Der Schutzpatron mit Säge in der Hand
Der Ziehvater Jesu spielt in der Kirchengeschichte nur eine Statistenrolle. 1968 wurde der Feiertag abgeschafft
Landkreis Augsburg Am 19. März mit dem Josefitag der Namenstag eines gerade in Süddeutschland stark verehrten Volksheiligen im Kalender. In den Aufzeichnungen der Evangelisten, die das Leben Jesu für die Nachwelt festgehalten haben, nimmt der Heilige Josef, der Ziehund Nährvater Jesu, nur eine Randstellung ein und steht meist im Schatten der beiden anderen Familienmitglieder Jesus und Maria.
Erst Bernhard von Clairvaux, gestorben im Jahr 1153, stellte den Heiligen Josef in den Mittelpunkt seiner Predigten. In den ersten tausend Jahren der Kirchengeschichte spielte der Zimmermann aus Nazareth lediglich eine Statistenrolle. Erst im 15. Jahrhundert widmete die Kirche dem Beschützer und Ernährer der Heiligen Familie ein eigenes Fest. Vor allem die Franziskaner waren es, die die Verehrung des heiligen Josef unters Volk trugen.
Der Höhepunkt in der Verehrung des einfachen Schreiners aus Nazareth wurde mit der Erhebung zum Schutzpatron der ganzen Kirche durch Papst Pius IX. im Jahr 1870 erreicht. Schon 1487 war das Fest des Heiligen Joseph in das römische Brevier aufgenommen worden, ehe Papst Gregor XV. im Jahr 1621 den 19. März zum Feiertag erhob. Papst Clemens XI. war es dann, der 1714 den Josefitag als Feiertag für die gesamte Kirche vorgeschrieben hat. Fast zweieinhalb Jahrhunderte später, 1955, verkündete Papst Pius XII. den 1. Mai als Fest für „Joseph, den Arbeiter“. 1968 wurde der Josefitag am 19. März als Feiertag endgültig abgeschafft.
In der Ostkirche gibt es für den Heiligen Josef kein eigenes Fest; dort wird er zusammen mit Maria als Eltern Christi am 26. Dezember gefeiert. Papst Johannes XXIII. nahm Josef im Jahr 1962 in den Kreis der Kanon-Heiligen auf.
Die Lebensgeschichte des Heiligen Josef ist aus der Weihnachtsgeschichte hinlänglich bekannt: Als Josef mit der hochschwangeren Maria zur Volkszählung nach Bethlehem unterwegs war, gebar Maria in einem Stall einen Sohn. Josef gab ihm den Namen Jesus und floh nach der Geburt auf Anraten eines Engels mit Mutter und Kind vor den Häschern des grausamen Königs Herodes nach Ägypten.
Nach dem Tod Herodes‘ kehrte die Familie zurück und ließ sich in Nazareth nieder. Als Jesus zwölf Jahre alt war, nahm Josef mit ihm an der Osterwallfahrt nach Jerusalem teil. Diese Wallfahrt ist das letzte Erscheinen des Heiligen Josef in den Evangelien. Möglicherweise ist er bald darauf gestorben. Es könnte aber auch sein, dass er in der ihm angeborenen Bescheidenheit von da an immer im Hintergrund blieb und deshalb in späteren Überlieferungen nicht mehr erwähnt wurde. Dennoch wurde der Heilige Josef im Laufe der Zeit zu einem der volkstümlichsten Heiligen. Reliquien des Bräutigams Mariens werden in Kirchen der italienischen Städte Rom, Loreto, Frascati und Orvieto verwahrt und verehrt. Besonders gern wurde einst der Josefitag von den Brautleuten als Hochzeitstermin gewählt, gilt der Volksheilige ja allgemein als Schutzpatron der Ehepaare und der christlichen Familien, der Kinder, Jugendlichen und Waisen. Darüber hinaus rufen ihn die Arbeiter, Handwerker, Schreiner, Zimmerleute und Holzfäller, die Wagner, Ingenieure und die Totengräber als ihren Berufspatron an. Auf seine Fürsprache zählen auch Erzieher sowie Reisende, Verbannte und Sterbende. Seit der Barockzeit wird der heilige Josef zudem bei Augenleiden, in Versuchungen, in verzweifelten Lagen, bei Wohnungsnot und für eine gute Sterbestunde angefleht.
Josef wird meist mit dem Knaben Jesus und mit Zimmermannsgerätschaften wie Hobel, Säge und Winkel abgebildet. Andere Darstellungsformen (an der Krippe im Stall zu Bethlehem oder auf der Flucht nach Ägypten) ergeben sich aus der überlieferten Lebensgeschichte. Im Pariser Louvre hängt eines der berühmtesten Gemälde: „Josef mit dem Jesusknaben in der Werkstatt“von Georges de La Tour.