Koenigsbrunner Zeitung

Zwei Augsburger Tenöre singen im menschenle­eren Petersdom

Maximilian Daum und Jonas Wuermeling waren zu Aufnahmen in Rom eingeladen. An Ostern soll das Programm zu hören sein

- VON ANNA KATHARINA SCHMID

Die beiden jungen Männer sind von dem Erlebnis noch völlig ergriffen. Ihre Augen glänzen, die Worte überschlag­en sich. „Der Petersdom ist dafür gemacht, dass dort tausende Menschen zusammen feiern“, sagt Maximilian Daum. Als er und sein langjährig­er Freund Jonas Wuermeling, beides ehemalige Augsburger Domsingkna­ben, dort 18 Stücke einsangen, waren keine Besucher im Dom.

Der Weg bis zu ihrem Auftritt vor menschenle­erer Kulisse führte über Umwege und Zufälle. Daum ließ sich im vergangene­n Oktober bei einem Sänger in Rom weiterbild­en, wo er eine Reporterin vom Katholisch­en Fernsehsen­der K-TV kennenlern­te. Sie brachte Daum und Wuermeling auf die Idee für eine Aktion zu Weihnachte­n: Zuhörer konnten sich ihre Lieblingst­itel wünschen, und beide sangen die Stücke in der Autobahnki­rche in Adelsried ein. Die Aktion war so erfolgreic­h, dass ihnen die Reporterin von K-TV vorschlug, im leeren Petersdom Aufnahmen für Ostern zu machen. „Es gab ein größeres Hin und Her mit dem Vatikan“, sagt Wuermeling. Doch schließlic­h erhielten sie die Genehmigun­g und flogen in die italienisc­he Hauptstadt.

„Wir waren früher schon einmal dort“, erzählt Daum. Doch anstatt voller Straßen und sprudelnde­m Leben: Leere. Rom ist im Lockdown, die Bewohner sollen ihre Häuser nur mit triftigen Gründen verlassen. Gemeinsam standen die beiden Tenöre vor dem verlassene­n Pantheon und konnten die Situation kaum begreifen. „So ein Kontrast! Das war ein richtiger Schnitt.“

Begleitet von den Carabinier­i durften sich die zwei Augsburger durch Rom bewegen, alle grüßten sie mit „Tenori tedeschi“, deutsche Tenöre. Vor dem Petersdom stand ihnen die Schweizer Garde Spalier. „In Italien hat die Opernwelt noch einen anderen Status“, erklärt Daum.

Für die freischaff­enden Opernsänge­r war die Corona-Pandemie ein tiefer Einschnitt. Die zwei Tenöre singen seit 20 Jahren, kennengele­rnt haben sie sich bei den Augsburger Domsingkna­ben. 2019 gründeten sie das Duo „Die Oper“. In der Pandemie mussten sie viele Pläne auf Eis legen und neue Ideen entwickeln. Sie sangen Vocals für weltbekann­te DJs und nahmen ein eigenes Album auf, ebenso wie humorvolle Videos auf der App Tiktok mit bis zu 250000 Aufrufen: „Wir haben gemerkt, dass wir auch als Opernsänge­r alle Menschen erreichen können.“Da die Songs noch nicht veröffentl­icht sind, dürfen sie nicht mehr darüber erzählen.

Die 18 Stücke für Ostern haben die zwei Tenöre selbst zusammenge­stellt, vom Gotteslob-Credo bis zum Popsong: Auch „Halleluja“von Leonard Cohen hat es in die Auswahl geschafft. Die Aufnahmen werden in der Karwoche und an Ostern vom Fernsehsen­der K-TV ausgestrah­lt und auch auf weiteren anderen Plattforme­n – „je nachdem, wer sich die Rechte sichert“, wie Wuermeling sagt.

Für die zwei ehemaligen Domsingkna­ben bedeutete das Singen im Vatikan viel. Es habe sich wie eine Rückkehr angefühlt: „Wir waren in der Kirche gestartet und waren danach auf vielen Bühnen gestanden.“Und dann der Petersdom – ein Zentrum des christlich­en Glaubens. Von der prunkvolle­n Umgebung ließen sie sich nicht ablenken, wohl aber beflügeln, wie Wuermeling mit einem Lächeln sagt.

Die zwei Augsburger standen vor mehreren Kameras und Reportern. „Alle waren sehr ernst, einige hatten Tränen in den Augen“, erinnert sich Daum. Die Atmosphäre im Petersdom sei unglaublic­h gewesen: In einer ruhigeren Passage bei „Ave Maria“hörten sie die Sirene eines Krankenwag­ens. „Rom war still, und dann hört man diese Sirene von einem Corona-Transport“, erzählt Wuermeling. „Es war wie in einem Film.“

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Foto: Claudia Kaminski, K‰TV, dpa Maximilian Daum (links) und Jonas Wuermeling aus Augsburg sangen im menschen‰ leeren Petersdom.

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