Wie digital sind Uni und Hochschule?
An den beiden Bildungseinrichtungen hat das Sommersemester begonnen – und wieder läuft (fast) alles online. Für die Studenten soll es einige Verbesserungen geben, auch über die Prüfungen wird wieder nachgedacht
Das dritte Online-Semester hat begonnen, insgesamt gelinge die Lehre gut, urteilt auch eine jüngst erschienene Studie des Centrums für Hochschulentwicklung. Baustellen wie Zoom-Lizenzen und psychologische Betreuung gibt es dennoch. Und auch die Prüfungsfrage kommt wieder auf.
An der Hochschule läuft das Sommersemester bereits voll digital. Nach Angaben von László Kovács, Vizepräsident der Hochschule, soll dies auch noch mindestens bis 1. Mai so bleiben. Man wolle die Entwicklungen der Pandemie aufmerksam verfolgen „und ab Mai Möglichkeiten für Präsenz in wenigen ausgewählten Veranstaltungen in Abstimmung mit den Studierenden nutzen“. Priorität bei den Vor-OrtVeranstaltungen hätten Studenten, die gerade erst ein Studium begonnen haben.
Sollte dies gelingen, wolle man Möglichkeiten für ein Hybrid-Modell prüfen, also ein System, bei dem die Präsenz wochenweise zwischen festen Gruppen wechselt. Da alle Dozenten Zugriff auf moderne Livestream-Geräte hätten, sei es möglich, die Lehrveranstaltungen ins Internet zu übertragen – ein Punkt, der der Studentischen Vertretung (StuVe) am Herzen liegt: „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass alles digital studierbar sein muss“, sagt Matthias Feistl. Mit der digitalen Lehre ist man dort zufrieden, auch weil nach zwei digitalen Semestern die Routine inzwischen da sei, so Feistl weiter.
An der Uni Augsburg werden jenseits der genehmigten Ausnahmen (etwa für Labor-Praktika) keine Präsenzveranstaltungen stattfinden. Das digitale Semester soll dieses Mal aber besser anlaufen. Vergangenes Semester funktionierte die zentrale Lernplattform Digicampus an den ersten beiden Tagen nicht.
Auf Anfrage führt die Universität die Probleme auf eine HardwareStörung zurück, die man am zweiten Vorlesungstag habe beseitigen können. „Im gesamten Wintersemester stand die Plattform ohne Unterbrechungen zuverlässig und mit voller Leistung zur Verfügung. Insofern geht die Universität davon aus, dass der Start ins Sommersemester mit der über viele Jahre gewohnten Zuverlässigkeit gelingen wird.“
Dann sollen die Studenten auch eine Zoom-Premium-Lizenz bewie es an der Hochschule seit einem Jahr üblich ist. Bisher hatten Studenten, wenn sie selbstständig Lerngruppen über Zoom bilden wollten, alle 40 Minuten das Meeting wechseln müssen oder auf andere Videokonferenztools umsteigen müssen. Ein Umstand, der viele störte, wie Erik Pallas, Präsident des Studentischen Konvents, aus Gesprächen mit Kommilitonen bestätigen kann.
Ein weiteres Thema ist aus Sicht der Studentenvertreter auch die psychologische Unterstützung. Viele Studenten kämpfen in der digitalen Lehre mit psychischen Folgen. In einem Konventsbeschluss heißt es dazu: „Das aktuelle Betreuungsangebot der Universität reicht allerdings nicht aus, um allen Studierenden die Hilfe zu gewähren, die sie benötigen. Es ist wichtig, dass für eine ausreichende Kapazität gesorgt ist, sodass Studierende an der Beratungsstelle nicht abgewiesen werden.“Pallas glaubt, dass der Bedarf durch das jetzt dritkommen, te Corona-Semester weiter steigen werde. Von der Uni heißt es auf Anfrage, man prüfe aktuell, „wie groß der Zusatzbedarf ist und wie dieser gegebenenfalls gedeckt werden kann“.
Mit dem neuen Semester kommt auch die Frage nach den Prüfungen wieder auf. Im Unterschied zu anderen Unis hatte die Augsburger im vergangenen Semester ihre Prüfungen zum großen Teil in Präsenz durchgeführt und dafür Kritik einstecken müssen. Nach der Prüfungsphase zieht die Universität ein positives Fazit: „Unser Konzept ist sehr gut aufgegangen, wir haben seitens der Studierenden, aber auch der Prüfer zahlreiche positive Rückmeldungen erhalten.“
Mit Blick auf das neue Semester kritisiert Konventspräsident Pallas: „Man hat die Kurzprüfung eingeführt, seitdem ist nichts mehr passiert.“Zu anderen digitalen Prüfungsformaten meint er, es sei immer gut, mehrere Optionen zu haben. „Es wäre sinnvoll, den Dozenten zu sagen, bereitet euch darauf vor, dass eventuell auch digital geprüft wird.“Die Uni aber will bei ihren bisherigen Formaten bleiben: „Nach wie vor sehen wir die Durchführung digitaler Aufsichtsprüfungen technisch und rechtlich als problematisch an.“So müsste jede kurze Unterbrechung der Videoaufsicht sofort zum Abbruch führen. Zudem könne Unterschleif kaum verhindert werden.
Auch die Hochschulleitung ist mit dem Ablauf der Prüfungen zufrieden. Anfängliche Kritik sei nach den Prüfungen verstummt, meint StuVe-Mann Feistl. Für das kommende Semester will die Hochschule auf einen „intelligenten Prüfungsmix“aus verschiedenen Formaten setzen, inklusive Präsenzklausuren. Die Entscheidung müsse bis zum 23. April fallen, denn dann stehe schon die Prüfungsanmeldung für die Studenten an.