Koenigsbrunner Zeitung

„Wir wollen noch nach oben klettern“

Augsburgs Angreifer André Hahn spricht über die restlichen Spiele des FCA, seine derzeit starke Form und warum er glaubt, dass die Partie am Sonntag beim Schlusslic­ht FC Schalke 04 eine der schwersten der gesamten Saison werden könnte

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Herr Hahn, nach dem 2:1 gegen Hoffenheim haben Sie bestimmt ruhige Ostertage feiern können.

André Hahn: Ja, ich konnte die Ostertage mit der Familie richtig genießen.

Auch wenn die zweite Halbzeit nicht mehr so stark wie die ersten 45 Minuten war? Woran hat das gelegen? Hahn: Am Ende überwiegt natürlich die Freude über den Sieg. In der ersten Halbzeit haben wir es richtig gut gemacht. In der zweiten Hälfte hat Hoffenheim mehr Druck gemacht und uns fehlten die Umschaltmo­mente. Das Positive ist, dass wir zwei unserer Chancen genutzt haben. Und als Mannschaft haben wir sehr gut verteidigt. Wir sind sehr glücklich über die drei Punkte.

Vor allem wohl auch über den Blick auf die Tabelle, die Konkurrent­en im Kampf gegen den Abstieg haben alle Punkte gelassen.

Hahn: Das tut natürlich gut. Aber ich versuche, nicht so viel auf andere zu schauen. Natürlich schielt man mal rüber, alles andere wäre gelogen. Aber letztlich liegt es an uns. Gerade ist es natürlich sehr angenehm, auf die Tabelle zu schauen.

Und es kann ja noch besser werden. Was ist in den letzten sieben Spielen noch alles möglich?

Hahn: Wir wollen schnellstm­öglich auch rechnerisc­h den Klassenerh­alt fix machen. Das ist immer unser erstes Ziel, dafür arbeiten wir. Wenn wir das geschafft haben, geben wir weiter Gas und sind damit nicht zufrieden. Wir wollen so viele Punkte wie möglich sammeln und möglichst ein paar Plätze nach oben klettern.

Die nächste weitere Chance auf drei

Punkte besteht am Sonntag beim Schlusslic­ht Schalke 04. Da ist doch ein Sieg fast schon Pflicht.

Hahn: In meinen Augen ist das mit das schwerste der restlichen Spiele. Schalke kann eigentlich befreit aufspielen. Wenn man ehrlich ist, haben sie keine Hoffnung mehr auf den Klassenerh­alt. Sie sind die Mannschaft, die wirklich nichts mehr zu verlieren hat. Solche Teams sind immer sehr gefährlich. Ein Selbstläuf­er wird das sicherlich nicht. Wir müssen 100 Prozent unserer Leistung abrufen. Wir brauchen Leidenscha­ft, Mentalität und Herz, sonst kannst du auf Schalke schlecht aussehen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es kein leichtes Spiel wird. Wenn die Einstellun­g nicht stimmt, kann es nach hinten losgehen. Wir müssen uns da vor allem vom Kopf sehr gut vorbereite­n.

Schwingt da auch im Hinterkopf ein bisschen mit, dass man zur Lachnummer werden kann, wenn man dort verliert?

Hahn: Nein, das nicht. Wobei natürlich jeder auf Schalke schaut und keiner dort verlieren möchte. Schalke hat erst zehn Punkte in dieser Saison geholt, davon mit dem Unentschie­den im Hinspiel einen gegen uns. Wir wollen Schalke nicht noch weitere Punkte geben.

Sie sind derzeit in Topform, haben schon sieben Tore erzielt. Was macht Sie momentan so stark?

Hahn: Ich fühle mich derzeit einfach gut. Und ich bekomme das volle Vertrauen vom Trainertea­m. Auch in der Mannschaft ist das Klima sehr gut und meine Frau hält mir zu Hause den Rücken mit den Kindern frei. Da greifen viele Rädchen ineinander. Ich freue mich, wenn ich der Mannschaft mit Toren und Vorlagen helfen kann.

Vor allem sind Sie von Verletzung­en zuletzt verschont geblieben.

Hahn: Ich konnte in dieser Saison fast alle Einheiten mitmachen. Für meine Spielweise ist es wichtig, fit und gesund auf dem Platz zu stehen. Sehr wichtig ist aber auch das Vertrauen vom Trainertea­m. Daher komme ich auf meine Spielzeite­n.

Das war vor allem in der vergangene­n Saison nicht immer so.

Hahn: Wenn man nur wenig Spielzeit bekommt, fällt es schwer, sich in den Rhythmus reinzuarbe­iten. Je mehr Spiele, desto mehr Sicherheit bekomme ich. Dann fällt alles leichter, gerade, wenn man noch so einen Lauf hat wie ich momentan. Da ist vieles Kopfsache. Wenn man zum Beispiel nur eine Viertelstu­nde spielen darf, will man da alles reinfeuern. Da besteht die Gefahr, dass man zu viel möchte und übertreibt. Gerade aber läuft es richtig gut.

Bestens zu sehen bei Ihrem Tor gegen Hoffenheim. Der Abschluss war perfekt, dabei hätten Sie vielleicht noch ein paar Meter weiter Richtung Hoffenheim­er Tor laufen können.

Hahn: Mir war klar, dass ich mit dem zweiten Kontakt abschließe­n möchte. Ich hatte schon einen sehr langen Laufweg, da ich nach dem Pass von Rubens in der eigenen Hälfte gestartet bin. Ich habe die zwei Hoffenheim­er schon im Nacken gespürt. Mein Glück war, dass ich den Ball beim ersten Kontakt im Vollsprint gut mitgenomme­n habe. Danach wusste ich, dass ich ihn ideal treffen muss. Das hat geklappt, so gut trifft man den Ball nicht immer.

Das Tor hat Sie auch in der internen FCA-Torjägerli­ste auf Platz zwei hinter Alfred Finnbogaso­n gebracht. Sie haben 24 Tore in Ihrer Augsburger Zeit, Finnbogaso­n schon 35. Gibt es jetzt eine Kampfansag­e um Platz eins? Hahn: Das ist natürlich schön, in dieser Liste auf Platz zwei zu stehen. Aber einen internen Wettkampf gibt es nicht. Alfred ist ein überragend­er Stürmer, ich wünsche ihm natürlich noch viele Tore für uns. Wir freuen uns beide, wenn wir treffen. Und elf Tore sind noch eine richtige Hausnummer. Die muss ich erst mal machen, ohne dass er trifft (lacht).

Trotz der 32 Punkte gibt es immer mal wieder Kritik an der Spielweise des FCA. Ist die berechtigt?

Hahn: Ganz unberechti­gt ist sie nicht. Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir nicht die schönsten Spiele machen in dieser Saison. Damit sind wir auch nicht zufrieden. Dass wir spielerisc­h weiter an uns arbeiten müssen, ist klar. Da sind wir aber auf einem guten Weg. Natürlich würden wir gerne schön gewinnen, letztlich ist Fußball aber Ergebnissp­ort. Mit 32 Punkten stehen wir gerade gut da. Wir sind auch keine Mannschaft, die jeden Gegner herspielen kann. Das wissen alle Fans des FC Augsburg.

André Hahn ist mit sieben Treffern der bislang beste Augsburger Torschütze in dieser Bundesliga‰Saison. Das liegt vor allem da‰ ran, dass er das volle Vertrauen vom Trainertea­m verspürt.

Nun wurde entschiede­n, dass es zumindest im April kein Quarantäne-Trainingsl­ager für die Bundesliga-Teams während der Englischen Woche geben soll. Was hatten Sie von der Idee gehalten?

Hahn: Wenn so etwas gefordert und entschiede­n wird, gibt es keine Diskussion. Da machen natürlich alle mit, weil es dazu dient, dass wir unseren Beruf weiter ausüben können. Die Gesundheit steht immer im Vordergrun­d. Aber ich bin natürlich nicht traurig, dass es im April nicht dazu kommen wird. Ich freue mich über jede Minute, die ich bei meiner Familie sein kann.

Fragen: Marco Scheinhof

 ?? Foto: Frank Hoermann, Witters ??
Foto: Frank Hoermann, Witters

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