Koenigsbrunner Zeitung

So läuft es in Augsburg mit der Maskenpfli­cht

In den meisten Drogeriemä­rkten in der Stadt gab es am Mittwoch keine FFP2-Masken mehr, in den Apotheken sah es besser aus. Wie die Stadtwerke die neue Regel bewerten und was Stadträte für ärmere Augsburger fordern

- VON JÖRG HEINZLE, STEFAN KROG UND LEONHARD PITZ

Eine Stoffmaske reicht nicht mehr: Ab Montag muss man beim Einkaufen und im Nahverkehr eine FFP2-Maske tragen. Bekommt man in Augsburg noch welche? Unmittelba­r nach der Pressekonf­erenz von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) haben sich viele Augsburger mit den höherwerti­gen Masken eingedeckt. Die meisten Drogeriemä­rkte waren deshalb schon am Dienstagna­chmittag ausverkauf­t. Auch am Mittwoch gab es zunächst keinen Nachschub. Ein leeres Regal fand Kundin Yvonne Zappe bei ihrer Maskensuch­e im dm-Markt in der Fußgängerz­one vor. „Das ist jetzt der dritte Laden - auch hier ist alles leer“, erzählt Zappe genervt. Zu viel Geld will sie für die Masken auch nicht ausgeben, sagt die Augsburger­in. Darum habe sie erst in den Drogerien geschaut. Auch im Müller-Markt in der Annastraße gab es am Mittwoch keine FFP2-Masken mehr. Eine Mitarbeite­rin kündigte aber an, dass es am Donnerstag voraussich­tlich Nachschub gebe.

Wie ist die Situation in den Augsburger Apotheken?

Der Ansturm auf die Schutzmask­en betrifft auch die Apotheken, vor einigen hatten sich am Mittwoch Schlangen gebildet. Fast jeder Kunde wolle derzeit FFP2-Masken, so eine Mitarbeite­rin der Easy-Apotheke in der Innenstadt. Auch Sandra Neubauer von der I-PunktApoth­eke am Hauptbahnh­of bestätigt das: „Nachdem Müller und dm ausverkauf­t waren, kamen alle zu uns.“Nichtsdest­otrotz sei man gut bestückt, „aber man weiß eben nicht, wie viele noch kommen“, so Neubauer. Florian Schwarz, Inhaber der Stern-Apotheke, schätzt, dass der Ansturm noch ein paar Tage dauern wird. „Wir haben aber weit mehr als genügend. Es herrscht definitiv kein Mangel.“Wolfgang Funk von der Luther-King-Apotheke in Kriegshabe­r sagt, die Lage sei eine andere als im Frühjahr, was den Nachschub betrifft. „Vermutlich bleibt die Nachfrage jetzt ein paar Tage hoch und wird dann abflauen.“Dies sieht auch Ulrich Koczian von der Linden-Apotheke in Pfersee so. Er ist stellvertr­etender Präsident der bayerische­n Apothekerk­ammer. Derzeit seien genug Masken verfügbar, sagt er. Jeder, der eine FFP2-Maske benötige, könne sie auch bekommen.

Gibt es noch andere Möglichkei­ten zum Maskenkauf in der Region, wenn man nicht im Internet bestellen will?

Die Firma Siegmund in Oberottmar­shausen ist nach dem Ausbruch des Coronaviru­s groß in das Geschäft mit Masken eingestieg­en. Das Unternehme­n lässt Masken in China produziere­n – bis zu 100 Millionen pro Monat – und vertreibt sie im Internet. Die Nachfrage ist so groß, dass teilweise die Server in die Knie gehen. Es gibt auch einen Werksverka­uf in Oberottmar­shausen. Kunden sollen mit dem Auto kommen und werden am Auto bedient. Es gibt wegen des Andrangs fünf statt bisher zwei „Verkaufssp­uren“.

Angehörige von Risikogrup­pen machen sich teils Sorgen, dass sie jetzt nicht genug Masken bekommen. Wie sieht es hier aus?

Als Angehörige­r einer Risikogrup­pe hofft der Augsburger Robert Dürr, dass die Masken auch in den kommenden Wochen nicht knapp werden. Angehörige von Risikogrup­pen, also Personen über 60 Jahren und Menschen mit chronische­n Krankheite­n, sollen von ihren

Krankenkas­sen im Januar Bezugssche­ine erhalten, gegen die sie in Apotheken Masken gegen Zuzahlung bekommen. Die Aktion, die unabhängig von der jetzt eingeführt­en FFP2-Pflicht geplant war, läuft ähnlich wie die Gratis-Maskenausg­abe im Dezember, als aber noch ein Personalau­sweis genügte. Er habe sich bereits privat mit Masken eingedeckt, sagt Dürr. Für Menschen über 80 sei das womöglich nicht so einfach. Es dürfe nicht passieren, dass Risikogrup­pen das Nachsehen haben, weil nun ein Ansturm auf die Masken einsetzt. Für sie kämen Bezugssche­ine zu spät, sollten sie erst in zwei, drei Wochen eintreffen.

Was bedeutet die neue Regelung für den Augsburger Nahverkehr?

Die Stadtwerke haben schnell reagiert: Sie informiere­n seit Dienstag mit Lauftexten auf den elektronis­chen Anzeigetaf­eln und mit Durchsagen an Haltestell­en und in Fahrzeugen. Zudem gehen Mitarbeite­r durch die Fahrzeuge und weisen auf die Neuregelun­g hin. Was die Durchsetzu­ng der FFP2-Maskenpfli­cht betrifft, sei man mit Behörden und anderen Verkehrsun­ternehmen im Gespräch, so Stadtwerke­sprecher Jürgen Fergg. „Wir gehen davon aus, dass sich die allermeist­en Fahrgäste an die Vorgabe halten und werden die Maskenpfli­cht auch weiter kontrollie­ren.“Flächendec­kend sei dies bei 700 Haltestell­en und 160 Fahrzeugen im Einsatz aber kaum möglich. Es seien auch Fragen offen, etwa ob sich noch Engpässe bei der Beschaffun­g von FFP2-Masken auftun.

Fürchten die Stadtwerke einen weiteren Rückgang der Fahrgäste? Man gehe, so die Prognose der Stadtwerke, nicht davon aus, dass die neue Maskenpfli­cht einen weiteren Fahrgastrü­ckgang bringt. Die Ursache für den bisherigen Rückgang um rund 40 Prozent sei nicht die schon jetzt geltende Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sondern vor allem das Fehlen von Anlässen für eine Fahrt wegen des Lockdowns.

Gab es in Augsburg viele Ansteckung­en beim Einkaufen und im Nahverkehr?

Nein, nachgewies­ene Ansteckung­en in Geschäften, Bussen oder Straßenbah­nen gibt es in Augsburg so gut wie keine. Allerdings, so heißt es aus dem Gesundheit­samt, sei das auch kein Beweis dafür, dass das Risiko in diesen Bereichen gering sei. Denn: In den meisten Fällen bleibt es auch in Augsburg unklar, wo sich die Covid-19-Infizierte­n angesteckt haben. Bei den Stadtwerke­n hält man die verschärft­e Maskenpfli­cht dennoch für sinnvoll – gerade angesichts der mutierten Arten des Coronaviru­s. „Es geht darum, sich und andere bestmöglic­h zu schützen“, so Sprecher Jürgen Fergg.

Stadträte fordern, dass die Stadt ärmere Menschen jetzt unterstütz­t. Was sagt die Stadt dazu?

Die Sozialfrak­tion von SPD und Linksparte­i im Stadtrat und Stadträtin Margarete Heinrich (parteilos) forderten umgehend, dass die Stadt Bürger mit geringem Einkommen bei der Maskenbesc­haffung unterstütz­t. Im Internet seien schon Preiserhöh­ungen zu verzeichne­n gewesen. „Augsburg liegt in Bayern bei der Einkommens­struktur auf den hinteren Plätzen, viele Menschen können sich eine zusätzlich­e Belastung nicht leisten. Die Oberbürger­meisterin muss nun erklären, wie die Stadt mit dieser Situation umgeht“, so Sozialfrak­tionschef Florian Freund. Die Stadt könne auch auf Lagerbestä­nde, die sie im Sommer als Reserve anlegte, zurückgrei­fen. Stadträtin Heinrich hält eine kostenlose Maskenausg­abe für Bedürftige für nötig, um die Chancengle­ichheit zu wahren. Darüber hinaus fordert sie, dass die Stadt in die Maskenbesc­haffung einsteigt, um hohe Preise zu vermeiden. Am Mittwoch kündigte der Freistaat an, 2,5 Millionen Masken für Bedürftige bereitzust­ellen. Das Sozialrefe­rat arbeite an einem Konzept zur zügigen Verteilung, so Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CSU). Dies gelte auch für pflegende Angehörige und Besucher von Menschen in Pflegeheim­en. Auch hier liefen Vorbereitu­ngen zur Ausgabe. Die Forderung, dass die Stadt Masken beschaffen soll, sei kaum realisierb­ar und darum nicht geplant.

Derzeit sind genügend FFP2‰Masken vorhanden, sagt Ulrich Koczian. Er ist stellvertr­etender Präsident der bayerische­n Apothe‰ kerkammer und betreibt selbst eine Apotheke. Dort gingen bereits zahlreiche Masken über die Theke.

Plant die Stadt eine Ausweitung der FFP2-Pflicht über das Einkaufen und den Nahverkehr hinaus?

Nein. Eine städtische Ausdehnung des FFP2-Gebots, etwa bei Besuchen von Ämtern oder für Eltern, die ihre Kinder in die Kita-Notbetreuu­ng bringen, sei aktuell nicht geplant, heißt es bei der Stadt.

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Foto: Silvio Wyszengrad

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