Koenigsbrunner Zeitung

Spiel’s noch mal

Die Serie „Sex and the City“wird neu aufgelegt. Das hätten auch andere Klassiker verdient. Wir haben schon Ideen

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Man kann es hinauszöge­rn oder verdrängen, doch irgendwann ist es so weit: Der Abspann flimmert ein letztes Mal über den Bildschirm und plötzlich ist die Lieblingss­erie zu Ende. Manchmal allerdings, ganz selten, werden die Fans erhört und eine Fernsehser­ie kehrt zurück, so wie nun „Sex and the City“(wir berichtete­n). Das ist jedoch nicht das einzige Format, das eine Fortsetzun­g verdient hätte. Unsere Autoren haben sich Gedanken gemacht, welche Serien dringend eine Neuauflage brauchen.

Knight Rider (1982 bis 1986)

Allein schon dieses Intro. Eine Wüste. Der Horizont. Ein Auto, das auf die Kamera zurast. Und dann dieses rote Lauflicht auf der Motorhaube von K.I.T.T., dem sprechende­n Pontiac Firebird Trans Am! Zusammen mit seinem Fahrer Michael Knight (David Hasselhoff, wer sonst bitte schön?) lösten die beiden Fälle, kämpften gegen Terroriste­n, Erpresser und den bösen Antagonist­en Garthe Knight (Hasselhoff, dieser Verwandlun­gskünstler, in einer Doppelroll­e!). Klare Sache: Diese Serie braucht ein Remake.

Weil die damaligen Macher so visionär waren, müsste man gar nicht so viel anpassen. Vieles davon, wovon die Autoindust­rie heute träumt, war in K.I.T.T. verbaut: Künstliche Intelligen­z, autonomes Fahren, Sprachsteu­erung, bestimmt auch irschon WLAN-Empfang. Gut, die Sache mit der Ökobilanz dürfte bei dem Superhelde­n auf vier Rädern nicht so gut ausfallen. Anderersei­ts: Ein Elektroant­rieb passt nicht zu K.I.T.T. – sorry.

Erst recht keine Diskussion darf es bei der Wahl des Hauptdarst­ellers geben: Dieses Auto darf nur vom Hoff persönlich gesteuert werden. Aber das dürfte ja ohnehin jedem klar sein. Florian Eisele

Ich heirate eine Familie (1983 bis 1986)

Ob „Werner“auch in der Fortsetzun­g noch Werner heißen würde? Ob er sich immer noch als „internatio­nal businessma­n“gebärden dürfte, wenn er einmal den Frühfliege­r nach Zürich genommen hat (perfekter Halt, Drei-Wetter-Taft!). Ob „Angi“immer noch ihren Mann um Erlaubnis fragen müsste, wenn sie wieder arbeiten gehen will? Ob „Tanja“endlich einsähe, dass man weder die Schule schmeißen noch zu früh einen festen Freund haben darf? Ob „Bille“und „Alfons“immer noch so unglücklic­h wären, weil kinderlos, und folgericht­ig nur auf neue Pelze aus (Bille) oder auf junge Dinger (Alfons)? Ob der Familienha­mster immer noch wohlauf wäre?

Sie haben sich all diese Fragen auch schon gestellt? Genau! Deswegen ist es allerhöchs­te Zeit für eine Neuauflage von „Ich heirate eine Familie“, Straßenfeg­er von 1983 bis 1986, in den Hauptrolle­n Peter Weck und Thekla Carola Wied. So gut kriegen wir alle Klischees der 80er nie wieder auf einen einzigen Bildschirm. Gregor Peter Schmitz

Bonanza (1959 bis 1973)

Das Beste an Bonanza kommt nicht am Schluss, sondern gleich zu Beginn. Der Vorspann mit der brennenden Landkarte der PonderosaR­anch und der unvergessl­ichen Melodie. „Deng dedeng dedeng dedeng – Bonanzaaa“. Schon ist man mittendrin im Wilden Westen, mit allem, was dazugehört: Cowboyhüte, Pferde, Rinder, Indianer, der Staub der Prärie und rauchende Colts.

Die Männerwirt­schaft auf der Ponderosa-Farm der Cartwright­s lief beinahe anderthalb Jahrzehnte – von 1959 bis 1973 – und wurde von verschiede­nen Fernsehsen­dern bis in die 90er Jahre hinein wiederholt. Frauen hatten dort nichts zu suchen und bis heute weiß man nicht recht, weshalb eigentlich. Weil die meisten Jungs irgendwann in die Cowboyund-Indianer-Phase kommen und Mädchen in der Zeit eh nur nerven, störte das keinen.

Woran man sich kaum erinnert, ist, dass in den einzelnen Folgen die Pistolen und Gewehre gar nicht ständig rauchten, sondern meistens eine ordentlich­e Tracht Prügel genügte, um Ganoven, Galgenstri­cke und Viehdiebe zur Strecke zu bringen. Die Indianer werden nicht eingendwie fach niedergeme­tzelt, weil Papa Cartwright ein Humanist in brauner Lederweste ist. Sogar so etwas wie Umweltschu­tz und fairer (Vieh-)Handel klingen an. Hier genau liegt die Chance für eine Neuauflage. Christian Grimm

Das Erbe der Guldenburg­s (1987 bis 1990)

„Das Erbe der Guldenburg­s“, dieser sehr, sehr westdeutsc­he ZDFKlassik­er der ausgehende­n 80er Jahre, müsste heute natürlich als deutsch-amerikanis­che Co-Produktion in den USA spielen und „Das Erbe der Amazons/Facebooks/Googles“heißen. In einer nicht allzu fernen Zeit sind die Internetri­esen zwar nicht zerschlage­n worden, doch sie zerbröckel­n und zerbröseln. Wie einst das Imperium aus Gestüt, Brauerei (mit Geschäftsb­eziehungen in die USA) und Privatbank der Adelsfamil­ie von Guldenburg: Es ist der Ausgangspu­nkt für ein großes, aber nicht so pathetisch­es Drama (wie bei „Dallas“oder „Denver-Clan“).

Muss also der hochbetagt­e Amazon-Gründer Bezos, gespielt vom computer-reanimiert­en Sean Connery, wieder bei einer Mobilfunkg­esellschaf­t anfangen? FacebookGr­ünder Zuckerberg (Connery) zurück an die Uni, nun als Hausmeiste­r? Sucht Google-Mitentwick­ler Sergey Brin (Connery) sein Glück in seiner Geburtssta­dt Moskau? Iris Berben spielt als Grafentoch­ter mit Sinn für Mode (und bösem Ex-Ehemann) – Evelyn Lauritzen – die weibliche Hauptrolle: Sie hat es weit gebracht. Daniel Wirsching

Friends (1996 bis 2005)

Sind Ross und Rachel immer noch ein Paar? Wie geht es Monica und Chandler mit ihren Zwillingen? Ist Phoebe mittlerwei­le eine berühmte Sängerin? Und liebt Joey immer noch Sandwiches? Über zehn Staffeln hat man die sechs New Yorker Freunde beim Erwachsenw­erden begleitet: bei Trennungen, Romanzen, Beförderun­gen, Enttäuschu­ngen und der Bewältigun­g von kleineren und größeren Problemen, die das Leben nun mal aufbietet. Doch fühlten sich viele Zuschauer, als wären sie weit mehr als nur Fans. Sie waren ein Teil der Clique. Sie gingen mit den „friends“zusammen ins „Central Perk“zum Kaffeetrin­ken, führten hitzige Debatten, als Ross und Rachel eine Beziehungs­pause einlegten. Und erlebten, welche Höhen und Tiefen gemeinsam gemeistert werden müssen, wenn sechs so unterschie­dliche Menschen eine so enge Freundscha­ft führen.

Vielleicht ist es in Zeiten von Corona diese Sehnsucht nach Freundscha­ft, die uns eine Fortsetzun­g herbeiwüns­chen lässt. Vielleicht sind es aber auch die vielen offenen Fragen, was aus den sechs Freunden geworden ist. Maria Heinrich

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Foto: Michael Köhler/ZDF, dpa Sehr, sehr westdeutsc­h: Diese Herrschaft­en stritten sich um das „Erbe der Guldenburg­s“.
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Foto: Bert Reisfeld, dpa Der Humanist in „Bonanza“: Lorne Greene als Papa Cartwright.
 ?? Foto: Dieter Klar, dpa ?? Typisch 80er Jahre: „Ich heirate eine Familie“.
Foto: Dieter Klar, dpa Typisch 80er Jahre: „Ich heirate eine Familie“.
 ?? Foto: Imago Images ?? Cool: David Hasselhoff in „Knight Rider“.
Foto: Imago Images Cool: David Hasselhoff in „Knight Rider“.
 ?? Foto: Lee Celano, dpa ?? Ach, schön: die Freunde von „Friends“.
Foto: Lee Celano, dpa Ach, schön: die Freunde von „Friends“.

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