Koenigsbrunner Zeitung

Der Meister trifft auf seinen Schüler

FCA-Trainer Heiko Herrlich absolviert­e 2005 bei Christian Streich sein erstes Trainer-Praktikum. Der wurde zuletzt sogar als Bundestrai­ner-Kandidat gehandelt. Doch derzeit hat er andere Probleme

- VON ROBERT GÖTZ

Als Christian Streich Ende 2011 von der Jugend des SC Freiburg zum Trainer des Bundesliga-Teams befördert wurde und damit Marcus Sorg ablöste, da schien Freiburg auf dem direkten Weg Richtung 2. Liga zu sein. Sein erstes Spiel als Bundesliga-Trainer nach der Winterpaus­e war ein Kellerduel­l. Freiburg, Tabellenle­tzter mit 13 Punkten, traf auf den Vorletzten, den Aufsteiger FC Augsburg (15 Punkte). Streich gewann am 21. Januar 2012 mit seiner Mannschaft durch ein spätes Tor des damals 18-jährigen Debütanten Matthias Ginter mit 1:0. Am Ende blieb Streich mit Freiburg und auch Jos Luhukay mit dem FCA in der Bundesliga.

Neun Jahre sind seitdem vergangen. Der 55-jährige Streich ist längst zum Kulttraine­r in der Bundesliga geworden, die kurze Ehrenrunde in der 2. Liga in der Saison 15/16 hat seiner Reputation nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Streich wurde sogar zuletzt von Marcel Reif, früher Fernsehkom­mentator, jetzt Bild-Kolumnist, als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Joachim Löw als Bundestrai­ner genannt.

Als er darauf während der Pressekonf­erenz vor dem Heimspiel am Sonntag (18 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg angesproch­en wurde, da wusste er nicht genau, wie er damit umgehen sollte. Natürlich war Streich, dem schon eine gewisse Eitelkeit, wenn auch eine sympathisc­h alemannisc­he nachgesagt wird, durchaus stolz, dass sein Name in diesem elitären Kreis aufgetauch­t ist. Anderersei­ts weiß er, dass er und auch der DFB, realistisc­h gesehen, nicht zusammenko­mmen werden.

Darum versuchte Streich diese Klippe mit Humor und Understate­ment in eigener Sache zu umschiffen. Er sei zwar „auch schon ein paar Jahre Bundesliga-Trainer, das ist auch nicht zu verachten“, doch „sie haben ja gehört, was für Namen da genannt wurden“, sagte Streich. „Hansi Flick, Ralf Rangnick und so weiter. Das sind hochetabli­erte Trainer“, kokettiert­e er, wissend, dass er in diese Kategorie nicht gehört.

Dass aber selbst Bayern-Trainer Flick ihm den Bundestrai­nerposten öffentlich zutraute, ordnete er durchaus realistisc­h ein. „So konnte er von sich weg gehen. Da stehe ich aber gerne für den Hansi zur Verfügung.“

So wird sich der dienstälte­ste Trainer der Liga auch in Zukunft seiner Aufgabe in Freiburg widmen können, zumal er vor kurzem seinen Vertrag verlängert hat. Und da hat er derzeit schon genug zu tun. Sah es Anfang des Jahres durchaus danach aus, dass der SC Freiburg um die internatio­nalen Startplätz­e mitspielen könnte, ist längst Ernüchteru­ng eingetrete­n. Zuletzt gab es zwei Niederlage­n in Folge, 0:3 gegen Leipzig und, was Streich wurmt, ein 0:1 in Mainz. Die Luft scheint raus.

Dabei hatte Freiburg mit dem 5:0-Sieg am 15. Spieltag gegen Köln eine imponieren­de Serie von fünf Siegen in Reihe und sieben Spiele in Folge ohne Niederlage hingelegt. Gestartet war Freiburg mit einem 1:1 beim FCA. Diese Initialzün­dung würde Streich mit einem Heimsieg am Sonntag gerne wiederhole­n.

Zwar hat der SC Freiburg mit 34 Punkten fünf Zähler Vorsprung auf den FCA, doch sieht er die Augsburger durchaus auf Augenhöhe. Das sei ein „extrem unangenehm­er Gegner“.

Seinem Trainerkol­legen Heiko Herrlich stellt er ein gutes Zeugnis aus. „Augsburg ist sehr gut organisier­t, greift auch immer mit unterschie­dlichen Höhen an, bleibt aber immer kompakt in der Regel und hat sehr klare Abläufe.“

Dass Herrlich zurzeit aber überwiegen­d destruktiv und abwartend agieren lässt, sieht er nicht als Makel, sondern als eine Reaktion der durchwachs­enen Ergebnisse. „In Phasen, wo es nicht so läuft, muss man auf Kompakthei­t und Stabilität schauen“, sagt er.

Gut möglich, dass er ähnlich agieren lässt. Denn auch sein Team ist derzeit auf der Suche nach der Richtung. „Wenn wir gewinnen, haben wir eine super Perspektiv­e, wenn wir verlieren, haben wir drei Spiele in Folge verloren.“

Man kann gespannt sein, ob der Meister seinen Schüler in Schach halten kann. Denn 2005 hat der frühere Freiburger Jugendspie­ler Herrlich nach dem Ende seiner Profi-Karriere bei der U19 des SC Freiburg sein erstes Trainerpra­ktikum absolviert. Trainer war damals – Christian Streich.

 ?? Foto: dpa ?? Christian Streich ist immer ein gefragter Interview‰Partner. Zuletzt wurde er auch als Nachfolger von Bundestrai­ner Joachim Löw gehandelt.
Foto: dpa Christian Streich ist immer ein gefragter Interview‰Partner. Zuletzt wurde er auch als Nachfolger von Bundestrai­ner Joachim Löw gehandelt.

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