Musikprofi Heiner Lehmann bleibt gelassen
Der Profimusiker und Chef einer Musikschule aus Königsbrunn hat gerade mehr Freizeit als normalerweise. Doch er bleibt entspannt und freut sich auf die Zeit nach der Pandemie / Serie (Beginn)
Musiker und Künstler allgemein befinden sich im Moment in einer Ausnahmesituation. Sie sind mehr oder weniger mit einem Berufsverbot belegt. In einer neuen Serie erzählen wir, wie Musiker aus Königsbrunn mit dieser besonderen Situation umgehen. Im heutigen ersten Teil geht es um Heiner Lehmann.
Königsbrunn Heiner Lehmann ist Musiker mit Leib und Seele. Wenn er erzählt, mit wem er schon alles auf der Bühne gestanden hat, dann zählt er das „Who’s who“der deutschen Musikszene auf. Udo Jürgens, Ivan Rebroff und Roy Black sind nur einige davon. Heiner Lehmann ist musikalisch sehr vielfältig aufgestellt. Deshalb spielte und spielt er immer noch in den verschiedensten Formationen.
Er war unterwegs mit Ambros Seelos, Hugo Strasser und Herb Schirra. Er war auch Mitglied bei der bekannten Augsburger Band „Team 70“. Aktuell, wenn er denn auftreten dürfte, ist er Musiker bei den Jetzendorfer Hinterhof Musikanten. Im Landkreis Augsburg wäre er wohl öfter zu hören. Zusammen mit Sängerin Sabine Christina Olbing und Andreas Scharf bildet er das „Trio Saitenmacher“und er gehört zu den „Momentensammlern“.
Doch er sieht die momentane Situation relativ entspannt. Für jüngere Kollegen, so räumt der Musiker ein, könne es finanziell schon eng werden. Doch er sei mittlerweile nicht mehr unbedingt von jedem
Auftritt abhängig. „Ich bin jetzt 70 Jahre alt und habe immer gut gewirtschaftet.“Deshalb könne er gelassen abwarten, wann er wieder einmal vor Publikum auf der Bühne stehen kann.
Was ihm eher Sorgen bereite, ist die Befürchtung, dass manches nicht mehr zurückkommen könnte. Da
denke er zum Beispiel an die „Jetzendorfer Hinterhof Musikanten“. Das sei eine absolute Showband. Bekannt vor allem durch Engagements auf dem Oktoberfest, Ski-Opening-Parties in Sölden oder dem Löwenbräukeller in München. „Wir sind eine Truppe von lauter Vollprofis“, sagt Heiner Lehmann.
Ein bis zu vierstündiges Showprogramm absolvierten sie dabei komplett auswendig, ohne Noten.
Über ihren Auftritt bei einer Feier von Franz Beckenbauer ist ein Zitat von Wladimir Klitschko überliefert: „Ich habe schon viele Feste erlebt, aber was Franz, seine Freunde und diese bayerische Band an Stimbei mung gemacht haben, war einzigartig“(tz Juli 2006). Doch ob sich ein solcher Aufwand an Proben noch einmal lohnen könnte, da ist Lehmann skeptisch. Denn wenn sich das Leben wieder normalisieren wird, werde es viele Veranstalter nicht mehr geben. Und die verbliebenen werden sich so teure Bands wahrscheinlich erst einmal nicht mehr leisten können.
Für ihn selbst sei das aber kein großes Problem. Denn er liebt die Musik, die ihm so viele Jahre alles bedeutet habe. Für ihn sei es immer wieder der schönste Moment, wenn er sehe, dass er sein Publikum glücklich machen könne. Dabei hilft ihm seine Vielfältigkeit. Gerade, weil er nicht nur die laute „Action“mag, sondern auch die leisen Töne liebt.
Diese Seite seiner musikalischen Persönlichkeit könne er bei den Momentensammlern und dem Trio Saitenmacher, das in normalen Zeiten eigentlich ein Duo ist, sehr gut ausleben. Und schließlich betreibt er noch seine Musikschule. Je nach den gerade geltenden Corona-Bestimmungen ist er dort im Einsatz und kann die Freude an der Musik weitergeben.
Und nicht zuletzt habe die Situation sogar einen Vorteil. So könne er mehr Zeit dafür aufwenden, zu komponieren und Stücke neu zu arrangieren. „Gerade jetzt ist ein neuer Titel in Arbeit. Samba de Covid-19“, lacht Komponist Lehmann spitzbübisch. Und ein bisschen Ruhe könne er ganz gut genießen. Denn er habe viel Zeit in Hotels auf der ganzen Welt verbracht, bei seinen vielen Tourneen. Da sei er nicht böse, einmal mehr zu Hause zu sein, sagt Heiner Lehmann.
Auf Musik müsse er deswegen nicht verzichten. Denn es vergehe kein Tag, an dem er nicht wenigstens einmal eine Gitarre, sein Saxofon, die Panflöte oder ein anderes seiner vielen Instrumente in die Hand nehme, sagt Lehmann. „Dann mache ich einfach Musik. Nur für mich.“