Verwirrung bei Suche nach vermisstem Augsburger
Ein 39-Jähriger ist seit knapp fünf Wochen verschwunden, Polizei und Bekannte suchen nach ihm. Wollte er aussteigen? Und was hat es mit den Plakaten auf sich, die einen anderen Mann zeigen?
Seit knapp fünf Wochen wird Tomas Akdeniz vermisst. Der 39-Jährige, der gesundheitliche Probleme hat, war Anfang Februar nach einer Taxifahrt spurlos verschwunden. Die Polizei bat die Bürger um Hinweise und veröffentlichte Bilder. Den Freunden und der Familie des Verschwundenen reichte das nicht. Sie haben inzwischen rund hundert Flyer mit Bildern des Vermissten und einem Aufruf in der Stadt verteilt. Dabei stellten sie etwas Kurioses fest: In Lechhausen hängen nun auch Flyer, mit denen nach einem Tomas Akdeniz gesucht wird. Bei diesem Foto allerdings handelt es sich um eine ganz andere Person.
Bei der Polizei seien bislang zwei Hinweise zu dem verschwundenen Tomas Akdeniz eingegangen, berichtet Polizeisprecher Benedikt Weber auf Nachfrage. In beiden Fällen will man den 39-Jährigen in Augsburg gesehen haben. Allerdings
sei die Polizei erst ein bis zwei Tage später darüber informiert worden. Man habe die Hinweise nicht verifizieren können, so Weber. Der etwa 1,69 Meter große und schlanke Akdeniz, der eine Narbe am Kinn und dunkelbraunen Haaren hat, gelte immer noch als vermisst. Inzwischen hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen übernommen. Das ist ein üblicher Vorgang, wenn eine gewisse Zeit nach einer Vermisstenmeldung verstrichen ist.
Akdeniz hatte sich zuletzt wegen gesundheitlicher Probleme freiwillig im Bezirkskrankenhaus aufgehalten. Nach einem Ausgang war er jedoch nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Nach Angaben der Polizei soll er sich ein Taxi genommen haben und damit nach Oberhausen gefahren worden sein. Dann verlor sich seine Spur. Wo er sich aufhalten könnte, weiß niemand. Weder seine Familie noch seine Freunde. „Wir gehen davon aus, dass Tomas lebt. Wir vermuten, dass er aussteigen wollte“, berichtet eine Augsburgerin, die, wie sie sagt, seit 20 Jahren mit ihm befreundet ist.
Die Frau, die anonym bleiben will, weiß, dass der Verschwundene an einer unheilbaren Krankheit leidet. Vom Bezirkskrankenhaus aus wollte er nun in ein betreutes Wohnen wechseln, so die Bekannte. Sie und die anderen gehen davon aus, dass Tomas es sich anders überlegt habe. „Die Familie und wir hoffen das Beste.“Um bei der Suche nach dem Mann mitzuhelfen, haben seine Freunde die Flyer in der Innenstadt, in Oberhausen und Hochzoll sowie am Kuhsee verteilt. Umso überraschter sind sie, dass plötzlich auch in Lechhausen Aufrufe auf Zetteln verteilt hängen. Vor allem, weil das Foto darauf zunächst nicht Tomas Akdeniz zeigt, sondern einen anderen Mann.
Auf diesen Flyern bittet eine Detektei um Mithilfe. Abgebildet ist das Foto eines Mannes, der mit diesem Profilbild auf Twitter präsent ist. Dieser schreibt sich Thomas Akdeniz, also mit dem Buchstaben h im Vornamen, und wohnt auf den Kaimaninseln. Die Familie und die Freunde sind verwirrt. Sie wissen nicht, wer dahinter steckt, zumal die darauf genannte Detektei auch über eine Google-Suche nicht auffindbar sei. Noch verwirrender wird es, als
Tage später die Flyer der angeblichen Detektei, die in Lechhausen aushängen, plötzlich das richtige Bild des Vermissten zeigen.
Bei der Polizei weiß man bislang nichts über die Flyer. Dass in Vermisstenfällen immer wieder Familien und Freunde mit Plakaten oder mit Aufrufen im Internet an die Öffentlichkeit gehen, betrachtet man aber mit gemischten Gefühlen. „Natürlich haben wir Verständnis, wenn Angehörige nicht nur auf der Couch sitzen und warten, sondern auch handeln möchten“, sagt Polizeisprecher Benedikt Weber. Besser aber sei es, die Suche und Koordination in eine Hand, nämlich in die der Polizei, zu legen. Manchmal stelle sich auch die Frage, wie aktuell eine Vermisstenfahndung überhaupt noch sei. Wenn dann noch Daten und Bilder kursieren, sei das unter Umständen nicht ideal.
Hinweise nimmt die Polizei unter 0821/323-2610 oder auf jeder Polizeidienststelle entgegen.