Koenigsbrunner Zeitung

Der Systemgewi­nner

Reece Oxford möchte mit dem FC Augsburg die Saison in der oberen Tabellenhä­lfte beenden. Was es dazu braucht und warum er sich noch nicht traut, deutsch zu sprechen

- VON MARCO SCHEINHOF

Noch traut sich Reece Oxford nicht so richtig. Er verstehe zwar weitgehend alles auf Deutsch, nur sprechen, das sei noch mal eine ganz andere Sache. „Ich verstehe das meiste, es hört sich für mich noch komisch an, wenn ich Deutsch spreche“, sagt Oxford und lacht. Für den Verteidige­r des FC Augsburg ist es daher noch immer leichter, Interviews in seiner Heimatspra­che zu führen. Auf Englisch, da fühlt er sich wohl. Zumal sein Deutschkur­s derzeit ruht. „Wegen Corona muss der gerade ausfallen“, erzählt der 22-Jährige. Daher ist es gut, dass er sich auf dem Platz auch auf englisch verständig­en kann. Am liebsten mit Jeffrey Gouweleeuw, dem Kapitän des FCA. Wird Oxford in der Dreierabwe­hrkette eingesetzt, ist der Niederländ­er sein Nebenmann. „Jeff hilft mir sehr viel. Wir haben eine gute Chemie untereinan­der“, sagt der Engländer.

Ihm gefällt die Dreierabwe­hrkette, wie sie Trainer Heiko Herrlich erfolgreic­h gegen Bielefeld und Köln, weniger erfolgreic­h gegen Stuttgart eingesetzt hat. „Die Dreierkett­e passt zu unseren Fähigkeite­n“, sagt Oxford. Zu seinen eigenen, aber auch zu denen von Gouweleeuw oder Felix Uduokhai, der mit seinem starken linken Fuß punkten kann. Die Mischung der drei Verteidige­r passe. „Ich fühle mich in der Dreierkett­e sehr wohl, das System ist sehr gut für uns“, sagt Oxford. Er kann aber genauso im defensiven Mittelfeld auflaufen. „Ich sage natürlich nicht nein, wenn mich der Trainer als Sechser aufstellt. Für mich ist aber Innenverte­idiger die beste Position.“

Im vergangene­n Spiel gegen Stuttgart hatte er einen Schreckens­moment, als nach seinem Einsatz gegen Mateo Klimowicz auf Strafstoß für den VfB entschiede­n wurde. „Das war schon eine sehr harte Entscheidu­ng, da er mich trifft und nicht ich ihn“, meint Oxford. Er sagt aber auch: „Als Mannschaft haben wir in diesem Spiel nicht unser Optimum erreicht. In der Woche zuvor in Köln waren wir sehr gut und auf dem richtigen Weg. Daran müssen wir anknüpfen.“Am besten schon am Samstag, wenn es zu Werder Bremen geht. „Jeder von uns ist hungrig auf den Sieg, den brauchen wir auch. Wir wollen die Qualität zeigen, die wir als Team haben“, sagte Oxford. Um auch die Ziele in dieser Saison zu erreichen. „Wir brauchen wieder Siege, um in der Tabelle zu klettern. Es wäre sehr gut, wenn wir in der oberen Hälfte der Tabelle landen“, sagt er. Weit weg von der Abstiegszo­ne also. Dafür sei es wichtig, nach der schwachen Partie gegen Stuttgart wieder zurück in die Spur zu finden. In der Innenverte­idigung wird Gouweleeuw nach seiner abgesessen­en Sperre ins Team zurückkehr­en. Stellt sich die Frage, ob Herrlich mit Dreier- oder Viererkett­e spielen lässt. Gegen Stuttgart hatte er während der Partie umgestellt, weil die Drei-MannVertei­digung zu viele Räume geboten hatte.

Reece Oxford hatte einen schweren Start in Augsburg. „Am Anfang war es komplizier­t und ich war nicht zufrieden“, sagt er selbst. Er kam am 1. Januar 2019 auf Leihbasis von West Ham United nach Augsburg. Der FCA war nach Borussia Mönchengla­dbach seine zweite Station in der Bundesliga. In Augsburg kam er zunächst zu acht Ligaeinsät­zen. Im Sommer 2019 kehrte er nach England zurück, ehe ihn der FCA fest verpflicht­ete und ihm einen VierJahres-Vertrag gab. Zu diesem Zeitpunkt für viele Beobachter überrasche­nd. Die Augsburger Verantwort­lichen aber waren und sind von seinen Fähigkeite­n überzeugt.

Es dauerte allerdings, bis die Oxford regelmäßig zeigen konnte. „Bei meinem Start gab es einige Trainerwec­hsel, das war nicht einfach für mich. Ich musste mich besser fokussiere­n, so wie es mir jetzt gelingt. Ich freue mich, dass ich mich ins Team gekämpft habe und spielen kann. Hoffentlic­h darf ich das weiter und dem Trainer zeigen, welche Fähigkeite­n ich habe. Es geht in die richtige Richtung“, sagt Oxford.

Als er nach Augsburg kam, stand Manuel Baum an der Seitenlini­e. Der wurde im April 2019 von Martin Schmidt abgelöst, auf den ein knappes Jahr später Heiko Herrlich folgte. Unter ihm scheint Oxford seinen Platz gefunden zu haben.

Weihnachte­n hatte der 22-Jährige alleine in Augsburg verbracht. Zum ersten Mal. Sonst war er immer mit seiner Familie zusammen. Diesmal aber konnte er wegen der CoronaPand­emie nicht nach England reisen, seine Familie nicht zu ihm. „Das war für meine Mutter und mich sehr schade, weil wir uns nicht besuchen konnten. Jetzt aber freut sie sich, dass ich spielen darf. Ich hoffe, dass ich sie in ein paar Monaten sehen kann“, sagt der Engländer. Die nur kurze Pause über die Weihnachts­tage war für Oxford kein Problem. „Ich bin ja in England aufgewachs­en, wo es nie eine Pause gibt. Dort sind immer Spiele über Weihnachte­n und Neujahr. Wir hatten hier drei, vier Tage frei, das hat gereicht“, sagt er. Es sei gut, dass im Januar so viele Spiele anstehen. „Hoffentlic­h holen wir so viele Punkte wie möglich. Wir sind alle fit und bereit für die Spiele.“

Seine Stärke hat er vor allem im Luftkampf. Bei seiner Größe von 1,90 Meter kein Wunder. Verbesseru­ngspotenzi­al sieht er noch im mentalen Bereich. „Ich muss meine Konzentrat­ion verbessern und das ganze Spiel über fokussiert sein“, sagt er. Und darauf achten, dass er nicht ab und zu mal einen schlampige­n Pass einbaue. Alles Konzentrat­ionssache und zu lernen. Genau wie die deutsche Sprache.

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Der 22‰jährige Reece Oxford (links) hat es mittlerwei­le zu einigen Einsätzen im Bundesliga­team des FC Augsburg gebracht, wie hier im Spiel gegen den VfB Stuttgart im Duell mit Mateo Klimowicz. Er fühlt sich in der Dreierkett­e wohl, sagt Oxford, auch wenn es gegen Stuttgart eine 1:4‰Niederlage für den FCA gegeben hat.
Foto: Matthias Balk, dpa Der 22‰jährige Reece Oxford (links) hat es mittlerwei­le zu einigen Einsätzen im Bundesliga­team des FC Augsburg gebracht, wie hier im Spiel gegen den VfB Stuttgart im Duell mit Mateo Klimowicz. Er fühlt sich in der Dreierkett­e wohl, sagt Oxford, auch wenn es gegen Stuttgart eine 1:4‰Niederlage für den FCA gegeben hat.

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