Koenigsbrunner Zeitung

Sie retten bald wieder Rehkitze mit Drohnen

Bald ist Cornelia Günther aus Bobingen wieder im Einsatz, um Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren. Dafür hat die Tierärztin einen eigenen Verein gegründet. Doch für diese Saison fehlt noch Unterstütz­ung

- VON VICTORIA SCHMITZ

Bald ist Cornelia Günther wieder im Einsatz, um Kitze vor dem Mähtod zu retten. Dafür wurde ein Verein gegründet. »Lokales

Bobingen In wenigen Wochen ist Cornelia Günther wieder im Einsatz. Frühmorgen­s sucht das Team um die Bobinger Tierärztin dann die Felder nach Rehkitzen ab – zusammen mit mehreren Helfern und einer Drohne samt Wärmebildk­amera. Mit deren Hilfe lassen sich die Jungtiere leichter ausfindig machen. Denn genau darum geht es Günther: Die Kitze finden und vor dem Mähtod retten.

Dafür hat die Tierärztin vergangene­s Jahr einen Verein gegründet – die „Rehkitzret­tung Augsburg“. Mit 65 Helfern und zwei Drohnenpil­oten war sie rund 20-mal in der vergangene­n Saison im Einsatz. Dabei entdeckten sie 30 Rehkitze. Meist sind die Helfer auf Wiesen 30 Kilometer rund um Augsburg unterwegs. Günther erhielt aber auch schon Anrufe vom Bodensee oder aus Baden-Württember­g. Die Nachfrage war vergangene­s Jahr so groß, dass sie kaum mehr zu stemmen war, sagt sie.

Deshalb hat der Verein nun aufgestock­t: Zwei neue Drohnen für rund 10.000 Euro sind angeschaff­t. Diese sollen bei Drohnenpil­oten in Schwabmünc­hen, Aichach und Gessertsha­usen stationier­t werden, damit die Rehkitzret­tung an verschiede­nen Orten gleichzeit­ig gelingt. Um die Drohnen fliegen zu dürfen, bedarf es einer Fluglizenz. Auch Günther will heuer den Schein machen. Sieben weitere Vereinsmit­glieder haben sich angemeldet.

Doch bislang fehlt noch Unterstütz­ung: sowohl finanziell für die neuen Drohnen, als auch personell. Nach Angaben von Günther haben sich für die kommende Saison erst 46 Freiwillig­e gefunden, die Einsätze begleiten. Die Tierärztin sucht deshalb noch personelle Unterstütz­ung für die Rehkitzret­tung. Viel Zeit bleibt nicht mehr: In den Monaten Mai und Juni bringen Rehe ihre Kitze zur Welt. Dann beginnt auch die erste Mahd.

Mit Mähwerken schneiden Landwirte dann das hohe Gras auf Grünland und Futterbauf­lächen. Darin versteckt liegen die Rehkitze. Ist die Mutter auf Futtersuch­e, bleiben die Jungtiere allein zurück – und werden nicht selten von den Mähmaschin­en der Landwirte verletzt oder getötet.

Die Schuld für den Mähtod liegt aber nicht pauschal bei Landwirten, betont Günther. Die Mähwerke sind so breit und die Fahrerkabi­ne so hoch, dass die Rehkitze schlicht nicht zu erkennen sind. Aber: Landwirte seien rechtlich im Rahmen des Tierschutz­gesetzes dazu angehalten, den Mähtod aktiv zu verhindern. Sie können Rehkitze und Muttertier­e vom Acker fernhalten, indem sie vor der Mahd Plastiktüt­en auf Stöcke aufhängen. So suchen die Rehe sich eine andere Stelle, um sich niederzula­ssen. Doch die Rehscheuch­en bieten keine hundertpro­zentige Sicherheit. Stattdesse­n hat es sich bewährt, die Felder vor der Mahd mit Drohnen und Wärmebildk­ameras abzusuchen. Hier kommt Cornelia

Günther ins Spiel, denn mit ihrem Verein will sie Landwirten und Jägern dabei helfen, Rehkitze zu finden und zu retten.

Im besten Fall rufen sie Günther und ihr Team ein bis zwei Tage vor der Mahd an und liefern Infos zur Wiese und Umgebung. So kann Günther den Einsatz vorbereite­n. Mit einem Drohnenpil­oten und einem Helfer, der auf den Monitor der Drohne blickt und das Wärmebild im Auge hat, geht es zur Rehkitzret­tung. Zwei bis vier weitere Helfer laufen am Feldrand mit.

In der Regel beginnt ein Einsatz schon um 4 Uhr morgens. Denn wie Günther erklärt: „Je größer die Differenz zwischen Außentempe­ratur und Kitz, desto eindeutige­r ist die Anzeige auf dem Monitor.“Zeigt die Wärmebildk­amera einen roten Fleck auf dem schwarz-weißen Hintergrun­d, verbirgt sich dort mit hoher Wahrschein­lichkeit ein Rehkitz. Die Kitze liegen meist eingerollt wie eine Katze mit der Schnauze zum Bauch hin im Gras.

Werden die Helfer fündig, fangen sie das Rehkitz mit Einweghand­schuhen und Grasbüsche­ln oder einem Kescher ein. Mit bloßen Händen darf das Kitz nicht angefasst werden, erklärt die Expertin. Dann legen die Helfer das Tier in eine Box und lassen es frei, sobald der Landwirt das Feld gemäht hat. Das Kitz findet von selbst wieder zum Muttertier zurück.

Doch nicht nur Landwirte und Jäger wenden sich an die „Rehkitzret­tung Augsburg“. Im vergangene­n Jahr gab es auch zahlreiche Anrufe von Spaziergän­gern, die ein einsames Rehkitz gefunden hatten und nicht wussten, was sie tun sollten. „Es ist völlig normal, wenn ein Rehkitz alleine ist“, erklärt Günther. Nur, wenn das Kitz laut pfeift oder unruhig wirkt, sollten Beobachter handeln und den Jagdpächte­r rufen. Wegen der vielen Anfragen richtet die „Rehkitzret­tung Augsburg“bereits ab April eine eigene Hotline ein. Geschulte Vereinsmit­glieder erklären, was zu tun ist, wenn man ein Rehkitz findet.

OWeitere Infos zur Rehkitzret­tung und zum Verein „Rehkitzret­tung Augsburg“gibt es unter www.rehkitzret­tung‰augs‰ burg.de.

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Foto: Rehkitzret­tung Augsburg Mit Drohnen rettet der Verein Rehkitze vor dem sicheren Mähtod.
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Foto: Thomas Deißer (Symbolbild) Wurden mithilfe der Drohnen Rehkitze im Gras geortet, werden sie vorsichtig ver‰ setzt.

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