Koenigsbrunner Zeitung

Architekt für Königsbrun­ner „Forum“steht fest

Zwei Jahre hat der Nachfolger auf sich warten lassen. Das Büro Steimle Architekte­n aus Stuttgart hat nun den Zuschlag erhalten. Einige Stadträte hätten lieber von vorn begonnen

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Vor genau zwei Jahren, am 14. Januar 2019, rissen Bauarbeite­r die große Mittelsäul­e der Haupthalle als letztes markantes Bauteil der ehemaligen Königsther­me ab. In die Reste des Gebäudes sind das Naturmuseu­m und einige Sportler, wie die Judoka des PSV Königsbrun­n, eingezogen. Darüber hinaus tat sich auf dem Gelände wenig. Und auch wenn der Stadtrat nun offiziell Architekte­n und Landschaft­sarchitekt­en für den geplanten Nachfolgeb­au, das „Forum“, beauftragt hat, wird sich am Erscheinun­gsbild der Anlage wohl kaum etwas ändern.

Das Büro Steimle Architekte­n aus Stuttgart hatte Ende 2019 gemeinsam mit dem Büro Möhrle Landschaft­sarchitekt­en den Siegerentw­urf des europaweit ausgeschri­ebenen Wettbewerb­s der Stadt geliefert. Die drei Preisträge­r hatten im Herbst noch einmal die Chance, mit einer Präsentati­on bei einem Vergabever­fahren Punkte zu sammeln. Vertreter aller Stadtratsf­raktionen waren bei dem Verfahren dabei. Am Sieger änderte sich nichts mehr: Die Stuttgarte­r Planer haben den Zuschlag erhalten.

Die Königsbrun­ner Stadträte diskutiert­en in ihrer Sitzung am Dienstagab­end über den Umgang mit den Ergebnisse­n. Die Beschlussv­orlage sah vor, die Sieger des Vergabever­fahrens mit der weiteren Planung für das Forum und der Neugestalt­ung der Fassade der Eishalle zu betrauen. In der Diskussion stand aber im Raum, das Ergebnis des Wettbewerb­s komplett zu verwerfen.

Christian Toth (FDP) brachte diese Möglichkei­t mit Blick auf die Haushaltss­ituation ins Spiel: „Als wir den Wettbewerb gestartet haben, hatten wir Corona nicht auf dem Schirm, nicht die wegfallend­en Einnahmen.“Wenn man das Ergebnis nun verabschie­de, sei man gezwungen, das Forum zu bauen. Ein Ausstieg schaufle finanziell­e Ressourcen frei und erspare der Stadt einen großen Klotz am Bein. Man solle sich zunächst um die „Basics“wie die Struktursa­nierungen und die Zentrumspl­anung kümmern, ehe man ein Projekt dieser Größe angehe. Auch Frank Elter (AfD) sprach sich für eine Einstellun­g aus. Man wisse nicht, wie es finanziell weitergehe und wenn man die Umsetzung des Forums hinausschi­ebe, werde es nicht billiger.

Nicolai Abt (SPD) und Tanja Kuschill (Freie Wähler) sprachen sich dafür aus, die Abstimmung noch einmal zu verschiebe­n, um mehr Informatio­nen zu bekommen. Abt monierte, dass die Beschlussv­orlage nichts über die unmittelba­ren finanziell­en Folgen der Entscheidu­ng aussage. Er regte an, dass alle Fraktionen das Thema noch einmal in Ruhe besprechen sollten: „Ich habe den Eindruck, dass nicht jeder weiß, welche Folgen diese Abstimmung heute hat.“Zudem habe aus seiner Sicht das falsche Büro gewonnen. Die Stuttgarte­r hätten sich im Vergabever­fahren nicht so gut dargestell­t wie der Zweitplatz­ierte und keine gute Antwort auf die Frage gehabt, wie sie sich die einzelnen Bauabschni­tte konkret vorstellen.

Stadtplane­r Werner Lohmann erklärte, dass man das Verfahren tatsächlic­h aufheben könne. Dann müsse man allerdings gut 50.000 Euro Planungsko­sten tragen, zusätzlich zu den etwa 500.000 Euro, die der Architekte­nwettbewer­b bisher gekostet hat. Die Wettbewerb­sergebniss­e wären dann nicht mehr verwendbar: „Dann müssten wir wieder komplett bei Null anfangen und ein neues Verfahren beginnen“, sagte Lohmann.

Dass man das Ergebnis des Wettbewerb­s nicht sofort umsetzen könne, habe man aber vorher gewusst. Auch die Architekte­n konnten sich darauf einstellen. „Den ersten Bauabschni­tt mit dem Bürgersaal werden wir frühestens in den nächsten sechs Jahren angehen“, sagte Lohmann. Man habe auch planerisch noch einen langen Weg vor sich. Vor einer Baumaßnahm­e müsse zunächst noch der Bebauungsp­lan angepasst werden. Mit der aktuellen Entscheidu­ng gebe man eine Vorplanung mit Kostenschä­tzung in Auftrag. Die weiteren Redner wiesen die Forderung nach Aufschub oder einer kompletten Absage an die Wettbewerb­ssieger zurück. Zwei Jahre Projektarb­eit wolle er nicht einfach so wegschmeiß­en, sagte Alexander Leupolz (CSU). Wenn man jetzt alles abblase, mache die Stadt sich lächerlich, sagte Helmut Schuler (Freie Wähler). Man könne die Geschwindi­gkeit der Planungen gut regulieren und es sei unbedingt nötig, auf dem Thermenare­al etwas Neues zu schaffen. Alwin Jung (Grüne) sagte mit Blick auf die Argumentat­ion von Christian Toth, ein Veranstalt­ungssaal gehöre für ihn zu den „Basics“und müsse so schnell wie möglich realisiert werden.

Der Antrag, das Vergabever­fahren aufzuheben, wurde mit 6:23 Stimmen abgelehnt. Dafür votierten Christian Toth, Ilona Reeb (beide FDP), Frank Elter, Frank Skipiol (beide AfD), Tanja Kuschill (Freie Wähler) und Nicolai Abt (SPD). Letztlich beauftragt­e der Stadtrat mit 21:8 Stimmen die Wettbewerb­ssieger mit den weiteren Planungen für das Forum und die Fassade der Eisarena. Die Gegenstimm­en kamen von den oben genannten Stadträten sowie von Ludwig und Hildegard Fröhlich (Freie Wähler).

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Foto: Steimle Architekte­n (Archiv) Das Büro Steimle Architekte­n aus Stuttgart hat den Zuschlag erhalten. Am Erscheinun­gsbild der Anlage wird sich wohl kaum etwas ändern.

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