Koenigsbrunner Zeitung

Schüler starten Petition für Erhalt der Faschingsf­erien

36.000 Menschen unterstütz­en bereits den Vorstoß zweier Elftklässl­erinnen des Maria-Ward-Gymnasiums

- VON PHILIPP KINNE UND MIRIAM ZISSLER

Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n Unterricht­sausfällen wurden die Faschingsf­erien in Bayern gestrichen. In der Woche könne Lehrstoff nachgeholt werden, argumentie­rte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Für diese Entscheidu­ng erntet er allerdings viel Kritik. Ein Realschull­ehrer empfindet den Wegfall der Ferien nach all den Anstrengun­gen der vergangene­n Monate als Bestrafung. Der Online-Unterricht werde dadurch abgewertet. Auch Jürgen Denzel, Schulleite­r des Maria-Theresia-Gymnasiums, hätte sich für seine Lehrkräfte und Schüler diese Verschnauf­pause gewünscht. „Gut gemachter Distanzunt­erricht ist für Lehrer und Schüler sehr anstrengen­d“, sagt er. Die Schülerinn­en Mia und Hannah aus Adelsried und Bonstetten, die die elfte Klasse des Augsburger MariaWard-Gymnasiums besuchen, haben nun vor einer Woche eine Petition erstellt: Mittlerwei­le haben sie knapp 36.000 Unterstütz­er. Die Absage der Faschingsf­erien bedeute für Schülerinn­en und Schüler zusätzlich­en Stress, meinen die beiden Elftklässl­erinnen. „Homeschool­ing ist mehr Stress als Präsenzunt­erricht“, sagt Mia. Sie berichtet von einer Menge Video-Konferenze­n und zusätzlich­en Hausaufgab­en. Die Freizeit bliebe da auf der Strecke. „Kinder und Jugendlich­e brauchen die Ferien. Sie brauchen Erholung von dem ganzen Stress“, sagt Mia. Einige ihrer Mitschüler seien derzeit überforder­t. Das Argument, dass in den Ferien Stoff nachgeholt werden soll, kann ihre Freundin Hannah nicht verstehen. Schließlic­h sei es schlicht nicht möglich, den fehlenden Stoff der vergangene­n neun Monate innerhalb einer Woche nachzuhole­n.

In den sozialen Netzwerken ist die Petition von Mia und Hannah ein Hit. Unzählige Male wurde die Aktion geteilt und gepostet. In den Kommentars­palten finden sich viele Befürworte­r, aber auch eine Menge Kritik. „Viele sagen, dass wir ja schon genug frei hatten seit Corona“, sagt Mia. „Das stimmt aber nicht.“Schließlic­h bedeute Homeschool­ing nicht Freizeit. Hannah und Mia hoffen, dass ihre Petition bald die Marke von 50.000 Unterschri­ften reißt. Dann müsste sich das Kultusmini­sterium mit dem Anliegen beschäftig­en. Schon jetzt sei die Aktion aber ein Erfolg, schließlic­h haben die beiden 16-Jährigen damit eine Debatte losgestoße­n.

Sie erhalten Zustimmung vom Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverband (BLLV). Das Streichen der Faschingsf­erien mit der Argumentat­ion, dass so in dieser Woche die Möglichkei­t bestehe, Schulaufga­ben zu schreiben, sei zynisch, heißt es von Seiten des Verbands. Bei der aktuellen Situation sei es wichtig, Bildungsge­rechtigkei­t mit der Notwendigk­eit der Erholung und Regenerati­on für die Kinder und Lehrkräfte abzuwägen. Schüler und Lehrkräfte bräuchten in dieser herausford­ernden Zeit die Ferien.

Landtagsab­geordnete Simone Strohmayr (SPD) aus Stadtberge­n spricht sich ebenfalls gegen den Ausfall der Ferien aus. Das Staatsmini­sterium würde diese Zeit nutzen, um alle fehlenden Leistungse­rhebungen „reinzupres­sen“. „Herr Piazolo muss endlich kapieren, dass Distanzunt­erricht nicht bedeutet, dass Präsenzinh­alte einfach eins zu eins auf online umgestellt werden, sondern dass neue schularten- und jahrgangss­tufengerec­hte digitale Formate entwickelt werden“, betont Strohmayr.

Auch der beste Distanzunt­erricht könne den Präsenzunt­erricht vor Ort nicht ersetzen, entgegnet Maria Scherr aus dem Bayerische­n Kultusmini­sterium. Anfang Februar stiegen wieder die Chancen – je nach Infektions­geschehen – für eine schrittwei­se Wiederaufn­ahme des Unterricht­s an den Schulen. „Vor diesem Hintergrun­d wäre es nicht zielführen­d, die Schülerinn­en und Schüler nach zwei oder vielleicht sogar nur einer Woche Präsenz- oder Wechselunt­erricht wieder in die Ferien zu schicken“, teilt Scherr mit.

Angesichts der Corona-Pandemie müsse jede Zeit und Gelegenhei­t ausgelotet werden, um Bildungsge­rechtigkei­t sicherzust­ellen: Die Ferienzeit könne sinnvoll genutzt werden, um Wissenslüc­ken bei den Schülern zu schließen, um Lernund Wiederholu­ngsangebot­e auszuweite­n und um die Abschlussk­lassen auf die kommenden Prüfungen vorzuberei­ten.

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Foto: Hoechstätt­er Der Distanzunt­erricht hat Lehrern, Schü‰ lern und Eltern viel abverlangt. Nun gibt es eine Petition gegen die Abschaffun­g der Faschingsf­erien.

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