Besuche weiter eingeschränkt
Ein Großteil der Bewohner in den Einrichtungen im Landkreis ist gegen Corona geimpft. Doch Lockerungen für Angehörige lassen auf sich warten. Was Einrichtungsleiter dazu sagen
Ein Großteil der Bewohner in den Einrichtungen im Landkreis ist gegen Corona geimpft. Doch Lockerungen für Angehörige lassen auf sich warten. »Lokales
Landkreis Augsburg Ein Großteil der Bewohner in den Seniorenheimen im Landkreis ist gegen Corona geimpft. Auch zahlreiche Mitarbeiter haben die Spritze inzwischen erhalten. Trotzdem lassen gelockerte Besuchsregeln oder Erleichterungen im Arbeitsalltag auf sich warten. Doch woran liegt das und was sagen Einrichtungsleiter zur aktuellen Situation?
„Uns wäre nichts lieber als eine Normalisierung“, erklärt Andreas Claus, der das Haus Raphael in Schwabmünchen leitet. „Zugleich sind wir alle besorgt, dass eine dritte Welle erneut Covid-19-Infektionen bringen könnte.“Im Dezember hatte das Seniorenheim mit einem schweren Corona-Ausbruch zu kämpfen. 16 Bewohner starben im Zusammenhang mit dem Virus. Weil sich auch zahlreiche Mitarbeiter infiziert hatten, startete das Landratsamt einen Hilferuf.
Inzwischen ist die Einrichtung wieder fast voll belegt und die meisten Bewohner sind gegen das Virus geimpft. Antikörpertests hätten zudem gezeigt, dass Senioren mit überstandener Corona-Erkrankung über eine ausreichende Immunität verfügen, teilt Claus schriftlich mit. Wegen des begrenzten Impfstoffs erhielten sie den behördlichen Vorgaben entsprechend bislang keine Spritze. Doch Einrichtungsleiter Claus betont auch: „Die Impfung reduziert das Risiko eines schweren Verlaufs, ist aber wohl kein verlässlicher Schutz vor einer Infektion. Insofern heißt es weiterhin, vorsichtig zu bleiben.“
In den 26 Einrichtungen im Landkreis leben etwa 1900 Bewohner. Rund 80 Prozent von ihnen sind dem Landratsamt zufolge gegen Corona geimpft. Von den Mitarbeitern hat sich etwa die Hälfte die Spritze geben lassen. Die Lage in den Einrichtungen sei sehr gut, teilt eine Sprecherin auf Nachfrage mit. Es gebe aktuell weder positiv getestete Bewohner noch einen Personalmangel.
Vor einigen Wochen sah das noch anders aus. 15 Einrichtungen waren von Corona-Fällen betroffen – einige davon schwer, wie das Haus Raphael oder das Kursana Seniorenheim in Bobingen. Die ersten Infektionen meldete das Pflegeheim der Diakonie am Lohwald in Neusäß Ende Oktober. Seitdem sind in den Seniorenheimen im Landkreis 128
Bewohner im Zusammenhang mit Corona gestorben.
Auch im Seniorenzentrum St. Albert in Zusmarshausen war die Lage Anfang des Jahres brenzlig. 15 Bewohner waren gestorben. Bis vor kurzem halfen Pfleger der Bundeswehr aus, um die Personalnot zu überbrücken. Einen solchen Ausnahmezustand möchte Einrichtungsleiter Wolfgang Lichtblau nicht noch einmal erleben. Von baldigen Lockerungen hält er deshalb wenig. „Die steigenden Zahlen und die Mutationen liegen uns im Magen“, sagt er. „Wir sind alles andere als entspannt.“
Zwar ist das Seniorenzentrum St. Albert momentan infektionsfrei und ein Großteil der Bewohner geimpft. Doch es gebe keine hundertprozentige Sicherheit, betont Lichtblau. Die Impfung schütze lediglich vor einem schweren Verlauf. Er könne die Umsetzung der Schutzmaßnahmen nur innerhalb der Einrichtung kontrollieren. Ob Angehörige mit Bewohnern draußen spazieren gehen und die Abstandsregeln einhalten, könne er nicht prüfen. Deshalb hält er es für sinnvoll, die Besuchsregeln vorerst aufrecht zu erhalten.
Derzeit gilt: Ein Bewohner darf pro Tag nur einen Besucher empfangen. Dieser muss einen negativen Corona-Test vorlegen und eine FFP2-Maske tragen. Darüber hinaus haben die Einrichtungen dem Landratsamt zufolge eigene Schutzund Hygienekonzepte erarbeitet, die weiter bestehen.
Eine Lockerung könnte es nach Angaben der Behörde jedoch bald geben: So soll die Regel, dass Bewohner nur von täglich einer Person besucht werden dürfen, zum 29. März aufgehoben werden. Dies habe das Gesundheitsministerium dem Landratsamt mitgeteilt, erklärt eine Sprecherin.
„In der Praxis macht das keinen großen Unterschied“, sagt Andreas Claus vom Haus Raphael. Denn ein negativer Corona-Test ist weiterhin Pflicht. Das Schwabmünchner Seniorenheim bietet diese vor Ort an, auch wenn die Tests „einen erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwand für die Mitarbeiter darstellen“, wie Claus betont.
Im Seniorenzentrum St. Albert in Zusmarshausen können sich Besucher ebenfalls vor Ort testen lassen. Dafür arbeitet die Einrichtung mit dem Roten Kreuz zusammen. Doch das ist keine Selbstverständlichkeit, wie eine Leserin aus dem südlichen Landkreis erfahren musste.
Alle zwei Wochen besucht sie ihre Mutter in einem Seniorenheim in Augsburg. Bis vor kurzem konnte sie sich dort testen lassen. Doch seit es zwei Schnelltest-Zentren in der Stadt gibt, bietet die Pflegeeinrichtung dies nicht mehr an. Nach mehreren Anrufen bei Behörden war sie immer noch ratlos. Denn niemand konnte ihr auf die Schnelle sagen, wo sie sich künftig testen lassen kann.
Das Landratsamt teilt auf Nachfrage mit, Besucher müssten entweder bei der entsprechenden Einrichtung nachfragen, ob kostenlose Schnelltests angeboten werden oder die allgemeinen Testangebote im Landkreis nutzen. Doch nach Ansicht der Leserin gibt es davon im Landkreis zu wenige. Lediglich sechs Apotheken und zwei Teststationen bieten derzeit kostenlose Schnelltests an.