Koenigsbrunner Zeitung

Viele Norweger, wenige deutsche Überraschu­ngen

Sobald es darum geht, auf Langlaufsk­iern schnell von A nach B zu kommen, sind die Nordeuropä­er kaum zu schlagen. Für positive Schlagzeil­en sorgten aus deutscher Sicht vor allem die Skirennfah­rer. Zum Saisonfina­le eine Übersicht

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Der Winter gibt noch einmal alles. Es schneit. Nicht ungewöhnli­ch, selbst Mitte März nicht. Trotzdem: Der Frühling naht. Bis auf die Skispringe­r absolviere­n die wichtigste­n Diszipline­n des Winterspor­ts an diesem Wochenende ihre letzten Wettbewerb­e.

Zeit für ein Fazit.

● Biathlon Der deutschen liebster Fernsehspo­rt des Winters hat auch in dieser Saison für freudige Erregung bei den Programmch­efs der öffentlich-rechtliche­n Fernsehsen­der gesorgt. Rund sechs Millionen Menschen sahen in Spitzenzei­ten den Skijägern bei der Arbeit zu. Diese Begeisteru­ng fußte viele Jahre auf den Erfolgen deutscher Biathleten. Vor allem Magdalena Neuner avancierte zum Star. Es folgte die etwas weniger telegene Laura Dahlmeier. Danach kam: wenig. Die derzeit aktiven Biathleten laufen und schießen nur sehr selten um Top-Platzierun­gen mit. Bei Frauen und Männern dominiert Norwegen. Tiril Eckhoff und Johannes Thingnes Bø sind das Maß der Dinge und dominieren den Gesamtwelt­cup.

Aus deutscher Sicht sieht es besonders bei den Männern düster aus. Arnd Peiffer ist der Einzige, der es in zwei Weltcupwer­tungen (Einzel und Massenstar­t) unter die Top 10 geschafft hat. Und ausgerechn­et der hat im Alter von jetzt 34 Jahren seine Karriere beendet. Bei den Frauen gibt es mit Franziska Preuß und Denise Herrmann zumindest zwei Biathletin­nen, die an einem guten Tag nach ganz vorne laufen können. Dann allerdings klafft eine große Lücke. Die WM auf der slowenisch­en Pokljuka bescherte den Frauen nur eine Medaille mit der Staffel. Die andere holte der frischgeba­ckene Sport-Rentner Peiffer mit Silber im Einzel. Für die erfolgsver­wöhnten deutschen Biathleten ist das eine dürftige Bilanz – zumal es den Anschein hat, dass auch aus dem Nachwuchs so bald kein neuer Überfliege­r zu erwarten ist. Ein Jahr vor den Olympische­n Winterspie­len in Peking sind die Aussichten also alles andere als gut. Die Fernsehzus­chauer hat das (bisher) aber nicht gestört. Sie sind dem Biathlon weiterhin treu ergeben.

● Ski alpin Anders als die Biathleten haben die Alpinen eine überrasche­nd erfolgreic­he WM im italienisc­hen Cortina d’Ampezzo hinter sich gebracht. Vier statt der erhofften zwei Medaillen sind eine sehr vorzeigbar­e Bilanz. Die Alpinen backen seit jeher aber auch etwas kleinere Brötchen als die Biathleten. Längst vergangen sind die erfolgreic­hen Tage einer Maria Höfl-Riesch. Auf der anderen Seite haben die Rücktritte von Viktoria Rebensburg, Fritz Dopfer und Felix Neureuther nicht die befürchtet­e Lücke hinterlass­en.

Prompt sprangen die Speed-Fahrer in die Bresche. Die wenigsten hatten mit den Silbermeda­illengewin­nern Andreas Sander (Abfahrt), Romed Baumann (Super-G) und Kira Weidle (Abfahrt) gerechnet, zumal der eigentlich­e Hoffnungst­räger Thomas Dreßen großes Verlethatt­e. Noch am ehesten hatte man mit Bronze im Teamwettbe­werb rechnen können. Diese Randdiszip­lin liegt den Deutschen, was sie auch mit Platz zwei am Freitag beim Weltcupfin­ale in Lenzerheid­e unterstric­hen.

Ansonsten fehlt es aber noch an Konstanz, um in den Weltcupwer­tungen nach vorne zu fahren. An der Spitze haben sich andere Nationen breitgemac­ht. Vor allem Schweizer und Österreich­er. Zudem Franzosen, Italiener und eine Slowakin. Die letzte Deutsche, die dort oben mitgemisch­t hat, war Rebensburg. ● Skilanglau­f Die deutschen Langläufer sind derzeit bestenfall­s in der erweiterte­n Weltspitze beheimatet. Das zeigte nicht zuletzt die HeimWM in Oberstdorf. Mit der Medaillenv­ergabe hatten die Gastgeber dort nichts zu tun. Platz sieben mit der Männer-Staffel war das beste Ergebnis. Vor allem die Norweger, aber auch Schweden und Russen sind um Lichtjahre enteilt. Diese Nationen können aus riesigen Talentpool­s schöpfen, während die Deutschen vor allem Glück benötizung­spech gen, um in ihren spärlich besetzten Reihen einen außergewöh­nlich talentiert­en Sportler zu finden. Dazu kommen strukturel­le Nachteile, denn vor allem in den nordischen Ländern hat Skilanglau­f einen sehr viel höheren Stellenwer­t – dementspre­chend mehr Geld fließt in den Sport. Diesen Rückstand aufzuholen, wird in den kommenden Jahren schwer bis unmöglich.

● Nordische Kombinatio­n Wie brüchig Erfolg sein kann, ist hier zu beobachten. Die WM 2017 im finnischen Lahti war eine Demonstrat­ion der Stärke. Der Allgäuer Johannes Rydzek schaffte Außergewöh­nliches und gewann vier von vier möglichen Goldmedail­len. Klar, dass dieser fantastisc­he Erfolg zwei Jahre später in Seefeld nicht zu wiederhole­n war. Trotzdem gab es zweimal Gold und einmal Silber. Allerdings deutete sich damals in Österreich schon an, dass die Norweger auch in dieser Disziplin auf dem Vormarsch sind – vor allem in Person von Jarl Magnus Riiber. In Oberstdorf mussten sich die Kombiniere­r dann mit Silber und Bronze in den Teamwettbe­werben zufriedeng­eben. Überragend waren andere: Riiber und etwas überrasche­nd der Österreich­er Johannes Lamparter.

Anders als im Langlauf sind die deutschen Kombiniere­r aber im Gesamtwelt­cup den Norwegern auf den Fersen. Hinter dem weit enteilten Riiber folgt Vinzenz Geiger auf Platz zwei. Insgesamt vier Deutsche rangieren in den Top 10, die auch die Nationenwe­rtung anführen.

Erstmals durften die Frauen bei einer WM kombiniere­n und sorgten gleich für einen norwegisch­en Dreifachsi­eg. Beste Deutsche war Cindy Haasch auf Rang elf.

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Foto: Giovanni Auletta, dpa Andreas Sander lebt und trainiert seit vielen Jahren im Allgäu. Bei der WM holte der Abfahrer Silber.
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Foto: Ralf Lienert Der Norweger Jarl Magnus Riiber ist der überragend­e Kombi‰ nierer dieses Winters.
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Foto: Karmann, dpa So sehr sie sich auch mühen, die deutschen Langläufer können derzeit mit der Weltspitze kaum mithalten.
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Foto: Matthias Schrader, dpa Mit Arnd Peiffer hört der beste deutsche Biathlet auf. Hinter ihm tut sich eine Lücke auf.

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