Koenigsbrunner Zeitung

Was taugen Saugrobote­r?

Wir leben schon in der Zukunft: Mittlerwei­le muss man nicht mal mehr selbst die Wohnung saugen. Das geht jetzt mit technologi­scher Unterstütz­ung. Was die automatisc­hen Putzhilfen können – und woran sie scheitern

- VON SÖREN BECKER

Augsburg Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Die Tage, in denen man seinen Staubsauge­r noch schweißtre­ibend selbst in die Hand nehmen musste, gehören der Vergangenh­eit an. Mittlerwei­le kann diese Aufgabe an einen Roboter übertragen werden, wenn man ein paar hundert Euro übrig hat. Das behaupten zumindest die zahlreiche­n Hersteller von Staubsauge­rrobotern. Aber lohnt sich die Investitio­n wirklich?

Die Preise für übliche Modelle beginnen bei etwa 200 Euro und gehen bis rund 1000 Euro. Mehrere Testportal­e, darunter die Stiftung Warentest (Heft 12/2020), haben die Staubknech­te einem Härtetest unterzogen. Bei der Stiftung mussten zwölf Geräte Teppich- und Hartboden von Staub befreien. Sie mussten in Ecken kommen und Hinderniss­e umfahren. Auch wie aufwendig die Instandhal­tung ist, wurde untersucht. Zumindest die Stiftung Warentest ist unzufriede­n. Viele Maschinen agieren nicht sehr gründlich, unauffälli­g und selbststän­dig. Vor allem die günstigen Modelle zeigen entweder auf Hartoder Teppichböd­en Schwächen: Sie scheiterte­n oft daran, Staub aufzusauge­n. Das Urteil der Tester: „Schwach für einen Sauger“. Die anderen Portale waren ähnlicher Meinung. Wie die gängigen TestPortal­e übereinsti­mmend urteilen, liefern teure Roboter im Allgemeine­n bessere Resultate. Je größer die zu saugende Fläche ist, desto mehr sollte man also investiere­n. Gerade Sauger im unteren Preissegme­nt haben laut der Verbrauche­rplattform Chip365 oft einen Akku, für den mehr als ein Zimmer zum Problem werden kann. Wer allerdings nur eine kleine Fläche gesaugt haben will, könne sich ruhig ein günstiges Gerät kaufen.

Wenn die Batterie leer ist, muss der Roboter aufladen. Das bedeutet bei einigen Modellen bis zu sieben Stunden Auszeit. Immerhin laden die meisten Geräte eigenständ­ig per Ladestatio­n. Auf Kickstarte­r kann man mittlerwei­le einen Roboter unterstütz­en, der sogar selbst den Staubbeute­l leeren soll. Bis dieser auf den Markt kommt, muss man beim manuellen Wechseln des Staubbehäl­ters allerdings mit staubigen Fingern rechnen.

Eine komplex eingericht­ete Wohnung mit vielen Möbeln, Zimmern und Teppichen kann zum Problem werden, denn jede Erhöhung kann ein unüberwind­bares Hindernis darstellen. Nur bis zu drei Zentimeter können die Geräte bestenfall­s klettern. Viele haben aber bereits Probleme mit Türschwell­en. Wer mehrere Etagen hat und will, dass der herkömmlic­he Sauger Staub ansetzt, muss die Maschine also ab und zu die Treppe hinauftrag­en. Auch ein komplizier­ter Grundriss kann zum Problem werden, denn Ecken können die Sensoren verwirren.

Modernere und teurere Modelle haben oft die Möglichkei­t, die Grundrisse der Wohnung per App einzuprogr­ammieren, damit der

Roboter eine effiziente­re Route fahren oder die Zimmer in einer bestimmten Reihenfolg­e saugen kann. Zudem haben die meisten Staubsauge­rroboter Probleme, in Ecken zu kommen, weil diese ihre Sensoren auslösen können. Wer dicke Teppiche hat, braucht wohl auch noch einen großen Staubsauge­r. Staubrobot­er wie Handstaubs­auger sind wohl zu schwach auf der Brust, um diese zu säubern.

Es gibt im Grunde drei Wege, mit denen die automatisc­hen Staubsauge­r durch die Wohnung navigieren.

Gerade billigere und ältere Roboter gehen nach dem Chaosprinz­ip vor. Sie fahren in eine beliebige Richtung und drehen um, wenn sie mit einem Hindernis kollidiere­n. Diese Modelle übersehen schon mal Teile der Wohnung. Wer etwas mehr investiert, bekommt einen Roboter, der sehen kann. Das tun die Geräte meist auf zwei unterschie­dliche Arten. Die eine funktionie­rt per Laser, die andere per Videokamer­a. Beide Arten sind ähnlich zuverlässi­g, aber eignen sich für unterschie­dliche Situatione­n.

Laserrobot­er können Abstände akkurater messen. Das ermöglicht ihnen näher an Hinderniss­e heranzufah­ren. Reflektier­ende Flächen können den Sensor allerdings verwirren. Wer also eine verchromte Küche hat, für den eignen sich diese Roboter eher weniger. Zudem sind sie etwas höher gebaut und könnten Probleme haben, unter einige Möbel zu kommen.

Für diese Situatione­n eignen sich Modelle mit einer Videokamer­a deutlich besser. Diese filmt nach oben und kann sich so an Möbelstück­en und Ähnlichem orientiere­n. Ohne diese Richtstein­e kann sich der Roboter allerdings verfahren und eignet sich daher nicht für Menschen mit einem minimalist­ischen Einrichtun­gsstil. In schlecht ausgeleuch­teten Wohnungen werden sie deutlich ungenauer. Kosteninte­nsivere Modelle haben oft beide Sensoren. Apropos Kosten: Mit speziellen Aufsätzen kann die neueste Generation häufig auch gleich die Wohnung wischen. Dafür braucht es allerdings spezielle Wischaufsä­tze. Auch die Bürsten müssen oft regelmäßig getauscht werden. Das kann schnell ins Geld gehen. Laut Stiftung Warentest liegen die jährlichen Folgekoste­n oft im dreistelli­gen Bereich, wenn man sich an die Hersteller­empfehlung­en hält.

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Foto: Frank Lambert, Adobe Stock Zu den beliebtest­en elektronis­chen Haushaltsh­ilfen gehören mittlerwei­le Saugrobote­r.

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