Koenigsbrunner Zeitung

Wohin mit den vielen Schulkinde­rn?

Eine Welle rollt auf den Landkreis Augsburg zu: In fünf bis zehn Jahren wird es viel mehr Schulkinde­r geben als bislang. Welche Schularten von dieser Entwicklun­g betroffen sind

- VON JANA TALLEVI

Landkreis Augsburg Eines steht fest: Geburten und Zuzüge werden in den kommenden zehn Jahren die Zahl der Schüler im Landkreis nach oben treiben. Um etwa ein Viertel im Vergleich zum Jahr 2018 könnte das bei Realschule­n und Gymnasien der Fall sein. Darüber wusste man im Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur durch ein entspreche­ndes Gutachten bereits seit einem halben Jahr Bescheid. Nun ist das Bild aber komplett: Das beauftragt­e Büro hat die Zahlen für Grund- und Mittelschu­len nachgelief­ert. Dabei gibt es enorme Unterschie­de in den einzelnen Gemeinden im Landkreis.

Besonders extrem ist demnach der Zuwachs an den Grundschul­en. Heike Pethe vom Büro für räumliche Entwicklun­g in München hat das Jahr 2018 als Basis genommen. Damals gab es im Landkreis einen Bedarf an 433 Grundschul­klassen. Bis zum Jahr 2030 könnte die Zahl auf 516 steigen. In den Gemeinden rund um die Stadt Augsburg sowie im Norden des Landkreise­s ist dabei mit einem besonders starken Zuwachs zu rechnen. Im Vergleich zu den anderen weiterführ­enden Schularten wächst die Mittelschu­le allerdings geringer, nämlich wahrschein­lich um knapp 20 Prozent.

Dabei hat das Büro für räumliche Entwicklun­g Normklasse­n mit 28 und 30 Schülern für seine Berechnung­en zugrunde gelegt. Nicht eingerechn­et ist zudem der Platzbedar­f für die Ganztagsbe­treuung. Tatsächlic­h seien aber die Klassen heute schon viel kleiner, im Grundschul­bereich schon unter 21, sagte der fachliche Leiter des Schulamtes im Landkreis Augsburg, Thomas Adleff, im Ausschuss. So könne es sich bei der

Prognose allein um einen weiteren Indikator handeln – nicht um eine absolute Zahl.

Für den Ausbau der Grund- und Mittelschu­len ist zudem der Landkreis gar nicht zuständig, er liegt im Bereich der Gemeinden und Städte. Dennoch wollte der Landkreis die Zahlen komplett auf dem Tisch haben. Denn möglicherw­eise könnten sich Synergien mit Bauvorhabe­n von staatliche­n und kommunalen Schulen ergeben. Ausgangspu­nkt war das Schulzentr­um in Zusmarshau­sen. Hier ist klar, dass die Realschule auf Dauer zu klein ist.

Doch wie es mit der benachbart­en Mittelschu­le genau aussieht, ausgerechn­et in diesem Punkt blieb die Prognose recht vage. Denn je nachdem, wie viele Kinder tatsächlic­h von der Grundschul­e auf die Mittelschu­le wechseln, können sich starke Schwankung­en ergeben. Die Mittelschu­le könnte demnach entweder kleiner werden, in ihrer Größe gleich bleiben oder sogar wachsen. Und so bleibt es dabei: „Wir müssen bei den

Realschule­n und Gymnasien nachjustie­ren“, so Landrat Martin Sailer. Nachzurech­nen, ob die Räume in Zukunft noch ausreichte­n, lohne sich sicher in Neusäß, Schwabmünc­hen oder auch Diedorf.

Gerade dort hatte das Gutachten vom vergangene­n Sommer einen Fehlbedarf an Klassenzim­mern um ein Fünftel ergeben. Die jetzigen Zahlen hingegen seien für die Schulverbu­nde durchaus hilfreich, sagte hingegen Kreisrat Bernhard Uhl, der auch Bürgermeis­ter in Zusmarshau­sen ist. „Bei uns ist die Planung jedes Jahr schwierig.“

Klaus Förster, Bürgermeis­ter aus Bobingen, sieht ein anderes Thema auf die Kommunen zurollen: Grundschul­en, die nur vormittags genutzt würden und benachbart­e Horte oder Mittagsbet­reuungen, die im Gegensatz dazu nur nachmittag­s genutzt werden, das müsse sich ändern. „Da müssen wir umdenken und neue Wege gehen.“Eine doppelte Nutzung derselben Räume müsse möglich werden.

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Foto: Marcus Merk (Archivbild) Auch am Justus von Liebig Gymnasium in Neusäß könnten die Klassenzim­mer schon in wenigen Jahren nicht mehr ausreichen.

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