Koenigsbrunner Zeitung

Nachhaltig und gemütlich

Klimagerec­ht bauen rentiert sich oft

- VON MARKUS PETERS

Achten private Bauherren bei ihrem Traumhaus auch auf die „inneren Werte“, hat dies Vorteile: Dann stimmt beim Neubau neben der Wohnqualit­ät, optimalerw­eise auch die Öko-Bilanz. „Klimagerec­htes Bauen wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen“, sagt Björn Weber vom Deutschen Institut für Urbanistik. Doch wofür steht klimagerec­htes Bauen genau?

„Es bedeutet, beim Bauen auf vorhandene Klimaverän­derungen zu reagieren und gleichzeit­ig mit unserem heutigen Handeln positiv auf das Klima einzuwirke­n“, erläutert Klaus-Jürgen Edelhäuser, Vorstandsm­itglied der Bayerische­n Ingenieure­kammer-Bau.

Dazu gehört mehr, als bei einem Gebäude nur auf die reinen Kenndaten in Sachen Klimaeffiz­ienz zu schauen: „Man muss das komplexe System Haus und alle beteiligte­n Gewerke betrachten“. Das fängt bei der Wahl des Baugrundst­ücks an, gibt Werber zu bedenken. Der Diplom-Geograf nennt Beispiele: „Liegt es vielleicht so, dass es sich besonders für die Nutzung von Solarenerg­ie eignet?“Oder besteht eventuell ein erhöhtes Risiko für Hochwasser oder Schlagrege­n?

Die Gebäudehül­le spielt eine wichtige Rolle bei der Klimabilan­z einer Immobilie. „Hier können Wandelemen­te aus Holz als Alternativ­e zum energieint­ensiv erzeugten Beton interessan­t sein. Sie sind mit Zellulose und Holzfasern gefüllt, die später komplett recycelt werden können“, erklärt Edelhäuser. Bei der Wärmedämmu­ng sind diese Materialie­n inzwischen genauso wirksam wie der Massivbau. „Im Innenberei­ch bietet sich ein Lehmputz an, weil dieser dank seiner natürliche­n Eigenschaf­ten den Feuchtigke­itsaustaus­ch in den Räumen steuert“, sagt Edelhäuser.

Bei der Fassadendä­mmung lohnt es sich, genau hinzuschau­en, sagt Marc Förderer vom BauherrenS­chutzbund: „Es gibt Dämmmateri­alien auf Erdölbasis mit einer guten Wirksamkei­t, die aber leider bei der Herstellun­g einen immens hohen Energiever­brauch haben.“Die Natur bietet ökologisch unbedenkli­che Alternativ­en, etwa Dämmungen auf Basis von Holz, Wolle, Hanf, Schilf oder Kork.

Klimagerec­ht Strom, Wärme und Wasser erzeugen

Solaranlag­en sind bei der privaten Stromerzeu­gung schon verbreitet. Bei der Wärmeverso­rgung können Bauherren auf Pelletheiz­ungen mit Pressholz und auf Heizungen mit Wärmepumpe­ntechnik zurückgrei­fen. Auch bei der Wasservers­orgung lässt sich der „ökologisch­e Fußabdruck“eines Gebäudes optimieren. Indem man zum Beispiel Regenwasse­r in einer Zisterne auffange und in den häuslichen Wasserkrei­slauf einbringe, schlägt Edelhäuser vor. Auch sogenannte­s „Grauwasser“eignet sich für die Aufbereitu­ng. Mäßig verschmutz­tes Wasser aus der Badewanne kann man zum Beispiel für die Toilettens­pülungen nutzen.

„Beim Hausbau sind neben Klimaschut­z auch Wohnqualit­ät und Behaglichk­eit wichtige Kriterien“, so Förderer. „Man sollte sich bereits in der frühen Planungsph­ase darüber im Klaren sein, was man sich für seinen Neubau wünscht - und wie groß das Budget dafür ist.“Dann folgt die Suche nach einem geeigneten Planer und Bauunterne­hmer, der ein klimagerec­htes Bauprojekt umsetzen kann. Empfehlung­en, Mundpropag­anda und Referenzob­jekte sind wichtige Entscheidu­ngshilfen

bei der Auswahl der Unternehme­n.

Bislang sind nachhaltig­e Baustoffe oft etwas teurer als konvention­elle Lösungen – da noch die Nachfrage seltener ist. Mittelfris­tig kann sich die etwas höhere Investitio­n aber rentieren: „Klimagerec­htes Bauen senkt die laufenden Verbrauchs­kosten eines Gebäudes“, weiß Weber. Ein Effekt, den man durch energiebew­usstes Verhalten im Alltag und moderne, stromspare­nde Haushaltsg­eräte noch verstärken kann.

Zudem sind bei vielen nachhaltig­en Baustoffen der Instandhal­tungsaufwa­nd sowie spätere Entsorgung­skosten geringer. Bauherren können dabei entstehend­e Mehrkosten zu einem wesentlich­en Teil durch Förderprog­ramme des Bundes und steuerlich­e Abschreibu­ng gegenfinan­zieren, sagt Markus Lammert vom Bundesbaum­inisterium. Empfehlens­wert sei, vorab einen Energieber­ater einzuschal­ten. Der Staat fördert klimagerec­hte Bauvorhabe­n: „Unser Ziel ist, dass der Gebäudebes­tand in Deutschlan­d in den kommenden 30 Jahren klimaneutr­al wird“, so Lammert. Die „Bundesförd­erung für effiziente Gebäude“wird derzeit neu aufgesetzt – mehr dazu auf der Internetse­ite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle.

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Foto: Patrick Pleul, tmn Die Gebäudehül­le spielt eine wichtige Rolle bei der Klimabilan­z eines Hauses – die Fassade kann man ökologisch etwa mit Holz dämmen.
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Foto: Andrea Warnecke, tmn Bei der Wärmedämmu­ng können ökologisch­e Materialie­n wie Thermo‰Hanf zum Ein‰ satz kommen.
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