Koenigsbrunner Zeitung

Fahrräder werden knapper und teurer

Händler sprechen von langen Lieferzeit­en und leeren Regalen. Das hat in doppelter Hinsicht mit der Corona-Pandemie zu tun. Wie Kunden dennoch an ein Rad kommen

- VON LEONHARD PITZ

Seit dem 8. März dürfen Fahrradläd­en dank „Click & Meet“wieder öffnen. Eigentlich eine erfreulich­e Nachricht, wollen sich doch aktuell viele Menschen ein Rad zulegen. Doch Fahrräder sind derzeit schwer zu bekommen, was sich auch auf den Preis auswirkt. „Es gibt nahezu keine Räder. Es wird etwa die Hälfte dessen produziert, was der Markt benötigt“, schätzte etwa Björn Stiebling, Chef der Fahrradzen­trale in Göggingen. Auch sein Konkurrent KarlHeinz Rauch vom Fahrradlad­en Lechhausen spricht von leeren Regalen.

Woran liegt das? Zum einen spielt die gestiegene Nachfrage eine Rolle. Laut Zweirad-Industriev­erband (ZIV) wurden im Corona-Jahr 2020 16,9 Prozent mehr Fahrräder und E-Bikes verkauft, trotz der Schließung der Läden im ersten Lockdown. In einer Pressemitt­eilung spricht der ZIV von einer „beispiello­sen Nachfrage“.

Doch diese können die Händler nach eigenen Angaben nicht befriedige­n. „Manche denken, Fahrradläd­en würden sich jetzt eine goldene Nase verdienen, aber wir müssen mit der Hälfte der Ware auskommen“, sagt Stiebling. Normalerwe­ise, ergänzt Karl-Heinz Rauch, sei man um diese Jahreszeit schon mit ausreichen­d Ware bestückt. „Wir haben aber fast keine Ware bekommen, stattdesse­n kriegen wir täglich neue Meldungen über Verzögerun­gen.“Selbst vergangene­s Jahr (in dem die Fahrradbra­nche laut ZIV ein Umsatzplus von 60,9 Prozent erzielen konnte) sei nicht viel neue Ware eingetroff­en, sagt Rauch. Man habe stattdesse­n viele alte Räder verkaufen können, die man noch auf Lager hatte.

Von den Lieferprob­lemen jetzt seien nicht nur komplette Fahrräder betroffen, sondern auch Zubehör und Ersatzteil­e. „Selbst für eine Kette hat man inzwischen eine Lieferzeit“, sagt er. Reparature­n, die man bisher in ein bis zwei Tagen erledigt habe, würden wegen der Bestellzei­t nun mehrere Wochen dauern. Rauch glaubt, dass vor allem die Ausfallzei­t in der Produktion durch den ersten Lockdown in Asien (dort werden viele Fahrradtei­le produziert) ausschlagg­ebend war. Zudem habe die Knappheit eine gewisse Panik auf Händlersei­te ausgelöst. „Es ist vergleichb­ar mit dem Klopapier, einige Händler haben die Regale leer gekauft“, meint Rauch. Björn Stiebling ergänzt, dass bei deutschen Hersteller­n durch die Pandemie auch viele tschechisc­he und polnische Arbeiter nicht einreisen dürften.

Ein geringes Angebot und eine gestiegene Nachfrage, das führt fast zwangsläuf­ig zu höheren Preisen. Zudem berichten die Fahrradhän­dler von einer immensen Steigerung der Transportk­osten. „Räder werden im Schnitt zehn bis 15 Prozent teurer“, prognostiz­iert deshalb Stiebling.

Und was kann man als Kunde tun? Karl-Heinz Rauch hat einen Tipp: Wer ein Fahrrad will, das noch nicht im Laden verfügbar sei, solle trotzdem bestellen. „Der Kunde, der wartet und es vor dem Kauf noch mal anfassen will, macht einen Fehler. Wer das Rad jetzt bestellt, hat es sicher.“

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Foto: Malte Christians, dpa (Symbolbild) Fahrräder sind in Corona‰Zeiten sehr gefragt. Vielen Augsburger Händlern fehlt deshalb die Ware, obwohl die Nachfrage groß ist.
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Björn Stiebling

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