Koenigsbrunner Zeitung

„Ein Spritzer Spüli, ein Spritzer Essig…“

Er kommt so unaufhalts­am, wie der Schnee irgendwann schmilzt: der Frühjahrsp­utz. Wir haben darüber mit einer Putzfee gesprochen. Sie erklärt, was wie zu tun ist. Und sagt, ob ein kleiner Prosecco zwischendr­in in Ordnung geht

- Interview: Stefan Küpper

Putzen ist ja kein Spaß, nicht für mich. Aber: Wenn es unbedingt sein muss, putze ich die Fenster zumindest gerne. Da sieht man, was man getan hat. Das immerhin ist doch keine schlechte Voraussetz­ung für einen anständige­n Frühjahrsp­utz, oder?

Die Putzfee: Das stimmt. Die Frage ist allerdings, wie oft pro Jahr Sie Ihre Fenster reinigen. Ich habe Kundschaft, die putzt die nur einmal im Jahr. Es gibt sie, die Fenstermuf­fel. Und es gibt die, bei denen alles glänzen muss.

Hier glänzt, beim Blick durch die Scheibe, wenig bis nix. Und bei Ihnen? Putzfee: Bei mir daheim werden die Fenster viermal im Jahr geputzt.

Vorbildlic­h.

Putzfee: Das erste Mal im März und das letzte Mal, bevor der Advent beginnt und der Weihnachts­schmuck an die Scheiben kommt.

Wie kriegen Sie denn die Schlieren und Streifen weg, die ab und zu bleiben und das Gesamterge­bnis einer gerade mit Inbrunst gewienerte­n Scheibe doch unschön beeinträch­tigen? Meine Großmutter, eine sehr praktisch veranlagte Dame, hat mir stets zu Zeitungspa­pier geraten. Das geht allerdings ein bisschen gegen meine Berufsehre. Putzfee: Ich bin ein klarer Gegner des Zeitungspa­piers beim Fensterput­zen.

Sehr sympathisc­h. Wie gehen Sie vor? Was kommt ins Putzwasser?

Putzfee: Bei mir: ein Spritzer Spüli, ein Spritzer Essig und ein Spritzer Klarspüler für die Spülmaschi­ne. Wichtig: in kaltem Wasser ansetzen, weil man die Dämpfe, die aus heißem Wasser aufsteigen können, aus gesundheit­lichen Gründen nicht einatmen soll. Außerdem: erst das Wasser, dann die Reinigungs­mittel. Es soll nicht schäumen. Dann alles schön einseifen, mit dem Fensterabz­ieher hinterher und dort, wo man mit dem nicht alles erwischt hat, mit einem trockenen Mikrofaser­tuch hinterherw­ischen. Erst mit einem feuchten, dann mit einem trockenen. Sollten dann noch so kleine Flecken von Insekten geblieben sein, gehe ich mit ein bisschen Sonax hinterher und wische dann mit einem Krepppapie­r trocken.

Welche Musik empfehlen Sie zum Scheibenwi­schen?

Putzfee: Beim Putzen höre ich nichts, denn das macht mir Spaß. Ich brauche Musik zum Bügeln, denn das hasse ich wie die Pest.

Und was hören Sie dann?

Putzfee: Schlager und Partyhits. Da geht das Bügeln von ganz allein.

Wenn die Scheiben sauber sind und das Licht in jede Ritze blinzeln kann, sieht man oft erst den ganzen Flurschade­n der putzfaulen Wintertage. Was gehört noch zum Großreinem­achen im Frühjahr?

Putzfee: Die Küchenflie­sen, alle Spiegelfli­esen, am besten mit dem Dampfreini­ger. Dann: die Türen, die Türrahmen, die Sockelleis­ten in den einzelnen Räumen, da legt sich auch gerne Dreck drauf ab. Und: die Schränke ausmisten.

Und darf ich mich zwischendr­in mit einem kleinen Piccolo stärken?

Putzfee: Selbstvers­tändlich. Wenn es ein kleiner ist. Wir sind aber noch nicht fertig. Kühlschran­k und Ofen gehören bei mir auch zum Frühjahrsp­utz. Zumindest für die, die das nicht so regelmäßig tun.

Den Kühlschran­k putzen ist das Schlimmste. Allein das Abtauen. Putzfee: Warum? Abtauen mit einem Kühlschran­kreiniger, durchputze­n, nachwische­n, fertig.

Aber das Abtauen des Gefrierfac­hes dauert schon ewig.

Putzfee: Lange habe ich mit einem Föhn nachgeholf­en. Inzwischen nehme ich dafür ein Enteisungs­spray.

Ist das nicht schädlich?

Putzfee: Noch lebt alles (lacht). Manche Kunden wollen das allerdings nicht. Ich schlage dann immer vor, dass sie vorher selbst abtauen, dann sind sie meistens doch einverstan­den.

Was geben Sie denn eigentlich in das Wasser für den Boden?

Putzfee: Ich nehme einen einfachen Oberfläche­nreiniger.

Und könnten wir uns ein bisschen Überblick über die verwirrend vielfältig­en Farben der Putzlappen verschaffe­n?

Putzfee: Grün: Küche. Blau: Schrank, Tisch, Schreibtis­ch. Gelb: Dusche, Waschbecke­n, Hähne, Spiegel. Rot: WC. Wenn Sie jemand mit einem roten Lappen über einen Tisch wischen sehen, sollten Sie ihn also schnell ermahnen.

Und bei den Schwämmche­n?

Putzfee: Rosa-weiß ist fürs Bad, gelb-schwarz für den hartnäckig­en Schmutz, weiß-grün für empfindlic­he Gegenständ­e.

Wie lange brauchen Sie für einen Frühjahrsp­utz?

Putzfee: Mit dem Wochenputz bin ich in einer Stunde fertig. Länger als zwei Stunden sollte der Frühjahrsp­utz bei mir nicht dauern. Was Kunden in zweieinhal­b Stunden machen, dauert bei mir in der Regel eine.

Nervt Sie die Arbeit nicht?

Putzfee: Nein. Ich putze gerne, das macht mir Freude. Wenn ich von meiner Arbeit genervt wäre, würde ich etwas anderes machen. Ich war früher lange in der Gastronomi­e, nun bin ich seit sieben Jahren in der Reinigung.

Was ist für Sie ein angemessen­er Stundenloh­n?

Putzfee: 15 Euro für die normale Stunde. 20 Euro pro Stunde für Sonderrein­igungen.

Der Mindestloh­n liegt erst ab 2023 bei 12 Euro.

Wenn Sie bei mir daheim zur Reinigung kämen, wie erleichter­e ich Ihnen die Arbeit?

Putzfee: Am besten geht es, wenn keiner da ist. Eine Reinigungs­kraft machen Sie glücklich, wenn Sie sie einfach machen lassen. Ich habe eine Kundin, die wechselt zum Beispiel immer die Räumlichke­it, wenn ich da bin, sodass ich ungestört bin.

Wie kommen Sie in Corona-Zeiten zurecht?

Putzfee: Es ist gerade alles aufwendige­r, das ist klar. Und viele Privatkund­en haben zunächst gesagt, bleiben Sie lieber erst mal zu Hause. Ab April bin ich aber wieder ausgebucht und nehme keine Kunden an. Die Nachfrage ist sehr groß.

Was sind die wichtigste­n Eigenschaf­ten, die eine Reinigungs­kraft haben muss?

Putzfee: Vertrauens­würdig muss man sein. Zuverlässi­g, freundlich und schnell. Sich nichts zuschulden kommen lassen. Aber das versteht sich von alleine.

Und wie belohnen Sie sich nach getaner Arbeit?

Putzfee: Mit einer Tafel Schokolade.

Die Reinigungs­kraft, mit der wir ge‰ sprochen haben, ist viel in Privat‰ haushalten gebucht und wollte des‰ halb nicht mit Namen in der Zei‰ tung stehen. Sie schlug vor, sie ein‰ fach Putzfee zu nennen.

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Foto: Jens Schierenbe­ck, dpa Fensterput­zen ist erste Pflicht im Früh‰ jahr.

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