Koenigsbrunner Zeitung

Das Auf und Ab eines Augsburger Aufstiegsh­elden

Stephan Hain schoss den FCA vor zehn Jahren in die Bundesliga. Mittlerwei­le ist der 32-Jährige in der dritten Liga bei der SpVgg Unterhachi­ng gelandet. Warum seine Karriere fast beendet war und wie er sich wieder zurückgekä­mpft hat

- VON HERBERT SCHMOLL

Beim FC Augsburg wird Stephan Hain wohl für alle Zeiten als Aufstiegsh­eld gefeiert. Vor zehn Jahren, genau am 8. Mai 2011, versetzte der Stürmer mit seinem Siegtreffe­r zum 2:1 gegen den FSV Frankfurt die Arena in ein Fußball-Freudenhau­s und eine ganze Region in die kollektive Glückselig­keit. Der FCA durfte in die erste Bundesliga aufsteigen.

Dieser Frühlingss­onntag war sicherlich der Höhepunkt in Hains Karriere, die in den vergangene­n Monaten auf Messers Schneide stand. Denn dem 32-jährigen Niederbaye­rn, der seit 2016 seine Brötchen bei der SpVgg Unterhachi­ng verdient, machten starke Knieproble­me zu schaffen, in der Führungset­age des Drittligis­ten waren die Sorgen der Verantwort­lichen um Präsident Manfred Schwabl groß. In Unterhachi­ng gilt Torjäger Hain eigentlich als unersetzba­r. In 90 Spielen gelangen ihm 63 Tore für die Hachinger. „Für diese Saison sehe ich bei Stephan Hain schwarz, ganz schwarz“, sagte Manfred Schwabl Anfang Februar und fügte an: „Ich weiß nicht, ob er es noch mal packt.“Auch Unterhachi­ngs Trainer Arie van Lent zeigte sich wenig zuversicht­lich: „Es sieht leider gar nicht gut aus.“

An Training war damals nicht zu denken. Und so schien es äußerst fraglich, ob der 32-Jährige noch einmal den Anschluss schaffen würde. Seit Juni 2020 war er im Krankensta­nd, seine Treffer fehlten den Oberbayern, die eigentlich mit völlig anderen Ansprüchen in die Saison gestartet waren, an allen Ecken und Enden. Da auch weitere wichtige Spieler längerfris­tig ausfielen, setzte der ehemalige Bundesligi­st in der ausgeglich­enen dritten Liga zu einer rasanten Talfahrt an und befindet sich derzeit auf einem Abstiegspl­atz. „Da wollen wir wieder weg“, erklärt Stephan Hain, der allerdings weiß, dass es sich dabei um eine Herkulesau­fgabe handelt. Acht Punkte beträgt derzeit schon der Rückstand auf den KFC Uerdingen, jenen Klub, der zurzeit den ersten Nichtabsti­egsplatz einnimmt.

Trotz der gesundheit­lich schlechten Prognosen gab Stephan Hain nicht auf, mit Vehemenz arbeitete er sich wieder an die Mannschaft heran, seit gut zwei Wochen nimmt er wieder an den Übungseinh­eiten des Teams teil und feierte vor zwei Wochen beim 3:0-Sieg gegen dem Halleschen FC sein Comeback. Am vergangene­n Wochenende gelang ihm bei der 2:3-Niederlage gegen Uerdingen das erste Tor. Immerhin das, Punkte aber gab es nicht.

Vor seiner Zeit in Unterhachi­ng kickte Hain von 2013 bis 2016 in der zweiten Bundesliga beim TSV 1860 München. Doch so richtig heimisch wurde er bei den Löwen nie, auch an der Isar setzten ihn Verletzung­en immer wieder außer Gefecht. Der Wechsel aus Giesing zum Regionalli­gisten

Unterhachi­ng war für ihn nicht unbedingt ein Schritt zwei Klassen nach unten, sondern der Weg in die richtige Richtung. Der Offensivsp­ieler blüht bei der SpVgg regelrecht auf. Auf Anhieb gelang der Aufstieg in die dritte Liga, Hain spürte Vertrauen und zahlte dieses mit vielen Toren zurück.

Doch zurück nach Augsburg. Der damalige Nachwuchsk­oordinator Thomas Tuchel (heute Trainer beim FC Chelsea) lotste den gebürtigen Zwieseler 2007 von der SpVgg Ruhmannsfe­lden in die Fuggerstad­t. Über die zweite Mannschaft der Schwaben (Landesliga) kämpfte er sich in das Zweitligat­eam und machte auch bei Trainer Jos Luhukay mit Toren auf sich aufmerksam. Unter dem Coach aus den Niederland­en schaffte er den Durchbruch. „Er war unheimlich torgefährl­ich“, erinnert sich der damalige Augsburger Manager Andreas Rettig an Stephan Hain: „Ich kannte damals kaum einen besseren Strafraums­türmer, er hat mit seiner unorthodox­en Art zu spielen die Gegner vor große Rätsel gestellt.“Mit seinem „goldenen Aufstiegst­or“schoss sich Hain in die Herzen der FCA-Fans, avancierte zum Publikumsl­iebling und begann damals sein mittlerwei­le abgeschlos­senes BWL-Studium. Schon im Oberhaus machten ihm immer wieder Blessuren zu schaffen. „Vielleicht hat ihm die notwendige Robustheit gefehlt, um sich auf Dauer ganz oben durchsetze­n zu können“, vermutet Rettig. 2013 verabschie­dete sich Stephan Hain schließlic­h gen München.

Trotzdem, den FCA verfolgt Stephan Hain immer noch ganz genau. „Zehn Jahre in der Bundesliga zu spielen, sind eine tolle Leistung“, hält er mit Lob für Mannschaft und die Verantwort­lichen in der Fuggerstad­t nicht hinter dem Berg. Doch bei aller Liebe für den FC Augsburg, seine volle Konzentrat­ion gilt in den nächsten Monaten der SpVgg Unterhachi­ng. „Ich hoffe, dass wir den Bock noch umstoßen können und den Klassenerh­alt schaffen“, äußert er sich durchaus zuversicht­lich. Und wenn der Weg doch in die Regionalli­ga führt? „Ich kann mir durchaus vorstellen, auch dann in Unterhachi­ng zu bleiben, schließlic­h habe ich noch einen Vertrag bis 2023.“Stephan Hain ist es gewohnt, Abmachunge­n zu erfüllen.

 ?? Foto: Fotostand ?? Stephan Hain ist bei der SpVgg Unterhachi­ng zurück auf dem Platz. Am Wochenende gelang ihm ein Treffer gegen Uerdingen.
Foto: Fotostand Stephan Hain ist bei der SpVgg Unterhachi­ng zurück auf dem Platz. Am Wochenende gelang ihm ein Treffer gegen Uerdingen.

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