Heimvorteil gibt es nach wie vor
Auch ohne Fans siegen oft Gastgeber
Als plötzlich keine Zuschauer mehr in der WWK-Arena waren, fiel dem FC Augsburg das Siegen noch schwerer. In der vergangenen Saison gelangen den Augsburgern in der Fußball-Bundesliga ohnehin nur fünf Heimsiege, alle allerdings, bevor die Corona-Pandemie für leere Stadien sorgte. In dieser Saison, als nur gegen Dortmund mal 6000 Fans dabei sein konnten, hat der FCA bisher nur vier Heimsiege einfahren können – genauso viele gelangen auch auswärts. FCA-Trainer Heiko Herrlich hatte immer von „Klein-Anfield“gesprochen, als es um das Augsburger Stadion ging. Eine Stimmung wie in Liverpool also. Die fehlt derzeit. Aber so sehr, dass von einem Heimvorteil nicht mehr die Rede sein kann?
Eine Studie der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Paderborn behauptet das Gegenteil. Den Heimvorteil gebe es sehr wohl noch trotz der fehlenden Fans. Denn nach wie vor ist es so, dass die Heimteams deutlich häufiger als die Gästemannschaften gewinnen. In der Bundesliga liegt das Verhältnis bei 47/25/28. Das heißt, von 100 Spielen gewinnt 47 die Heimmannschaft, 28 gehen an die Auswärtsteams. 25 Partien enden unentschieden. Die Gastgeber haben also noch einen Vorteil. Nur welchen, wenn doch die Unterstützung der Zuschauer fehlt und damit auch eine mögliche Beeinflussung der Schiedsrichter?
„Wir haben mehr als 40 000 Spiele vor und während der Pandemie analysiert“, sagte Daniel Memmert. Er hat zusammen mit Fabian Wunderlich die Studie durchgeführt. Darunter waren Spiele aus zehn Saisons und zehn Ligen aus sechs europäischen Ländern – aus dem Profisowie dem Amateurbereich. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich zwar die spielrelevanten Parameter wie Torschüsse sowie Gelbe und Rote Karten ohne Zuschauer angleichen, sich dies aber nur begrenzt auf den eigentlichen Heimvorteil im direkten Vergleich zwischen den Spielen vor Covid-19 mit Zuschauern und den Geisterspielen während der Pandemie auswirkt“, erklärte Memmert. Soll heißen: Der Heimvorteil bleibt. Und das auch bei den Amateurkickern, die ohnehin selten vor vielen Zuschauern spielen. Die Schlussfolgerung: Die Zuschauer sorgen nicht alleine für den Heimvorteil. Auch das Territorialverhalten des Heimteams in gewohnter Umgebung sei ausschlaggebend.