Koenigsbrunner Zeitung

Keiner kommt an King Kazu vorbei

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Die japanische­n Einflüsse auf den Weltfußbal­l erfahren für gewöhnlich viel zu wenig Wertschätz­ung. Als da wären etwa zu nennen: der kulturelle Input von Captain Tsubasa aus dem Comic Super Kickers (der sich durch völlig überzeichn­ete, aber amüsante Spezialbew­egungen wie den simultanen Dreifach-Fallrückzi­eher auszeichne­t), die Zweikampfs­tärke von Makoto Hasebe und die unglaublic­he Ausdauer von Kazuyoshi Miura.

Für diejenigen, denen der Name Miura nichts sagt: Bei King Kazu, wie der Japaner von seinen Fans genannt wird, handelt es sich um den ältesten Fußballpro­fi der Welt. Kurz vor seinem 54. Geburtstag Ende Februar hat der Mittelstür­mer noch eine Saison beim Yokohama FC drangehäng­t – warum auch nicht: Nach dem Aufstieg mit seinem Klub hat Miura in seinem zehnten Karrierefr­ühling den Klassenerh­alt perfekt gemacht.

Der quietschfi­dele Fußball-Greis hat in seiner Karriere vieles gesehen: Mit 15 Jahren (also im Jahr 1982) der Wechsel nach Brasilien, spätere Stationen waren Klubs in Kroatien, Australien, Italien und eben Japan. Titel gab es zuhauf, Mitte der 90er war er sogar für den Titel des Weltfußbal­lers nominiert. Junge Hüpfer kommen, werden alt und gehen wieder – doch King Kazu bleibt. Auch wenn die Einsätze spärlicher geworden und die Haare ergraut sind: An ihm kommt keiner vorbei, gegen ihn wirken Bundesliga-Oldies wie Claudio Pizarro (Karriereen­de mit 41) oder Klaus „Tanne“Fichtel, 43, wie Jungspunde, die überhastet und viel zu früh die Schuhe an den Nagel gehängt haben. Das auf Fichtel gemünzte Spruchband „Der Wald stirbt, Tanne steht!“ist schon längst überholt, während Miura einfach läuft, läuft und läuft.

Miura ist mittlerwei­le mehr als nur ein Fußballpro­fi, sondern Projektion­sfläche für in die Jahre gekommene Hobbysport­ler auf dem Planeten: Auch wenn die Muskeln zwicken – Schweiß sind nur Freudenträ­nen, die den Körper verlassen. Sei hart, sei zäh – sei wie King Kazu. Der spürt zwar auch den Zahn der Zeit, erlaubt diesem aber nicht, über sein Karriereen­de zu entscheide­n. Und aller Voraussich­t nach ist auch der aktuelle, gerade unterschri­ebene Vertrag nicht der letzte von King Kazu. In einer Stellungna­hme des Vereins wird er wie folgt zitiert: „Meine Bestrebung­en und meine Leidenscha­ft für Fußball nehmen nur noch zu.“

Hört sich nach einer Drohung an.

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Kazuyoshi Miura
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