Koenigsbrunner Zeitung

Verkalkuli­ert mit den Lockerunge­n

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger‰allgemeine.de

Der Ärger beim Handel und anderen Betroffene­n ist nachvollzi­ehbar: Kaum, dass die ersten Lockerunge­n umgesetzt worden sind, steht wieder das Zurück zum Lockdown bevor. Überrasche­nd allerdings kann das für keinen kommen. Schon als Bund und Länder ihre „Öffnungsma­trix“beschlosse­n hatten, zeichnete sich ab, dass die Infektions­zahlen steigen werden. Die Experten warnten da schon, dass man am Beginn einer dritten Welle stehe. Die Lockerunge­n kamen zu früh, weil Testkonzep­te und Impfungen noch nicht ausreichen. Es wurden Erwartunge­n geweckt, die nicht zu halten sind. Das ist gefährlich, denn damit sinkt der Rückhalt für die Maßnahmen des Staats in einer kritischen Phase.

Es wird angesichts stark steigender Infektions­zahlen gar nichts anderes übrig bleiben, als der vorübergeh­ende Rückfall in den Lockdown. Augsburg hat im Herbst vor vielen anderen Regionen in Deutschlan­d erlebt, was es bedeutet, wenn die Zahlen explodiere­n. Die zweite Welle traf die Stadt mit großer Wucht, das Unikliniku­m geriet an seine Grenzen. Corona-Patienten mussten teils weiter weg verlegt werden, weil es in Augsburg nicht mehr genug Kapazitäte­n gab. Will man das noch einmal riskieren?

Es wird jetzt viel kritisiert, man solle nicht nur auf die Inzidenzen schauen - auch die Lage an den Kliniken sei entscheide­nd. Tatsächlic­h hat sich die Situation an der Uniklinik etwas entspannt. Doch keiner weiß, wie es in zwei oder drei Wochen aussehen wird – mit Virus-Varianten, die sich nicht nur leichter verbreiten, sondern die wohl auch öfter schwere Verläufe auslösen. Jetzt passieren die Infektione­n, die mit Verzögerun­g auch wieder die Klinken füllen. Wenn jetzt noch mal der Lockdown kommen muss, muss es aber bessere Perspektiv­en geben. Die Stadt muss intensiv an eigenen Lösungen arbeiten. Dass Oberbürger­meisterin Eva Weber nun auch Ansätze wie das Tübinger Modell prüfen will, ist dabei ein wichtiger Schritt.

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