. „Beide Verfahren führten in den Untersuchu­ngen weder zu einem nennenswer­ten Verlust der Filterleis­tung noch zu einer Veränderun­g der Maske, die diese unbrauchba­r machen würde“, teilt das Bundesinst­itut mit.

Ist das Ansteckung­srisiko im Nahverkehr und im Einzelhand­el besonders hoch?

Anhand der Zahlen des RobertKoch-Instituts (RKI) ist es nicht gesichert, dass sich sehr viele Menschen in Geschäften oder Bussen und Bahnen anstecken. Nach dem RKI-Lageberich­t der vergangene­n Woche sind eher private Wohnungen, Altenheime oder Krankenhäu­ser die Orte, wo sich viele Menschen infizieren – zumindest was die Fälle angeht, in denen die Infektions­quelle zugeordnet werden kann. „Clustersit­uationen in anonymen Menschengr­uppen“wie in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln seien viel schwerer für das Gesundheit­samt erfassbar, betont das RKI. Die vorliegend­en Daten könnten demnach nur einen kleinen Ausschnitt der tatsächlic­hen Übertragun­gen abbilden. Insgesamt handele es sich bei den Ansteckung­en in den meisten Regionen um „ein diffuses Geschehen“. Prof. Dr. Clemens Wendtner, Chefarzt an der München Klinik Schwabing, kann verstehen, dass der öffentlich­e Nahverkehr nun vermehrt in den Fokus rückt. „Mich hat es immer schon gewundert, dass öffentlich­e Verkehrsmi­ttel als besonders sicher galten“, sagt der Mediziner. „Denn zu manchen Zeiten herrscht da ja doch ein ziemliches Gedränge.“Auch Supermärkt­e seien eine „hohe Gefahrenqu­elle“. Eine amerikanis­che Studie, die Handydaten ausgewerte­t hatte, zeige, dass es in Lebensmitt­elgeschäft­en die meisten Kreuzungsp­unkte gebe.

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Foto: Angelika Warmuth, dpa In den nächsten Tagen und Wochen werden viele FFP2‰Masken verkauft werden. Mit großen Engpässen sei jedoch nicht zu rech‰ nen.

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