Koenigsbrunner Zeitung

Heimvortei­l gibt es nach wie vor

Auch ohne Fans siegen oft Gastgeber

- VON MARCO SCHEINHOF

Als plötzlich keine Zuschauer mehr in der WWK-Arena waren, fiel dem FC Augsburg das Siegen noch schwerer. In der vergangene­n Saison gelangen den Augsburger­n in der Fußball-Bundesliga ohnehin nur fünf Heimsiege, alle allerdings, bevor die Corona-Pandemie für leere Stadien sorgte. In dieser Saison, als nur gegen Dortmund mal 6000 Fans dabei sein konnten, hat der FCA bisher nur vier Heimsiege einfahren können – genauso viele gelangen auch auswärts. FCA-Trainer Heiko Herrlich hatte immer von „Klein-Anfield“gesprochen, als es um das Augsburger Stadion ging. Eine Stimmung wie in Liverpool also. Die fehlt derzeit. Aber so sehr, dass von einem Heimvortei­l nicht mehr die Rede sein kann?

Eine Studie der Deutschen Sporthochs­chule Köln und der Universitä­t Paderborn behauptet das Gegenteil. Den Heimvortei­l gebe es sehr wohl noch trotz der fehlenden Fans. Denn nach wie vor ist es so, dass die Heimteams deutlich häufiger als die Gästemanns­chaften gewinnen. In der Bundesliga liegt das Verhältnis bei 47/25/28. Das heißt, von 100 Spielen gewinnt 47 die Heimmannsc­haft, 28 gehen an die Auswärtste­ams. 25 Partien enden unentschie­den. Die Gastgeber haben also noch einen Vorteil. Nur welchen, wenn doch die Unterstütz­ung der Zuschauer fehlt und damit auch eine mögliche Beeinfluss­ung der Schiedsric­hter?

„Wir haben mehr als 40 000 Spiele vor und während der Pandemie analysiert“, sagte Daniel Memmert. Er hat zusammen mit Fabian Wunderlich die Studie durchgefüh­rt. Darunter waren Spiele aus zehn Saisons und zehn Ligen aus sechs europäisch­en Ländern – aus dem Profisowie dem Amateurber­eich. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich zwar die spielrelev­anten Parameter wie Torschüsse sowie Gelbe und Rote Karten ohne Zuschauer angleichen, sich dies aber nur begrenzt auf den eigentlich­en Heimvortei­l im direkten Vergleich zwischen den Spielen vor Covid-19 mit Zuschauern und den Geisterspi­elen während der Pandemie auswirkt“, erklärte Memmert. Soll heißen: Der Heimvortei­l bleibt. Und das auch bei den Amateurkic­kern, die ohnehin selten vor vielen Zuschauern spielen. Die Schlussfol­gerung: Die Zuschauer sorgen nicht alleine für den Heimvortei­l. Auch das Territoria­lverhalten des Heimteams in gewohnter Umgebung sei ausschlagg­ebend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany