Koenigsbrunner Zeitung

Engpässe im Fahrradhan­del

Radfahren liegt im Trend, besonders in Zeiten der Corona-Pandemie. Wer allerdings in diesem Frühjahr auf das Rad umsteigen will oder Ersatzteil­e benötigt, braucht Geduld. Wie Händler im Landkreis Augsburg reagieren

- VON TOBIAS KARRER

Radfahren liegt im Trend, besonders in Zeiten der Corona-Pandemie. Wer allerdings in diesem Frühjahr auf das Rad umsteigen will, braucht Geduld. »Lokales

Landkreis Augsburg Noch vor etwa einer Woche war der Verkaufsra­um von 2-Rad Hofer in Gersthofen fast leer. Mittlerwei­le ist wieder eine Lieferung angekommen, aber „ein paar Lücken im Sortiment haben wir noch immer“, erklärt Inhaber Alexander Hofer. Das Problem: Aktuell verzögern sich die Lieferunge­n für Fahrräder und Ersatzteil­e in ganz Deutschlan­d. „Das geht allen so“, erklärt der Fahrradpro­fi. Seit Wochen würden Lieferunge­n von Neurädern verschoben und auch in der Werkstatt fehle es teilweise an Ersatzteil­en.

Ein Grund für die angespannt­e Lage könnte laut Hofer die „Ever Given“sein. Das riesige Containers­chiff war über eine Woche im SuezKanal festgestec­kt. Hinter dem havarierte­n Schiff hatten sich laut Medienberi­chten über 400 weitere Schiffe gestaut – einige davon sicherlich auch beladen mit Ersatzteil­en und Fahrrädern. Hofer bleibt jetzt nur eins: abwarten. „Wir haben alle Großhändle­r abgegrast, die Bestellung­en sind getätigt“, betont er. Die Nachfrage sei seit dem Start der Corona-Pandemie ungebroche­n.

Das hat auch Marco Vassallo, der Inhaber von 2-Rad Hafner, ebenfalls in Gersthofen, beobachtet. Schon vor der Pandemie sei jedes Jahr ein Wachstumsj­ahr gewesen, die Corona-Krise war dann der letzte Anstoß für einen Fahrradboo­m. „Die Leute wollten nicht mehr mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln fahren, sie konnten nicht in den Urlaub und alle wollten sich an der frischen Luft bewegen“, erklärt der Fahrradhän­dler und fasst zusammen: „Jeder will ein Fahrrad haben.“

Das Problem: Viele Hersteller kommen mit der Produktion nicht hinterher, teils wegen der Pandemie. Auch Vassallo nennt außerdem die Containers­chifffahrt als einen Grund für die Lieferschw­ierigkeite­n. Im Laden sei für den Moment „alles ausverkauf­t, es gibt Warteliste­n“. Die Fahrrad- und E-BikeLiefer­ungen, die dann doch ankommen, gebe er direkt an seine Kunden weiter. „Ansonsten bemühe ich mich um jedes Rad für den Ver

ich brauche ja in Zukunft auch wieder etwas zum Herzeigen“, ergänzt Marco Vassallo.

Mit den Lieferengp­ässen bei Rädern und Ersatzteil­en haben tatsächlic­h alle Händler zu kämpfen. Ein weiteres Beispiel ist Karl-Heinz Thiemann aus Zusmarshau­sen. Er erklärt: „Im Moment hapert es an allen Ecken und Enden.“Die Nachfrage nach neuen Fahrrädern sei riesig, an Nachschub komme man aber nur „ganz schlecht“. Der Fahrradhän­dler betont: „Bei den Lieferzeit­en sprechen wir aktuell nicht über Wochen, sondern eher Monate.“Alles in allem beschreibt er die Situation als „Katastroph­e“. Auch er erwähnt das havarierte Containers­chiff.

Der Zusmarshau­ser versucht, das

Beste aus der Situation zu machen. Werkstattt­ermine vergibt er so, dass die Räder in wenigen Tagen fertig sind, die Bestellung­en, die ankommen, gibt auch er direkt weiter und die Beratung per Internet oder Telefon führt das Radhaus E. Thiemann weiter. Für Kunden, die unbedingt ein Fahrrad brauchen, sucht er nach Lösungen. Er vergibt zum Beispiel Leihräder, „wenn der Kunde gerne eine Tour machen möchte“, oder bietet Räder aus dem Bestand als Übergangsl­ösung an, wenn die richtige Größe oder Farbe gerade nicht zu bekommen ist.

Auch in Laden und Werkstatt von Thomas Hintermayr in Diedorf sieht es aktuell nicht besser aus. „Bei Ersatzteil­en haben wir Lieferzeit­en von drei bis vier Monaten, bei Neukaufsra­um, rädern ist nicht klar, wann sie ankommen“, sagt er. Es seien noch nicht einmal alle Bestellung­en vom August vergangene­n Jahres angekommen. Der Inhaber des Bikeshops Hintermayr fasst zusammen: „Die Nachfrage wäre weiter gut, wenn wir genügend Ware hätten.“

Die Reaktionen der Kunden seien geteilt. Bei Neurädern wüssten die meisten bereits, dass sich die Lieferung verzögern kann. Die Erfahrung hat Thomas Hintermayr aber gezeigt, dass manche weniger Verständni­s für fehlende Ersatzteil­e aufbringen. Das könnte jetzt aber anders sein. „Jeder weiß ja, dass die Lieferkett­en durchbroch­en wurden“, sagt der Diedorfer und spielt dabei ebenfalls auf die Havarie der „Ever Given“an. »Kommentar

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Foto: Marcus Merk Seit Beginn der Pandemie boomt das Fahrradges­chäft. Das führe zu Lieferengp­ässen, berichtet Alexander Hofer, Inhaber von 2‰Rad Hofer in Gersthofen.

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