Zu den Legionellen kommt ein Schildbürgerstreich
Die Königsbrunner TSV-Fußballer ärgern sich über die Stadt. Es sind mehrere Dinge, die ihnen zu schaffen machen. Warum der neue Schriftzug beim Abteilungsleiter nicht gut ankommt
Königsbrunn Die Fußballer des TSV Königsbrunn sind sauer: Längere Zeit konnten sie im Sportzentrum West nicht duschen, weil der Grenzwert für die Legionellenbelastung überschritten wurde. Derzeit gibt es wegen eines Schadens kein warmes Wasser. Und nun sorgt auch noch ein neuer Schriftzug am Domizil der Fußballer für Ärger.
„Sportpark West“ist dort auf großen Leuchtbuchstaben zu lesen. Darunter ist der ursprüngliche Schriftzug „Sportzentrum West“noch zu sehen. Was wie eine Nebensächlichkeit klingt, macht den Fußballern laut Abteilungsleiter Rico Jahnke zu schaffen. „Die lustigen Buchstaben sind ein echter Schildbürgerstreich. Auf unseren Briefköpfen steht ,Sportzentrum West‘ als Spielort, und beim Bayerischen Fußball-Verband ist das auch so hinterlegt. Das zu ändern, würde für uns nicht nur viel Arbeit bedeuten, sondern die Abteilung auch eine dreistellige Summe kosten.“Inzwischen hat die Stadt Königsbrunn eingelenkt: „Das Sportzentrum West behält seinen Namen – die Fußballer des TSV müssen keine Unterlagen ändern lassen. Der Schriftzug wird in Kürze entsprechend korrigiert“, erklärt Ursula Bué, Leiterin des Hochbauamts der Stadt Königsbrunn. Die Wand würde entsprechend aufbereitet. Aber warum wurde überhaupt ein neuer
Schriftzug angebracht? „Die hinterleuchteten Buchstaben werden es Besuchern von außerhalb leichter machen, das Gebäude aufzufinden, und das Erscheinungsbild deutlich aufwerten“, so Bué.
Noch mehr zu schaffen macht den Fußballern des TSV Königsbrunn ein Problem, das es schon seit Längerem im Sportzentrum West gibt: Immer wieder müssten die Duschen werden, weil die Legionellen-Grenzwerte überschritten werden. Die Bakterien können Lungenkrankheiten verursachen, wenn sie über Wasserdampf in die Atemwege gelangen.
„Seitdem es das Gebäude gibt, haben wir Schwierigkeiten mit den Legionellen. Im vergangenen Jahr konnten wir die Duschen gar nicht nutzen. Erst waren die Werte zu hoch, dann kam Corona, und dann waren wieder die Werte zu hoch“, sagt Rico Jahnke. Spätestens nach dem zweiten Lockdown hätte man seiner Ansicht nach das Problem angehen können, „aber passiert ist meines Wissens nichts“. Er hat die Nase voll und zieht wahrscheinlich auch für seine Vereinsarbeit Konsequenzen: „Nach 16 Jahren werde ich wohl nicht mehr als Abteilungsleiter kandidieren.“
Die Leiterin des Königsbrunner Hochbauamts räumt ein, dass die „Legionellenbelastung des Trinkwassers dauerhaft Sorgen bereitet“. Im Sportzentrum West seien jetzt mehrere technische Nachbesserungen im Trinkwassersystem umgesetzt und danach die gesamte Trinkwasseranlage desinfiziert worden: „Die Lieferzeit für die erforderlichen Bauteile betrug zwei Wochen, die Desinfizierung der Anlage drei Wochen, und die Nachbeprobung hat zwei Wochen in Anspruch genommen.
Nach knapp zwei Monaten, am 30. November 2020, konnte das
Duschverbot wieder aufgehoben werden“, so Ursula Bué. Da allerdings hatten die Fußballer nichts mehr davon, denn mit dem zweiten Lockdown Anfang November wurde auch der Freizeitsport untersagt.
Das Gesundheitsamt lege fest, wie oft die Anlagen auf Legionellen getestet werden müssen, teilt das Hochbauamt mit. „Wenn ein Legionellen-Zwischenfall durch das begeschlossen auftragte Labor dokumentiert ist, müssen erst drei Prüfungen ohne Beanstandungen vorliegen, dann erst darf wieder auf ein größeres Intervall gewechselt werden“, sagt Ursula Bué.
Jetzt aber gibt es noch ein weiteres Problem: Nach dem Ausfall einer Hebeanlage wurde im Dezember das gesamte Untergeschoss des Sportzentrums West überflutet. Die Folge: Es gibt zur Zeit kein warmes Wasser. Die Geräte für die Heizung und die Warmwasseraufbereitung würden in den nächsten Tagen demontiert und erst Mitte April wieder eingebaut, so das Hochbauamt. Anschließend muss das Gesundheitsamt Proben nehmen. Wenn dann alles passt, wird die Anlage wieder freigegeben. Einen Zeitpunkt hierfür nennt das Hochbauamt nicht. „Die Abteilung Hochbau tut ihr Möglichstes, dass die Räume schnellstmöglich wieder nutzbar sind, ist aber natürlich auch von der enormen Auslastung der Fachfirmen betroffen“, so Ursula Bué.