Luftfilter fürs Klassenzimmer?
In einem Schreiben bitten Eltern und Pädagogen aus Graben um Filtergeräte. Neben den Vorteilen denkt der Gemeinderat an mögliche Nachteile und vertagt die Entscheidung
Graben Das monotone Surren des mobilen Hochleistungs-Luftreinigungsgerätes, das an der Seite des Gräbinger Bürgersaals den Dienst versah, wirkte auf die Gemeinderäte schon etwas irritierend. „Der Elternbeirat hat zusammen mit Schulleitung und Lehrkörper beantragt, diese Geräte für die Grundschule anzuschaffen. Damit soll das ständige Lüften zum Infektionsschutz reduziert werden können, was wiederum eine deutliche Reduzierung der Unterbrechungen zur Folge hat“, trug Bürgermeister Andreas Scharf auf der jüngsten Gemeinderatssitzung aus dem besagten Papier vor.
Laut verschiedenen Gutachten würde durch den Betrieb eines Raumluftreinigers mit einer bestimmten Filterkombination die Aerosolkonzentration in Räumen mit einer Fläche von 80 Quadratmetern in sechs bis 15 Minuten halbiert. So könne das indirekte Infektionsrisiko auch bei geschlossenen Fenstern und ohne geeignete raumlufttechnische Anlage stark reduziert werden. Weiterhin werde die Anschaffung durch die Staatsregierung mit 50 Prozent gefördert.
Der Gemeinderat bewertete den Erwerb für die Schulräume durchweg positiv, wenn auch verschiedene Beiträge sich zu Schwachpunkten äußerten. „Bei der je nach Inzidenzzahl angeordneten Unterrichtsform wie Wechsel- oder Präsenzunterricht findet durch das Ministerium keine Einbeziehung verwendeter Technik statt“, gab der Bürgermeister zu bedenken.
Rüdiger Landto (CSU) berichtete von Beispielen, wonach solche Geräte als zu laut empfunden würden, ebenso sei bei einer Nennstromaufnahme von 11,3 Ampere zu prüfen, ob die Sicherungskreise der Grundschule diese Stromflüsse bei gleichzeitiger Nutzung verkraften könnten. Quer durch die Bank festigte sich die Meinung, dass den Lehrern eine ausschlaggebende Rolle zukommen muss: Nur ihnen sei eine Aussage über die störende Wirkung des Geräuschpegels, der im Standardbetrieb mit 50 db(A) im Saal deutlich vernehmbar ist, möglich.
Diese Lautstärke entspricht nach einschlägigen Quellen der normalen Gesprächslautstärke oder der eines leisen Radios. Nach den Osterferien sollen die Geräte im Unterricht getestet werden und die Meinung des Lehrkörpers hinsichtlich der Anschaffung in die Ratsentscheidung maßgeblich einfließen. Ungeachtet der Testphase erhielt die Verwaltung den Auftrag, im Vorfeld die
Förderung zu beantragen. „Für die Sicherheit an den Schulen muss der Staat zuständig sein“, drückte Bürgermeister Andreas Scharf sein Unverständnis über die Vorgaben der Staatsregierung aus, dass die Kommunen in der Pflicht seien und das Ministerium lediglich eine Kostenerleichterung vornehme. Dies habe er Kultusminister Michael Piazolo in einem Schreiben deutlich gemacht. „Bis auf einen Rückläufer, der mitteilt, dass man die Angelegenheit prüfen wolle, habe ich noch nichts. Ich finde es verwerflich, dass Staatsaufgaben auf die Kommunen runtergebrochen werden“, äußerte Scharf seinen Unmut.
Der Antrag von Stephan Krons (Bündnis Lechfeld), in Graben eine eigene Teststrategie einzuführen, wurde vorläufig nicht intensiv behandelt, da die Zahl der kostenfreien Bürgertests derzeit massiv wachse. Krons zeigte sich damit einverstanden, hob jedoch hervor: „Die Tests müssen zum Bürger kommen, und nicht umgekehrt.“Neben den bestehenden Testangeboten seien neue Ideen wie Testmöglichkeiten über lokale Apotheken in der Entwicklung, so Bürgermeister Andreas Scharf. Um eine dezidierte Aussage zu den Tests für und in der Kommune machen zu können, wolle man sich zeitnah zusammensetzen, um alle Informationen zu den vorhandenen Möglichkeiten zusammenzutragen, schloss Scharf den Themenblock rund um die Pandemie.