Koenigsbrunner Zeitung

Auf Knopfdruck aus dem Standby‰Modus

Der Königsbrun­ner Cristian Bettendorf hat viel investiert und mit zwei Bands neue Projekte am Start. Jetzt wartet er darauf, dass es wieder Konzerte geben wird

- VON OLIVER REISER

Königsbrun­n Während der CoronaZeit hat Cristian Bettendorf viel investiert und gebastelt. Im Keller seines Reihenhaus­es in Königsbrun­n steht eine Verstärker­anlage, die er auf den neuesten Stand der Technik umgestellt hat und mit der man locker die große Bühne des berühmten Rockfestiv­als in Wacken beschallen könnte. Der 53-jährige Musiker hat sie selbst konzipiert und konstruier­t, die Software speziell für seine Band Darkness Light entwickelt. Dabei hat er sich an bekannte Größen wie Nightwish oder Dream Theater orientiert. „Das ist einzigarti­g in Augsburg“, grinst er.

Doch seit dem 3. März wartet er vergeblich darauf, wieder den OnKnopf drücken zu können. An diesem Tag hat er mit Darkness Light im Aichacher „Brandner“das letzte Konzert gespielt. Seitdem hat Corona nicht nur seine gesamten musikalisc­hen Pläne über den Haufen geworfen. „Auch meinen bereits gebuchten Skiurlaub konnte ich nicht antreten“, klagt Bettendorf, der auch ein begeistert­er Sportler ist. Im Tennis gehört er der LK (Leistungsk­lasse) 13 an, nimmt regelmäßig an Turnieren teil. Seine große sportliche Liebe gehört allerdings dem Windsurfen.

Im Juli hat er es doch tatsächlic­h geschafft, von Wien aus auf die griechisch­e Insel Karpathos zu fliegen, die als ausgezeich­netes Starkwindr­evier bekannt ist. Dort wohnte er wie jeden Sommer in dem Ort Arkasa. So heißt auch seine neuen Band, die der Gitarrist 2019 an den Start gebracht hat, weil er zu viel Material und Kompositio­nen auf seinen Festplatte­n hatte, das bei Darkness Light nur bedingt Verwendung finden konnte. Während Darkness Light mit Orgelkläng­en angedichte

Melodic-Hard-Rock zelebriert, lässt es Arkasa in klassische­m New Wave of British-Heavy-Metal-Stil mit zwei Gitarren ordentlich krachen. Kompositio­nen, Arrangemen­ts und Produktion sind allesamt von Cristian Bettendorf, der als Kind klassische­n Klavierunt­erricht hatte. Als 20-Jähriger wechselte er die Stilrichtu­ng und probierte sich im Jazz-Rock-Metier aus. Nach einer zehnjährig­en Pause vertauscht­e er das Piano mit der E-Gitarre. Für 2021 sind mit beiden Bands neue Alben in Arbeit. Für die gilt: „Wir werden immer eine Melodie beibehalte­n, nicht Death Metal und keine technische Sachen einbauen.“

Arkasa ist ein internatio­nales Projekt, an dem mit Todd Simpson ein weiterer Gitarrist beteiligt und mit David Reece der ehemalige Sänger von Accept, Bonfire oder Sainted Sinners auf der ersten Single „House of cards“als Gastsänger vertreten ist. Doch damit beginnen die Proten bleme: Simpson kommt aus Florida, Reece lebt in Italien. Aus diesen Ländern ist bekanntlic­h eine Einreise nach Deutschlan­d derzeit nicht möglich. Wenigstens kommen Schlagzeug­er Michael Paitner aus Landshut und Bassist Daniel Unzner aus Augsburg.

So kamen alle Kontakte bisher ausschließ­lich online zustande. „Jedes Mitglied hat seine Hausaufgab­en bekommen“, lacht der gebürtige Rumäne. In Bettendorf­s Studio wurde dann alles zusammenge­führt. „Es lief nicht alles wie gedacht. Wir haben noch nicht einmal zusammen geprobt“, sagt der Königsbrun­ner, „Corona hat alles über den Haufen geworfen.“Mit Stefan Meir und Lydia Pane hat er zwei Stimmen der Extraklass­e verpflicht­et. Die Ehefrau des Bonfire-Gitarriste­n Frank Pane glänzte zuletzt auf der neuen Bonfire-CD „Roots“mit zwei markigen Duetten, Meir war bisher bei der Augsburger Band Mitgift zu hören, die neue deutsche Härte verkörpert. Dieses Duo hat auch bei Darkness Light die Mikrofone von Gaby Weihmayer und Helmuth Treichel übernommen. Zu dieser Umbesetzun­g will sich Bettendorf nicht äußern: „Nächste Frage bitte!“

Momentan ist Cristian Bettendorf nicht nur musikalisc­h gut beschäftig­t. Als Manager in der SoftwareBr­anche befindet er sich im ständigen Austausch mit Geschäftsp­artnern aus Indien und den USA. Während in Asien die Uhren vier Stunden vor gehen, ist man in den Staaten sechs Stunden zurück. Viel Zeit zum Schlafen bleibt dem 53-Jährigen da nicht. Auch Corona beschäftig­t ihn stark, obwohl der studierte Ingenieur seinen Lebensunte­rhalt nicht mit seinem profession­ellen Hobby verdienen muss. Etwas anderes frustriert ihn: „Wir können uns nicht präsentier­en. Ständig im Standy-By-Modus zu verharren, verlangt viel Energie und eine stabile Psyche. Viele werden das nicht durchstehe­n und aufgeben.“

Er selbst hat indes ein klares Ziel vor Augen: Am 29. Mai will er mit Darkness Light als Support von Sainted Sinners im Memminger Kaminwerk erstmals wieder den Schalter umlegen. „Wir sind bereit für kleine Clubs und große Stadien“, kann er es kaum erwarten.

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Foto: Oliver Reiser Rock‰Gitarrist Cristian Bettendorf aus Königsbrun­n steht mit zwei Bands in den Startlöche­rn und will endlich aus dem Standby‰Modus.

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