Energiefresser: Ein Blatt Papier deckt Mängel auf
Die Musterberatung zum kommunalen Programm „Check-Dein-Haus“beleuchtet die Energieeffizienz von Gebäuden. Ein Gemeinderat aus Graben zeigt am eigenen Objekt, wie einfach man selber testen kann
Graben Das Papier steckte relativ fest zwischen Rahmen und Fenster. Rüdiger Landto konnte es im geschlossenen Zustand kaum herausziehen. Anders sah es bei der Terrassentür aus. „Hier kann ich das Blatt locker hin- und herschieben“, sagte der Gräbinger Gemeinderat, nachdem er die Dichtigkeit der Einfassungen auf Anraten von Energieberaterin Monika Gebhard geprüft hatte. Diese schnelle Überprüfung der korrekten Funktionsweise von Dichtungen hatte er als Tipp bei der Auftaktberatung der Reihe „Check Dein Haus“erhalten, durchgeführt vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu aus Kempten in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Bayern. Laut Beschluss des Gemeinderates aus dem vergangenen Jahr übernimmt die Kommune die Kosten für 70 solcher Gebäudechecks, um die Energieeffizienz privater Bauten zu prüfen.
Bevor im Einfamilienhaus am Hasenweg nach Schwachstellen gesucht wurde, stand die Datenerhebung im Vordergrund. „Die Ratsuchenden erhalten von uns im Vorfeld einen Katalog von Unterlagen und Angaben, die wir erfassen, um die abschließende Bewertung, die schriftlich eingeht, zu erstellen“, sagte Monika Gebhard. Neben Gebäudedaten, Verbrauchsmengen von Strom, Wasser und Gas der vergangenen drei Jahre flossen unter anderem Kaminkehrerprotokolle in die Betrachtung mit ein. Bei der Erfassung der elektrischen Geräte begann schon die eigentliche Beratung. „Hier spielen Lampentypen und das Alter der Haushaltsgeräte genauso eine Rolle wie Zweit- oder
Drittkühlschränke, Nutzungshäufigkeit der Geräte sowie Geräte im Stand-by Modus. Die Menge der heimlichen Stromfresser ist immer wieder überraschend“, erläuterte die Energieberaterin. Rüdiger Landto erkannte schnell Einsparpotenzial. „Mir leuchtet ein, dass ein Wasserkocher, der nur die Menge des benötigten Wassers erhitzt, sparsamer ist als ein volles Gerät oder die Nutzung des Herdes“, kommentierte er. Direkte Stromfresser wie Heizlüfter oder mobile Klimageräte suchte Gebhard in dem Haus vergebens. „Dass der Heizstrahler auf der Terrasse bei Nutzung Strom verschlingt, ist mir bewusst“, fügte der Hausbesitzer hinzu.
Die Betrachtung der Gebäudehülle des 2002 fertiggestellten Hauses liefert erwartungsgemäß, bis auf die undichten Stellen an den Außentüren, keine wesentlichen Erkenntnisse. „Dies ist bei einem 20 Jahre alten Bau nicht anders zu erwarten“, sagte Gebhard bei der Außenbesichtigung. Das Dach biete Platz, eine Fotovoltaik-Anlage aufzunehmen. Ebenso wären Kollektoren für Solarthermie, der Gewinnung von Heißwasser durch Sonnenenergie, möglich. „Dann muss jedoch der jetzige 200 Liter fassende Warmwasserspeicher deutlich erweitert werden“, stellte sie bei der Begehung des Dachbodens fest, in dem bei Familie Landto die gasbetriebene Warmwasserversorgung untergebracht ist, da das Haus über keinen Keller verfügt. Und dieser Platz wäre nur nach einem umfangreichen Umbau möglich.
Im Abschlussgespräch fasste die Energieberaterin alle Punkte zusammen. Schnell wurde klar, dass zur energetischen Optimierung entsprechende Investitionen notwendig sind. „Dafür gibt es sehr viele Förderprogramme, beispielsweise die Bundesförderung für effiziente Gebäude des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Dazu können Ratsuchende auch bei den Verbraucherzentralen nachfragen“, schloss Monika Gebhard das Beratungsgespräch ab. Rüdiger Landto zeigte sich abschließend sehr zufrieden. „Gerade die Hinweise zu alltäglichem Verhalten und Mängeln, die man nicht sieht, habe ich als sehr fruchtbar empfunden.“Nach einiger Zeit wird er den Beratungsbericht mit Handlungsempfehlungen in Händen halten.
„Wir haben zweimal in unserem Gemeindeblatt auf die Aktion hingewiesen – zuletzt im Februar -, es sind immer noch Termine frei. Wer sich als privater Wohnungs- oder Hauseigentümer für eine solche Beratung interessiert, kann sich im Rathaus bei Sabine Biedermann unter Telefon 08232/962132 oder E-Mail sabine.biedermann@graben.de noch einen Termin sichern“, kommentierte Bürgermeister Andreas Scharf. Gerade für Eigentümer in den Baugebieten aus den 1970er-Jahren sei diese Beratung interessant, ergänzte er.