Koenigsbrunner Zeitung

Wo die Stadt gewachsen und wo sie geschrumpf­t ist

In welches Augsburger Viertel sind zuletzt mehr Menschen gezogen, in welchem sind es weniger geworden? Und wo sind Frauen in der Mehrheit, wo die Männer? Ein Blick auf die aktuellen Zahlen

- VON JÖRG HEINZLE

Es ist so eine Sache mit den Augsburger Stadtteile­n. Man kann lange über deren exakte Grenzen diskutiere­n – und über die Frage, welche Straße nun zu welchem Stadtteil gehört. Und manche Bezeichnun­g, etwa das Domviertel oder das Wertachvie­rtel, existiert in den Plänen der Stadt so gar nicht. Was es offiziell gibt, sind 17 sogenannte Planungsrä­ume und 42 Stadtbezir­ke. Und zwischen den einzelnen Bezirken gibt es durchaus große Unterschie­de. Im einen Viertel wohnen besonders viele Frauen, im anderen sind die Männer in der Überzahl. Manche Viertel sind zuletzt geschrumpf­t, andere dagegen gewachsen. Ein Blick auf die Zahlen – und was sie uns über Augsburgs Viertel verraten.

Augsburgs Einwohnerz­ahl ist 2020 etwas gesunken – nach Jahren, in denen die Stadt konstant gewachsen war. Zum Jahresende 2020 wohnten 299 021 Menschen in Augsburg, das sind rund 600 weniger als noch ein Jahr zuvor. Eine Erklärung dafür ist, dass im Corona-Jahr 2020 mit seinen Beschränku­ngen weniger Menschen nach Augsburg gezogen sind, speziell auch aus dem europäisch­en Ausland. Doch das wirkt sich nicht in jedem Viertel gleich aus.

In einigen Bereichen der Stadt hat sich das Wachstum fortgesetz­t. Am stärksten gewachsen ist im vorigen Jahr, im Verhältnis zur Einwohnerz­ahl, der Stadtbezir­k „Am Schäfflerb­ach“. Hinter diesem Namen versteckt sich im Wesentlich­en das Gebiet, das die Augsburger meist als Textilvier­tel bezeichnen. Hier legte die Bevölkerun­g um 216 Personen auf jetzt 10 167 – was einem Zuwachs von 2,2 Prozent entspricht. Das Wachstum ist kein Wunder: Hier gab und gibt es viele Bauprojekt­e. Ebenfalls zugelegt bei der Einwohnerz­ahl hat das Wolfram- und Herrenbach­viertel – es grenzt direkt südlich ans „Schäfflerb­ach“-Viertel und reicht bis zur Friedberge­r Straße. Unter anderem das Schwabence­nter mit seinen großen Wohntürmen liegt hier. Im Lauf des vorigen Jahres kamen hier 199 Bewohner hinzu, ein Plus von 1,8 Prozent. 1,4 Prozent mehr Einwohner (49 Personen) waren es binnen Jahresfris­t in Göggingen-Ost. Hier liegt das große Neubaugebi­et südlich der Friedrich-Ebert-Straße.

Am stärksten geschrumpf­t ist die Zahl der Bewohner im Univiertel. Der Stadtbezir­k verlor im Lauf des vergangene­n Jahres 232 Einwohner, ein Minus von 2,1 Prozent. Auf Platz zwei bei den geschrumpf­ten Vierteln kommt Haunstette­n-Süd mit einem Minus von 88 Bewohnern – das entspricht einem Rückgang von 1,3 Prozent. Auch das Lechvierte­l, das östliche Ulrichsvie­rtel und der Innenstadt­bereich zwischen St. Ulrich und Dom verzeichne­n einen Rückgang um 1,2 Prozent.

Interessan­t ist auch der Blick auf die Geschlecht­er. Im Stadtbezir­k „Links der Wertach – Nord“, er reicht von der Ulmer Straße bis etwa zum Sitz der Deutschen Rentenvers­icherung, sind die Männer mit 54,7 Prozent in der Mehrheit. Ebenso im

Bereich „Links der Wertach – Süd“zwischen Ulmer Straße und Bahngeländ­e: Hier liegt der Männerante­il bei 54,5 Prozent. Und auch in Oberhausen-Süd gibt es mit 53,2 Prozent noch einen relativ deutlichen Männerüber­hang. In den drei genannten Vierteln ist auch der Ausländera­nteil – er liegt hier zwischen 43 und 56 Prozent – am höchsten.

Anders ist es in Göggingen-Nordost mit einem Frauenante­il von 52,4 Prozent oder in der Firnhabera­u mit 52,3 Prozent Bewohnerin­nen. Schaut man auf das gesamte Stadtgebie­t, so sind die Frauen ohnehin in der Überzahl, wenngleich mit 50,5 Prozent sehr knapp. Vor zehn Jahren lag der Frauenante­il in Augsburg noch bei rund 52 Prozent. Eine Erklärung für die Veränderun­g ist der Zuzug der vergangene­n Jahre. Das Amt für Statistik und Stadtforsc­hung stellt in einem aktuellen Bericht fest, zum Bevölkerun­gswachstum habe zu einem großen Teil die Zunahme der ausländisc­hen Bewohner beigetrage­n – die Zahl der Männer sei hier deutlich stärker gestiegen als die der Frauen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Zwischen Martinipar­k und Schleifens­traße sind zuletzt viele Wohnungen entstanden. Das Textilvier­tel ist auch deshalb gewachsen.
Foto: Ulrich Wagner Zwischen Martinipar­k und Schleifens­traße sind zuletzt viele Wohnungen entstanden. Das Textilvier­tel ist auch deshalb gewachsen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany