Koenigsbrunner Zeitung

Die Präzision ist beeindruck­end

Zwei Chancen, zwei Tore – die Augsburger Angreifer glänzen beim 2:1 gegen Hoffenheim durch ihre Effektivit­ät. Vor allem Vargas überragt, obwohl er Probleme hatte

- VON MARCO SCHEINHOF

Als alle über ihn sprachen, war Ruben Vargas nicht mehr zu sehen. Der Schweizer war bereits nach 45 Minuten in der Kabine geblieben. Was viele nach seiner überragend­en ersten Halbzeit zunächst verwundert hatte, war leicht zu erklären. „Er war völlig platt“, sagte FCAManager Stefan Reuter. Auch nach dem Schlusspfi­ff ließ sich Vargas nicht mehr auf dem Rasen blicken, er brauchte schnelle Erholung. Nicht nur die kräftezehr­enden drei Partien mit der Schweizer Nationalma­nnschaft hatten dem 22-Jährigen zugesetzt. Am Samstag plagte ihn auch noch eine Magen-Darm-Problemati­k, sodass sein Trainer Heiko Herrlich das Aufwärmen abwartete, um seine endgültige Entscheidu­ng wegen der Aufstellun­g zu treffen.

Ein Risiko sei es gewesen, den Schweizer zu bringen, so Herrlich später. Eines aber, das sich auszahlte. „Sein Einsatz hat sich gelohnt“, sagte Herrlich.

2:1 hatte der FC Augsburg gegen 1899 Hoffenheim gewonnen, was zu einem großen Teil Ruben Vargas zu verdanken war. Der Schweizer erzielte die Führung selbst (8.) und bereitete das 2:0 durch André Hahn (23.) perfekt vor. Ein Tag zum Jubeln also. Vargas aber musste erst einmal richtig durchschna­ufen. Mehr als 45 Minuten machte sein Körper am Samstag nicht möglich. Er dürfte sich – ebenso wie seine Kollegen – über die beiden freien Tage sehr gefreut haben, erst am Dienstag geht es mit dem Training vor dem kommenden Spiel am Sonntag beim FC Schalke weiter.

Die Offensive war in der ersten Halbzeit das Augsburger Prunkstück. Zumindest, was die Effektivit­ät betraf. Hatten die Augsburger Offensivsp­ieler noch vor zwei Wochen in Freiburg bei ihrer Chancenver­wertung an die Durchschla­gskraft eines angeschlag­enen Boxers erinnert, waren sie diesmal eiskalt und knallhart. Zwei Abschlüsse, zwei Tore, perfekt. „Diese Präzision war ganz wichtig“, lobte Herrlich. Von Vargas einerseits, aber auch von Hahn, dem besten FCATorschü­tzen in dieser Saison. „Die Art und Weise, wie er spielt und sich reinhaut, ist ein ganz wichtiger Faktor für uns“, sagte Herrlich.

Noch wichtiger aber war am Samstag Vargas. Hätte er nicht spielen können, Michael Gregoritsc­h wäre von Beginn an im Zentrum aufgelaufe­n und Marco Richter auf die Außenbahn ausgewiche­n. So aber blieb Gregoritsc­h draußen und Richter auf seiner geliebten Spielmache­rposition hinter den Spitzen. Laszlo Benes hatte nämlich zu Wochenbegi­nn an einem Infekt gelitten und war erst am Donnerstag wieder ins Training eingestieg­en. Er wäre also nur eine Option für 20 oder 30 Minuten gewesen. Also durfte Richter ran. Und Vargas. Wie wichtig er war, zeigte sich vor allem auch, als er fehlte. In Hälfte zwei brachte der FCA offensiv nichts mehr zustande.

Das Lob für den Schweizer war hinterher groß. „Unter diesen Bedingunge­n so eine erste Halbzeit zu spielen, ist großartig“, sagte Hahn, „Ruben ist derzeit super drauf“. Und das nicht nur offensiv. Auch in der Abwehr half er mit und verhindert­e durch exakt ausgeführt­e Grätschen Hoffenheim­er Chancen.

Beinahe wäre dem Schweizer gar noch ein Treffer mit dem Kopf gelungen, der Ball aber flog übers Tor. „Das wäre die Krönung seiner tollen Leistung gewesen“, sagte Stefan Reuter, der großen Gefallen an Vargas’ Werk gefunden hatte. „Er hat in den vergangene­n Wochen eine deutliche Leistungss­teigerung gezeigt, als er reingekomm­en ist, hat es es gut gemacht. Er hat jetzt wieder die Frische und Unberechen­barkeit“, sagte der FCA-Manager. Vor allem habe er im Abschluss wieder sein Selbstbewu­sstsein gefunden. Deutlich zu sehen beim Führungstr­effer, als Vargas mit dem ersten Kontakt nach Daniel Caligiuris Zuspiel den Ball flach ins Eck schob. „Ruben war heute ein wichtiger Faktor“, lobte auch Richter. In Hälfte zwei sei es dank einer kollektive­n Abwehrleis­tung gelungen, den Sieg über die Zeit zu bringen.

Ein schwierige­s Spiel erlebte dabei Michael Gregoritsc­h. Er sei nach hinten bemüht gewesen, so Herrlich, nach vorne aber hatte er keine guten Aktionen nach seiner Einwechslu­ng. „Das lag aber nicht an ihm, wir haben es im Kollektiv nicht mehr so gut gemacht“, sagte Herrlich. Der FCA hatte wieder zu viele leichte Ballverlus­te, Entlastung gab es kaum mehr. Gregoritsc­h also konnte keine Eigenwerbu­ng betreiben. Daniel Caligiuri dagegen zeigte eine deutliche Steigerung. Und das nicht alleine wegen seiner perfekten Vorbereitu­ng für Vargas’ erstes Glanzstück.

„Unter diese Bedingunge­n so eine erste Halbzeit zu spielen ist großartig. Ruben ist derzeit super drauf.“Torschütze André Hahn über

Torschütze Ruben Vargas

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Foto: Klaus Rainer Krieger Ruben Vargas schreit die Erleichter­ung nach seinem Treffer hinaus, der Hoffenheim­er Stefan Posch wendet sich ab.
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