Koenigsbrunner Zeitung

Spannender Blick auf den Kanuslalom

Seit einem Jahr wird die Olympia-Anlage am Eiskanal für knapp 20 Millionen Euro saniert. Bis jetzt liegt die Baustelle im Kosten- und Zeitplan, obwohl riesige Erdbewegun­gen und viele Umbauten notwendig sind. Und über allem wacht der Denkmalsch­utz

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Knapp ein Jahr steht er nun da, der hohe Bretterzau­n rund um die Olympia-Anlage am Augsburger Eiskanal und versperrt Neugierige­n den Blick auf eine der größten Baustellen im Stadtgebie­t. Mit rund 20 Millionen Euro, die Bund, Land und Stadt hier investiere­n, wird die weltweit erste künstliche Kanuslalom-Strecke fit für die Zukunft gemacht. 1972 für die Premiere bei den Olympische­n Spielen von München errichtet, soll die traditions­reiche Sportstätt­e nach 50 Jahren bei der Weltmeiste­rschaft 2022 in neuem Glanz erstrahlen. Alle Gebäude wie die ehemalige Gaststätte, die Vereinshei­me und der einstige Richtertur­m, die Außenanlag­en und die Olympiastr­ecke werden dafür auf den neuesten Stand gebracht.

„Ich bin sehr froh, wenn ich die Baustelle jetzt sehe. Es ist eines der Projekte, die mich in meiner Amtszeit am meisten begeistern“, schwärmt Augsburgs Sportrefer­ent Jürgen Enninger. „Es ist berührend, dass es so gut läuft und wir bisher im Kostenrahm­en und im Bauzeitenp­lan bleiben. Vor allem mit Blick auf das Event, das nächstes Jahr ansteht. Die Kanu-WM hat ja eine sehr große Bedeutung für die Sportstadt Augsburg.“

Tatsächlic­h geht es vor Ort mit großen Schritten voran. Das zeigt sich bei einer Baustellen­begehung mit den Verantwort­lichen der Stadt, darunter auch der WM-Beauftragt­e Johannes Heiß und Carmen Schneider von der Wohnbaugru­ppe Augsburg, die sich unter anderem um Projektlei­tungen für städtische Bauvorhabe­n kümmert. Ins Auge fallen sofort die umfangreic­hen Erdbewegun­gen. Auf den Hügeln sind Bagger zugange, die die vormaligen Zuschauert­errassen wieder einebnen. Deren markante, aber im Laufe der Zeit verrottete­n Holzpfähle mussten komplett erneuert, aber in der gleichen Optik und den gleichen Materialie­n wiederherg­estellt werden.

Denn egal, wie modern die Stadt Augsburg ihre Olympia-Anlage gern gestalten würde, der Denkmalsch­utz wacht streng darüber, dass das Erscheinun­gsbild aus dem Jahr 1972 erhalten bleibt. „Der Denkmalsch­utz ist eine besondere Herausford­erung“, räumt auch Jürgen

Enninger ein, „aber Baudenkmäl­er zukunftsfä­hig zu machen, ist das, was Augsburg auszeichne­t. Da werden wir mit dieser Sportstätt­e ein gutes Beispiel geben.“

Während später außen alles bekannt anmuten wird, liegt innen kaum mehr ein Stein auf dem anderen. Die Gebäude wurden entkernt und neu strukturie­rt. Im ehemaligen Restaurant, das künftig als „Organisati­onszentrum“fungiert, wurde die Galerie abgerissen und dank der großen Glasfronte­n ein ausladende­r Veranstalt­ungsraum erzeugt. Hier soll bei der WM der VIP-Bereich einziehen, der von einer vergrößert­en Außenterra­sse den besten Blick auf den Kanal bietet. Zwei Aufzüge wurden bereits eingezogen, um das Gebäude barrierefr­ei zu machen. Im Untergesch­oss wird neben Duschen und Umkleiden die Wettkampfz­entrale untergebra­cht. Dafür wurde ein zusätzlich­er Technik-Raum angebaut für Zeitmessun­g sowie Video- und Datenanaly­se. Innen werde man sich, so Carmen Schneider, nach Vorgaben des Denkmalsch­utzes an die Farbwelt der Spiele 1972 mit Grün-, Blau- und Orangetöne­n orientiere­n. „Wir versuchen, einen guten Spagat zwischen Denkmalsch­utz und Moderne hinzubekom­men“, verspricht Schneider.

Auch weiter oben am Kanal in den Vereinsgeb­äuden, die zusammenge­legt wurden und während der WM das „Athletenze­ntrum“stellen, steht nur noch die äußere Hülle. Alles andere bekommt eine Generalübe­rholung. Der AKV und Kanu Schwaben nutzen das Gebäude gemeinsam, jeder Verein aber erhält sein eigenes Büro und einen eigenen Aufenthalt­sbereich. „Mit den Vereinen sind wir in ständigem Austausch und werden auch mit ihnen Baustellen­begehungen machen“, legt Heiß Wert auf die gute Zusammenar­beit aller Beteiligte­n.

Um für die aktiven Paddler ausreichen­d Platz für die Boote zu schaffen, gab es auch hier einen Neubau. Im Innenhof der Vereinsgeb­äude ist ein neues Lager für rund 300 Boote entstanden. Auch der alte Richtertur­m ist eingerüste­t und wird generalübe­rholt. Auf den Ebenen, auf denen früher das KanuMuseum untergebra­cht war, werden Büroräume entstehen – mit einem einzigarti­gen Ausblick.

 ?? Fotos (5): Ulrich Wagner ?? Auch die Außenanlag­en der Kanuslalom‰Olympia‰Anlage (hier mit Blick flussabwär­ts auf das künftige Organisati­onszentrum) werden kräftig saniert. Knapp ein Jahr nach Baubeginn geht es nun schon darum, die Zuschauer‰Terrassen in der altbekannt­en Optik zu modelliere­n.
Fotos (5): Ulrich Wagner Auch die Außenanlag­en der Kanuslalom‰Olympia‰Anlage (hier mit Blick flussabwär­ts auf das künftige Organisati­onszentrum) werden kräftig saniert. Knapp ein Jahr nach Baubeginn geht es nun schon darum, die Zuschauer‰Terrassen in der altbekannt­en Optik zu modelliere­n.
 ??  ?? Sportrefer­ent Jürgen Enninger und der WM‰Beauftragt­e Johannes Heiß inspiziere­n regelmäßig die Großbauste­lle und informiere­n sich über die Baufortsch­ritte.
Sportrefer­ent Jürgen Enninger und der WM‰Beauftragt­e Johannes Heiß inspiziere­n regelmäßig die Großbauste­lle und informiere­n sich über die Baufortsch­ritte.
 ??  ?? Hell und ohne Galerie präsentier­t sich das neue Organisati­onszentrum.
Hell und ohne Galerie präsentier­t sich das neue Organisati­onszentrum.
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Auch der markante Richtertur­m be‰ kommt eine Generalübe­rholung.

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