Architekt für Königsbrunner „Forum“steht fest
Zwei Jahre hat der Nachfolger auf sich warten lassen. Das Büro Steimle Architekten aus Stuttgart hat nun den Zuschlag erhalten. Einige Stadträte hätten lieber von vorn begonnen
Königsbrunn Vor genau zwei Jahren, am 14. Januar 2019, rissen Bauarbeiter die große Mittelsäule der Haupthalle als letztes markantes Bauteil der ehemaligen Königstherme ab. In die Reste des Gebäudes sind das Naturmuseum und einige Sportler, wie die Judoka des PSV Königsbrunn, eingezogen. Darüber hinaus tat sich auf dem Gelände wenig. Und auch wenn der Stadtrat nun offiziell Architekten und Landschaftsarchitekten für den geplanten Nachfolgebau, das „Forum“, beauftragt hat, wird sich am Erscheinungsbild der Anlage wohl kaum etwas ändern.
Das Büro Steimle Architekten aus Stuttgart hatte Ende 2019 gemeinsam mit dem Büro Möhrle Landschaftsarchitekten den Siegerentwurf des europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs der Stadt geliefert. Die drei Preisträger hatten im Herbst noch einmal die Chance, mit einer Präsentation bei einem Vergabeverfahren Punkte zu sammeln. Vertreter aller Stadtratsfraktionen waren bei dem Verfahren dabei. Am Sieger änderte sich nichts mehr: Die Stuttgarter Planer haben den Zuschlag erhalten.
Die Königsbrunner Stadträte diskutierten in ihrer Sitzung am Dienstagabend über den Umgang mit den Ergebnissen. Die Beschlussvorlage sah vor, die Sieger des Vergabeverfahrens mit der weiteren Planung für das Forum und der Neugestaltung der Fassade der Eishalle zu betrauen. In der Diskussion stand aber im Raum, das Ergebnis des Wettbewerbs komplett zu verwerfen.
Christian Toth (FDP) brachte diese Möglichkeit mit Blick auf die Haushaltssituation ins Spiel: „Als wir den Wettbewerb gestartet haben, hatten wir Corona nicht auf dem Schirm, nicht die wegfallenden Einnahmen.“Wenn man das Ergebnis nun verabschiede, sei man gezwungen, das Forum zu bauen. Ein Ausstieg schaufle finanzielle Ressourcen frei und erspare der Stadt einen großen Klotz am Bein. Man solle sich zunächst um die „Basics“wie die Struktursanierungen und die Zentrumsplanung kümmern, ehe man ein Projekt dieser Größe angehe. Auch Frank Elter (AfD) sprach sich für eine Einstellung aus. Man wisse nicht, wie es finanziell weitergehe und wenn man die Umsetzung des Forums hinausschiebe, werde es nicht billiger.
Nicolai Abt (SPD) und Tanja Kuschill (Freie Wähler) sprachen sich dafür aus, die Abstimmung noch einmal zu verschieben, um mehr Informationen zu bekommen. Abt monierte, dass die Beschlussvorlage nichts über die unmittelbaren finanziellen Folgen der Entscheidung aussage. Er regte an, dass alle Fraktionen das Thema noch einmal in Ruhe besprechen sollten: „Ich habe den Eindruck, dass nicht jeder weiß, welche Folgen diese Abstimmung heute hat.“Zudem habe aus seiner Sicht das falsche Büro gewonnen. Die Stuttgarter hätten sich im Vergabeverfahren nicht so gut dargestellt wie der Zweitplatzierte und keine gute Antwort auf die Frage gehabt, wie sie sich die einzelnen Bauabschnitte konkret vorstellen.
Stadtplaner Werner Lohmann erklärte, dass man das Verfahren tatsächlich aufheben könne. Dann müsse man allerdings gut 50.000 Euro Planungskosten tragen, zusätzlich zu den etwa 500.000 Euro, die der Architektenwettbewerb bisher gekostet hat. Die Wettbewerbsergebnisse wären dann nicht mehr verwendbar: „Dann müssten wir wieder komplett bei Null anfangen und ein neues Verfahren beginnen“, sagte Lohmann.
Dass man das Ergebnis des Wettbewerbs nicht sofort umsetzen könne, habe man aber vorher gewusst. Auch die Architekten konnten sich darauf einstellen. „Den ersten Bauabschnitt mit dem Bürgersaal werden wir frühestens in den nächsten sechs Jahren angehen“, sagte Lohmann. Man habe auch planerisch noch einen langen Weg vor sich. Vor einer Baumaßnahme müsse zunächst noch der Bebauungsplan angepasst werden. Mit der aktuellen Entscheidung gebe man eine Vorplanung mit Kostenschätzung in Auftrag. Die weiteren Redner wiesen die Forderung nach Aufschub oder einer kompletten Absage an die Wettbewerbssieger zurück. Zwei Jahre Projektarbeit wolle er nicht einfach so wegschmeißen, sagte Alexander Leupolz (CSU). Wenn man jetzt alles abblase, mache die Stadt sich lächerlich, sagte Helmut Schuler (Freie Wähler). Man könne die Geschwindigkeit der Planungen gut regulieren und es sei unbedingt nötig, auf dem Thermenareal etwas Neues zu schaffen. Alwin Jung (Grüne) sagte mit Blick auf die Argumentation von Christian Toth, ein Veranstaltungssaal gehöre für ihn zu den „Basics“und müsse so schnell wie möglich realisiert werden.
Der Antrag, das Vergabeverfahren aufzuheben, wurde mit 6:23 Stimmen abgelehnt. Dafür votierten Christian Toth, Ilona Reeb (beide FDP), Frank Elter, Frank Skipiol (beide AfD), Tanja Kuschill (Freie Wähler) und Nicolai Abt (SPD). Letztlich beauftragte der Stadtrat mit 21:8 Stimmen die Wettbewerbssieger mit den weiteren Planungen für das Forum und die Fassade der Eisarena. Die Gegenstimmen kamen von den oben genannten Stadträten sowie von Ludwig und Hildegard Fröhlich (Freie Wähler).