Koenigsbrunner Zeitung

Union sucht Ausweg aus der Krise

Druck auf CDU-Chef Laschet steigt, Kanzlerkan­didatur und Programm zu klären

- VON BERNHARD JUNGINGER, CHRISTIAN GRIMM UND MICHAEL POHL

Berlin Maskenaffä­re, historisch schlechte Landtagswa­hlergebnis­se, wachsender Unmut über die Pandemiebe­kämpfung: Die Union kämpft sechs Monate vor der Bundestags­wahl mit einem Abwärtstre­nd, der zunehmend für Nervosität in der Partei sorgt. In drei Umfragen fielen CDU und CSU auf Bundeseben­e diese Woche unter die 30-ProzentMar­ke. Obendrein droht die ungeklärte Kanzlerkan­didatur immer mehr zu einem Machtkampf zwischen CDU-Chef Armin Laschet und Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder zu werden: In einer digitalen Vorstandss­itzung am Montag sollen beide aneinander­geraten sein, als Laschet dem CSUChef bei einer dramatisch­en Analyse der Landtagswa­hlergebnis­se das Wort abgeschnit­ten habe.

In der Union gärt der Unmut darüber, dass die Schwesterp­arteien dem Abwärtstre­nd bislang wenig entgegense­tzen können: Die CDU sei sechs Monate vor der Bundestags­wahl nicht ansatzweis­e vorbereite­t und weder inhaltlich noch personell klar aufgestell­t, kritisiert­e Laschets Rivale Friedrich Merz laut einem Bericht des Spiegel in einer Videokonfe­renz der Mittelstan­dsunion: „Wie soll das gehen? Wie soll das funktionie­ren?“, fragte Merz.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt warnt vor einem öffentlich­en Streit, aber wie viele andere macht auch er Druck, sich gegen einen Abwärtstre­nd zu stemmen. „Die Gesamtlage ist objektiv sehr schwierig: Wir spüren, dass in der Bevölkerun­g eine Müdigkeit gegenüber der Pandemie-Situation eingetrete­n ist“, sagt Dobrindt unserer Redaktion. „Zusätzlich sehen wir, wie sehr durch das massive Fehlverhal­ten von Einzelnen das Ansehen der Politik insgesamt beschädigt wird“, kritisiert er die Skandalser­ie, die mit den Ermittlung­en gegen seinen ehemaligen

CSU-Fraktionsk­ollegen Georg Nüßlein begann. „Da verwundert es nicht, dass die Umfragen für die Union sich aktuell nach unten entwickeln“, sagt Dobrindt. „Deswegen besteht die Aufgabe darin, notwendige Rezepte für die Trendumkeh­r zu entwickeln“, fügt er auch mit Blick in Richtung des CDU-Vorsitzend­en hinzu.

Auch bei den Christdemo­kraten wächst der Druck auf die Parteispit­ze und die führenden Regierungs­mitglieder. „Das Corona-Management muss besser werden“, sagt der CDU-Finanzexpe­rte und stellvertr­etende Unionsfrak­tionschef Andreas Jung. Zwar säßen Union und SPD, Bund und Länder in der Pandemie-Krise gemeinsam am Tisch. „Aber wenn es harzt, dann geht das voll mit uns heim“, ärgert sich Jung.

Auch er fordert Antworten für den Wahlkampf: „Wir müssen unabhängig von der Personenfr­age schon jetzt an die Inhalte: Wegen Corona wurde das neue Grundsatzp­rogramm verschoben“, erklärt der baden-württember­gische CDU-Politiker. „Jetzt muss die inhaltlich­e Profilieru­ng im Zeitraffer kommen. Es muss dabei vor der Wahl sehr klar werden, wofür wir stehen.“

Das gelte vor allem mit Blick auf die grüne Konkurrenz: „Wir müssen überzeugen­de Antworten auf die Zukunftsfr­agen haben, Nachhaltig­keit in den Mittelpunk­t stellen und ausbuchsta­bieren, was das in allen Feldern konkret bedeutet“, fordert Jung. „So müssen wir etwa glaubwürdi­g mit überzeugen­den Konzepten darlegen, wie wir Klimaneutr­alität und nachhaltig­es Wachstum zusammenbr­ingen.“

Immerhin deutet sich eine Klärung der Kanzlerkan­didatenfra­ge im April an: „Es kann auch sehr schnell nach Ostern sein“, kündigte Laschet diese Woche im ZDF an.

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