Auf Knopfdruck aus dem StandbyModus
Der Königsbrunner Cristian Bettendorf hat viel investiert und mit zwei Bands neue Projekte am Start. Jetzt wartet er darauf, dass es wieder Konzerte geben wird
Königsbrunn Während der CoronaZeit hat Cristian Bettendorf viel investiert und gebastelt. Im Keller seines Reihenhauses in Königsbrunn steht eine Verstärkeranlage, die er auf den neuesten Stand der Technik umgestellt hat und mit der man locker die große Bühne des berühmten Rockfestivals in Wacken beschallen könnte. Der 53-jährige Musiker hat sie selbst konzipiert und konstruiert, die Software speziell für seine Band Darkness Light entwickelt. Dabei hat er sich an bekannte Größen wie Nightwish oder Dream Theater orientiert. „Das ist einzigartig in Augsburg“, grinst er.
Doch seit dem 3. März wartet er vergeblich darauf, wieder den OnKnopf drücken zu können. An diesem Tag hat er mit Darkness Light im Aichacher „Brandner“das letzte Konzert gespielt. Seitdem hat Corona nicht nur seine gesamten musikalischen Pläne über den Haufen geworfen. „Auch meinen bereits gebuchten Skiurlaub konnte ich nicht antreten“, klagt Bettendorf, der auch ein begeisterter Sportler ist. Im Tennis gehört er der LK (Leistungsklasse) 13 an, nimmt regelmäßig an Turnieren teil. Seine große sportliche Liebe gehört allerdings dem Windsurfen.
Im Juli hat er es doch tatsächlich geschafft, von Wien aus auf die griechische Insel Karpathos zu fliegen, die als ausgezeichnetes Starkwindrevier bekannt ist. Dort wohnte er wie jeden Sommer in dem Ort Arkasa. So heißt auch seine neuen Band, die der Gitarrist 2019 an den Start gebracht hat, weil er zu viel Material und Kompositionen auf seinen Festplatten hatte, das bei Darkness Light nur bedingt Verwendung finden konnte. Während Darkness Light mit Orgelklängen angedichte
Melodic-Hard-Rock zelebriert, lässt es Arkasa in klassischem New Wave of British-Heavy-Metal-Stil mit zwei Gitarren ordentlich krachen. Kompositionen, Arrangements und Produktion sind allesamt von Cristian Bettendorf, der als Kind klassischen Klavierunterricht hatte. Als 20-Jähriger wechselte er die Stilrichtung und probierte sich im Jazz-Rock-Metier aus. Nach einer zehnjährigen Pause vertauschte er das Piano mit der E-Gitarre. Für 2021 sind mit beiden Bands neue Alben in Arbeit. Für die gilt: „Wir werden immer eine Melodie beibehalten, nicht Death Metal und keine technische Sachen einbauen.“
Arkasa ist ein internationales Projekt, an dem mit Todd Simpson ein weiterer Gitarrist beteiligt und mit David Reece der ehemalige Sänger von Accept, Bonfire oder Sainted Sinners auf der ersten Single „House of cards“als Gastsänger vertreten ist. Doch damit beginnen die Proten bleme: Simpson kommt aus Florida, Reece lebt in Italien. Aus diesen Ländern ist bekanntlich eine Einreise nach Deutschland derzeit nicht möglich. Wenigstens kommen Schlagzeuger Michael Paitner aus Landshut und Bassist Daniel Unzner aus Augsburg.
So kamen alle Kontakte bisher ausschließlich online zustande. „Jedes Mitglied hat seine Hausaufgaben bekommen“, lacht der gebürtige Rumäne. In Bettendorfs Studio wurde dann alles zusammengeführt. „Es lief nicht alles wie gedacht. Wir haben noch nicht einmal zusammen geprobt“, sagt der Königsbrunner, „Corona hat alles über den Haufen geworfen.“Mit Stefan Meir und Lydia Pane hat er zwei Stimmen der Extraklasse verpflichtet. Die Ehefrau des Bonfire-Gitarristen Frank Pane glänzte zuletzt auf der neuen Bonfire-CD „Roots“mit zwei markigen Duetten, Meir war bisher bei der Augsburger Band Mitgift zu hören, die neue deutsche Härte verkörpert. Dieses Duo hat auch bei Darkness Light die Mikrofone von Gaby Weihmayer und Helmuth Treichel übernommen. Zu dieser Umbesetzung will sich Bettendorf nicht äußern: „Nächste Frage bitte!“
Momentan ist Cristian Bettendorf nicht nur musikalisch gut beschäftigt. Als Manager in der SoftwareBranche befindet er sich im ständigen Austausch mit Geschäftspartnern aus Indien und den USA. Während in Asien die Uhren vier Stunden vor gehen, ist man in den Staaten sechs Stunden zurück. Viel Zeit zum Schlafen bleibt dem 53-Jährigen da nicht. Auch Corona beschäftigt ihn stark, obwohl der studierte Ingenieur seinen Lebensunterhalt nicht mit seinem professionellen Hobby verdienen muss. Etwas anderes frustriert ihn: „Wir können uns nicht präsentieren. Ständig im Standy-By-Modus zu verharren, verlangt viel Energie und eine stabile Psyche. Viele werden das nicht durchstehen und aufgeben.“
Er selbst hat indes ein klares Ziel vor Augen: Am 29. Mai will er mit Darkness Light als Support von Sainted Sinners im Memminger Kaminwerk erstmals wieder den Schalter umlegen. „Wir sind bereit für kleine Clubs und große Stadien“, kann er es kaum erwarten.