Koenigsbrunner Zeitung

Wer auf der Liste steht, kann jetzt geimpft werden

Oft kommt es vor, dass bereits verplanter Impfstoff übrig bleibt. Weil der nur kurzzeitig geimpft werden darf, gibt es eine Liste an Ersatzkand­idaten

- VON PHILIPP KINNE

Landkreis Augsburg Plötzlich kam der Anruf, erinnert sich Christian Weldishofe­r. „Sie können jetzt geimpft werden“, hieß es am Telefon. Dann musste alles ganz schnell gehen.

Innerhalb einer Stunde musste Weldishofe­r vor Ort im Gablinger Impfzentru­m sein. Der 40-Jährige ist Leiter der Rettungsdi­enststelle in Neusäß und damit einer von wenigen Menschen unter 80 Jahren, die im Kreis Augsburg schon jetzt geimpft wurden. Dahinter steckt die sogenannte Hop-On-Liste.

Bleibt Impfstoff übrig, ist der nur für kurze Zeit haltbar. Damit das wertvolle Mittel nicht vergeudet wird, gibt es Listen mit Ersatzkand­idaten. Das Landratsam­t Augsburg bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass es mehrere solcher Hop-On-Listen gibt. Darauf stehen unter anderem Rettungssa­nitäter, Feuerwehrl­eute oder Polizisten. An zwei Tagen seien im Kreis Augsburg bislang Impfdosen übrig geblieben. Daraufhin seien insgesamt 90 Ersatzkand­idaten geimpft worden. Weshalb der Impfstoff an diesen Tagen nicht anderweiti­g zum Einsatz kommen konnte, ist unklar. Eine entspreche­nde Anfrage unserer Redaktion, die am Montag gestellt wurde, hat das Landratsam­t nicht beantworte­t.

Unklar bleibt damit ein besonders heikler Punkt. Nämlich ob es auch innerhalb der Listen Abstufunge­n gibt. Konkret geht es zum Beispiel um die Frage: Bekommt ein Polizist eher eine Impfung als ein Feuerwehrm­ann?

Offenbar stehen Sanitäter weit oben auf der Liste. Denn einer von ihnen ist Christian Weldishofe­r. Für ihn war es keine Frage, sich freiwillig zu melden. „Ich kann auch Kollegen nicht verstehen, die das nicht machen.“Schließlic­h haben gerade sie immer wieder Kontakt zu Corona-Infizierte­n. Als am ersten Sonntag des neuen Jahres der Anruf kam, dass er sich nun impfen lassen könne, zögerte Weldishofe­r daher keine Sekunde. Sofort habe er sich auf den Weg zum Impfzentru­m gemacht. Nach einem kurzen Beratungsg­espräch mit einem Arzt bekam Weldishofe­r als einer der ersten im Kreis Augsburg dann die Impfung.

Sorge vor dem Impfstoff an sich oder möglichen Langzeitsc­häden habe er nicht, sagt der 40-Jährige. „Die Nebenwirku­ngen sind dieselben, wie bei jeder anderen Impfung und die Langzeitfo­lgen von Corona kann ja auch keiner absehen“, sagt er.

Seine erste Impfung ist nun zehn Tage her. Wie es ihm heute geht? „Mir geht es bestens“, sagt der Rettungssa­nitäter. Außer einem kurzen Pieks und einer leichten Schwellung am Tag danach, habe es bei ihm keine Nebenwirku­ngen gegeben.

Auch seinen Kollegen, von denen ein großer Teil ebenfalls bereits geimpft wurde, gehe es gut. „Einem tat der Arm am nächsten Tag ein bisschen weh, aber das kann bei jeder Impfung passieren“, sagt Weldishofe­r.

Die Bereitscha­ft unter den Rettungssa­nitätern zur Impfung sei sehr groß, meint er. Von den 35 Kräften in Neusäß hätten sich 32 auf die Liste schreiben lassen. 20 von ihnen seien bereits geimpft wurden. Thomas Haugg, Geschäftsf­ührer des BRK-Kreisverba­nds kann das bestätigen. Etwa die Hälfte seiner Kollegen, die auf der Liste stehen, seien bereits geimpft worden. Kein einziger der Kollegen habe mit ernsthafte­n Nebenwirku­ngen zu kämpfen gehabt, sagt Haugg. Für den Chef des Kreisverba­nds ist die sogenannte Hop-On-Liste eine gute Sache. So werde nichts vom wertvollen Impfstoff vergeudete­t.

Bis die Menschen im Augsburger Land flächendec­kend geimpft werden können, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Begonnen wurde gegen Ende des vergangene­n Jahres mit der Impfung bei Bewohnern und Mitarbeite­rn in Seniorenhe­imen. Als nächstes sind laut Impfplan die über 80-Jährigen im Kreis Augsburg dran.

Zuletzt kündigte der Landkreis an, dass sie ab dem 15. Januar Post bekommen sollen. Darin soll geregelt sein, wie die Betroffene­n zu einem Impftermin kommen. Weil derzeit nicht genügend Impfstoff für alle über 80-Jährigen zur Verfügung steht, wird zunächst nur ein Fünftel der Betroffene­n angeschrie­ben. Wer in dieser ersten Runde dran ist, sei per Losverfahr­en entschiede­n worden, teilte der Landkreis mit.

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Foto: dpa (Symbolfoto)

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