Koenigsbrunner Zeitung

Sechs schöne Kilometer an der Wertach

Der ehemalige Spitzen-Zehnkämpfe­r Stefan Ritschel zeigt eine seiner Lieblingss­trecken

- VON REINHOLD RADLOFF

Schwabmünc­hen Er ist nicht der klassische Läufertyp, aber trotzdem ein echter Sportsmann und er geht gerne zum Joggen. Für Stefan Ritschel aus Schwabmünc­hen steht beim wöchentlic­hen Lauftraini­ng die Fitness im Vordergrun­d. Der ehemalige Zehnkämpfe­r der Spitzenkla­sse zeigt uns gerne eine seiner Standardst­recken.

Es ist ein traumhafte­r Wintertag. Die kalte Sonne scheint und der Schnee knirscht unter den Sportschuh­en, als wir am Parkplatz am Luitpoldpa­rk an der Riedstraße Richtung Westen entlang des Feldgießgr­abens gut eingepackt loslaufen. Vor uns liegen sechs schöne Kilometer. Wir einigen uns auf ein Tempo zwischen 5 1/2 und sechs Minuten pro Stunde. „Das passt“, meinte Stefan Ritschel, der längere Strecken nie gerne trainierte.

Kein Wunder, ein Zehnkämpfe­r braucht das auch nicht. „Die 1500 Meter zum Schluss waren in jedem Wettkampf für mich immer äußerst hart.“Genau 7300 Punkte, das war die Bestmarke des 1,91 Meter großen 95-Kilogramm-Mannes. Er gewann eine Reihe bayrischer Meister-Titel, einen fünften Platz bei den Deutschen Meistersch­aften (2004) und absolviert­e einen U23-Länderkamp­f (1999), um nur die wichtigste­n Erfolge aufzuzähle­n. „Auch heute würde mich so ein richtig schöner Wettkampf noch reizen: aber das Alter“, meinte er schmunzeln­d, als wir nach rechts Richtung Brücke über die Wertach abbiegen. „Das Training damals war doch recht hart: etwa zehn Einheiten pro Woche.“Damals wurde der heute 43-Jährige häufig von seinem Vater Wolfgang trainiert. Heute übt Stefan gerne mit dem Schwabmünc­hner Leichtathl­etikNachwu­chs. „So ein richtiges Zehnkampf-Talent ist bis jetzt aber leider nicht dabei.“Wir überqueren die Brücke Richtung Leuthau und biegen gleich anschließe­nd links ab und laufen die Wertach flussaufwä­rts. Ritschel erzählt von seinen „Nebenhobby­s“Volleyball, Skitoureng­ehen oder Dartspiele­n, „wenn ich neben meinem Beruf als Marketing-Manager bei Schöffel dazu Zeit finde“.

Die Strecke, die wir laufen, gefällt ihm, weil sie ziemlich flach und abwechslun­gsreich ist, gute Wege hat und Spaß macht. „Ich freu mich immer, wenn ich den inneren Schweinehu­nd überwunden habe und loslaufe, und bin nach dem Duschen stolz auf mich, was getan zu haben“, erzählt er, als wir auf die Brücke Richtung Wertachau zulaufen, auf ihr links und danach gleich wieder links abbiegen, um entlang der Wertach den Rückweg anzutreten. Auf Corona angesproch­en, meinte er: „Das Problem ist, dass der Nachwuchs technisch und konditione­ll viel Substanz verliert. Das können wir auch mit unseren virtuellen Trainingse­inheiten und -plänen nicht ausgleiche­n, die ich teilweise bei mir in der Küche gedreht habe. Ich hoffe nur, dass die Kinder nicht zu sehr vor dem Fernseher, dem Computer und auf der Couch versumpfen. Da ist viel Eigenveran­twortung gefragt.“Problemati­sch erscheint dem Zweiten Vorsitzend­en des TSV Schwabmünc­hen aber auch, dass die sozialen Kontakte lange fehlen.

Wir entscheide­n uns, nach dem Hundeplatz rechts abzubiegen und Richtung Afrawald geradeaus zu laufen, um dort dann links abzubiegen. Während wir auf den kleinen Wald zu laufen, sprechen wir über die Wichtigkei­t des Sports allgemein fürs Leben: „Für mich war er sehr prägend. Ich habe gelernt, zu gewinnen und zu verlieren. Das hat mir immer viel geholfen“, so der Familienva­ter, dessen ganze Familie zwar sehr sportlich ist: „Aber noch haben meine beiden Söhne kein Interesse am Zehnkampf, noch“, meint Ritschel schmunzeln­d und fügt hinzu: „Ich schätze aber, dass sie sportlich breit aufgestell­t und vielfältig sind.“Er erzählt, dass er mal einen Ausflug ins Bobfahren gemacht hat: „Weil ich startschne­ll und sehr kräftig war, holten sie mich in einen bayrischen Nachwuchsb­ob als Anschieber. Wir schafften es bis Platz elf bei den Deutschen Meistersch­aften. Es war ein Erlebnis, aber meine Erfüllung fand ich im Bob nicht.“

Dann geht es wieder rechts ab am Feldgieß entlang Richtung Tennisplät­ze. Und auch der Parkplatz, unser Endpunkt, kommt ins Blickfeld. Gut 35 Minuten benötigten wir – eine relativ lockere Fitnessrun­de.

 ?? Foto: Reinhold Radloff ?? Stefan Ritschel ist als ehemalige Zehnkämpfe­r nicht der klassische Läufertyp, geht aber trotzdem gerne joggen. Er zeigt uns eine seiner Lieblingss­trecken an der Wert‰ ach in Schwabmünc­hen.
Foto: Reinhold Radloff Stefan Ritschel ist als ehemalige Zehnkämpfe­r nicht der klassische Läufertyp, geht aber trotzdem gerne joggen. Er zeigt uns eine seiner Lieblingss­trecken an der Wert‰ ach in Schwabmünc­hen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany