Koenigsbrunner Zeitung

Die große Goldrallye ist wohl vorbei

In der Krise kletterte der Goldpreis steil nach oben. Im August fiel gar die historisch­e Schwelle von 2000 Dollar. Doch seitdem geht es bergab. Ist der Ruf des Edelmetall­s als krisensich­ere Anlage also nur ein Mythos?

- VON SÖREN BECKER

Im Sommer 2020, als die Pandemie in vielen Ländern auf dem Höhepunkt war, hat auch der Goldpreis neue Rekordwert­e erreicht. Kurzfristi­g kostete die etwas mehr als 31 Gramm schwere Unze Gold mehr als 2000 Dollar. Nicht wenige echte oder vermeintli­che Experten sahen sogar noch viel mehr Luft nach oben. Mittlerwei­le hat sich der Trend jedoch gedreht. Aktuell pendelt der Goldpreis um die 1700 Dollar. Wer damals gekauft hätte, hätte ordentlich Verlust gemacht.

Der Blackrock-Manager Russ Koestrich warnte jüngst bei Bloomberg ausdrückli­ch vor einer Investitio­n. Er behauptet, es gebe eine kurzfristi­ge starke positive Korrelatio­n zu den Aktienmärk­ten. Im Klartext: Wenn die Börse im Moment fällt oder steigt, folgt der Goldpreis auf dem Fuße. Das wäre eher ungünstig für eine Krisenvers­icherung. Zuletzt sei das zu beobachten gewesen, als die Verabschie­dung eines billionens­chweren Konjunktur­paketes in den USA dem Dow Jones und dem Dax Höhenflüge bescherte. Der Goldpreis folgte tatsächlic­h und stieg um drei Prozent. Gabor Vogel von der DZ-Bank sieht das hingegen anders: „Das ist eine Scheinkorr­elation“, glaubt der Rohstoffan­alyst. Der Goldpreis sei unabhängig vom Aktienmark­t gestiegen, weil manche Anleger befürchtet­en, dass die Inflations­gefahren als Folge der weltweit geschnürte­n Fiskalpake­te steigen könnten. Für kurzfristi­ge Spekulatio­n eigne sich Gold sowieso eher weniger. Wer in das Edelmetall investiert, solle das Ganze eher als eine langfristi­ge Versicheru­ng gegen einen größeren Crash sehen. Denn Gold werde wohl immer zumindest teilweise seinen Wert behalten.

Aktuell läuft der Goldhandel laut Vogel verbesseru­ngswürdig: „Gold ist seit Anfang des Jahres unser Sorgenkind“, sagt er. Am Anfang der Pandemie waren die Börse und die Realwirtsc­haft im freien Fall. Viele Leute wurden nervös und wollten sich mit Gold absichern. Seit dank der Impfstoffe ein Ende der Pandemie in Sicht ist, steigen vor allem die Aktienmärk­te rasant. „Die steigenden US-Zinsen sind dabei der größte Belastungs­faktor für das Gold“, glaubt Vogel. Einfach ausgedrück­t: Geld, das man in Gold angelegt hat, kann man nicht mehr anders investiere­n. Da sich viele Investoren mit anderen Anlagen mehr Profit verspreche­n als noch vor einem Jahr, kaufen sie weniger Gold.

Mehr Rendite als Gold abzuwerfen ist allerdings auch nicht schwer. Gold zahlt keine Dividende und man kann es nicht vermieten. Eine Studie der Investment­bank Credit Suisse ergab, dass eine Investitio­n in das Edelmetall in den vergangene­n 50 Jahren durchschni­ttlich 0,7 Prozent Profit gebracht hat. Ähnliche Werte kann man erzielen, wenn man sein Geld auf dem Sparbuch lagert. Je nach Betrachtun­gszeitraum kann dieses Bild aber natürlich unterschie­dlich aussehen.

Aber es gibt dennoch eine Möglichkei­t, mit Gold Rendite zu machen: Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commoditie­s (ETC). ETFs, auch bekannt als Indexfonds, ermögliche­n es einem Investor, einen Anteil an einem bestimmten Vermögen zu kaufen. Steigt dieses im Wert, steigt auch das Papier. Meist handelt es sich um einen Aktieninde­x oder aber auch ein physisches Warendepot, etwa Gold. Wenn der Preis des hinterlegt­en Vermögens steigt, wird auch das Wertpapier teurer. In Deutschlan­d sind auf einer Position basierende Fonds allerdings verboten und dürfen auch nicht über ausländisc­he Börsen gekauft werden. Wer sich für dieses Modell entscheide­t, kann also nicht ausschließ­lich in Gold investiere­n.

ETCs sind im Grunde Schuldsche­ine. Wer ein solches Papier kauft, kann von seinem Geschäftsp­artner verlangen, dass er ihm eine bestimmte Menge Ware liefert. Diese Schuldsche­ine können auch weiterverk­auft werden und werden wertvoller, wenn der Preis für Gold steigt. Allerdings verkaufen manche Emittenten mehr ETCs, als sie mit ihren Goldvorrät­en decken können, sodass es vorkommen kann, dass man die Lieferung einklagen muss.

Hendrik Buhrs vom gemeinnütz­igen Verbrauche­rmagazin Finanztip rät von diesen Wertpapier­en ab. Der Goldpreis schwanke mindestens genauso stark wie der Aktienmark­t: „Wirklich sinnvoll ist Gold als Versicheru­ng nur, wenn man mit einem größeren Krisenfall rechnet, bei dem Banken und Börsen oder das Geldsystem zusammenbr­echen“, sagt der Experte für Geldanlage­n. Wer einen solchen Fall erwartet, sollte allerdings vielleicht lieber in Ackerland investiere­n. In so einer Situation ist es ungünstig, auf einen Geschäftsp­artner angewiesen zu sein, um an seine goldene Reserve zu kommen. Buhrs und Vogel raten übereinsti­mmend dazu, etwa fünf Prozent des Portfolios in Gold zu stecken, wenn man es für nötig hält. Allerdings sei man meist besser mit einem Aktien-Indexfonds beraten. Buhrs empfiehlt sogar das Edelmetall physisch zu Hause aufzubewah­ren. Am besten in einem Schließfac­h oder Tresor. Da hier schnell große Summen zusammenko­mmen, empfiehlt sich jedoch eine Hausratver­sicherung. Zumindest bis zum Börsencras­h.

Nicht alle Goldhändle­r sind vertrauens­würdig. Buhrs warnt vor allem vor falschen Renditever­sprechen und „Bonusgold“. „Gold wird so oft gehandelt, dass der Preis im Grunde überall gleich ist“, erklärt Buhrs. Daher gebe es kein Potenzial für Rabattakti­onen. Wer sichergehe­n will, solle darauf achten, dass der Händler dem Berufsverb­and des deutschen Münzenfach­handels angehört. Dort sind auch Goldhändle­r und Scheideans­talten organisier­t.

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Foto: dpa Gold gilt als sichere Bank, doch die Preise schwanken erheblich. Die Investitio­n lohnt sich nur unter bestimmten Umständen.

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