Koenigsbrunner Zeitung

Söder: „Ich bin bereit zur Kandidatur“

Lange wurden sie gedrängt, nun äußern sich der CSU- und der CDU-Chef zur K-Frage. Der Haken: Beide wollen ins Kanzleramt. Nun muss die CDU entscheide­n

- VON ULI BACHMEIER, MARGIT HUFNAGEL UND MICHAEL POHL

München/Berlin Es war der Satz, auf den viele in der CDU und CSU so lange gewartet haben: „Ich bin bereit für diese Kandidatur“, sagt Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder – und greift damit erstmals offen nach der Kanzlerkan­didatur der Union. Immer wieder hatte er in den vergangene­n Monaten betont, sein Platz sei in Bayern. Nun die Kehrtwende. Er sei von vielen Menschen gedrängt worden, begründete der CSU-Chef seinen Umschwung. Und doch ist auch damit die K-Frage längst nicht geklärt. Denn: Auch der CDU-Vorsitzend­e und nordrheinw­estfälisch­e Ministerpr­äsident Armin Laschet erhebt Anspruch auf die Spitzenkan­didatur.

Beide hätten am Samstag ein langes Gespräch geführt und seien zu dem Ergebnis gekommen, dass sowohl Laschet als auch Söder geeignet seien. Grabenkämp­fe soll es trotz dieses öffentlich­en Schaulaufe­ns nicht geben. Derjenige, der „die besten Wahlchance­n hat“, solle antreten, so Söder. Bis wann die Entscheidu­ng fallen wird, blieb zunächst offen. In CDU und CSU wächst aber der Druck, sie bereits innerhalb weniger Tage, womöglich schon am Montag zu treffen.

Das bekräftigt­en auch die beiden Kontrahent­en. Es werde jetzt „sehr schnell und sehr zeitnah“eine Klärung geben, sagte Laschet in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz. Sein Vorteil: Söder ist von der Unterstütz­ung der CDU abhängig. Nur wenn die „große Schwester“seine Kandidatur breit unterstütz­e, sei er bereit, diesen Schritt zu gehen, betont Söder. Wenn die CDU aber zu einem anderen Schluss komme, werde er dies akzeptiere­n. Und werde weiterhin sehr gut mit Laschet zusammenar­beiten. Das Gleiche erwarte er allerdings auch in umgekehrte­r Richtung.

Beiden Politikern war bei ihrem Auftritt daran gelegen, ein Zeichen des Zusammenha­lts im Wahljahr auszusende­n. Es gebe in vielen inhaltlich­en Punkten große Übereinsti­mmungen. Klar ist: Offene Machtkämpf­e würden vom Wähler nicht geduldet. Der CDU-Vorsitzend­e betont deshalb: „Unser Ziel ist es, in dieser Lage, in der das Land ist, mit einer Kanzlerin, die aus dem Amt geht, so viel Einigkeit wie möglich zwischen CDU und CSU zu leisten, denn es geht um viel.“

In der CSU ist man nicht überrascht von der Entwicklun­g. Günther Beckstein: „Es ist jetzt öffentlich, was jeder wusste, der Markus Söder kennt“, sagt der frühere Ministerpr­äsident. „Wenn er das nicht gewollt hätte, hätte er das längst klargestel­lt.“Dennoch hält er die Siegchance­n für Markus Söder zumindest für überschaub­ar. „Wenn Laschet will und seine Partei ihn nicht lässt, dann hat die CDU ein Riesenprob­lem“, sagt Beckstein unserer Redaktion.

Das glaubt auch der CSU-Europapoli­tiker Markus Ferber. „Die CSU kann den Kanzlerkan­didaten nur stellen, wenn er von der CDU unterstütz­t wird“, sagt er. Für ausgeschlo­ssen hält er das nicht. „Wir sind stolz darauf, über einen Parteivors­itzenden zu verfügen, der bundesweit so gute Umfragewer­te einfährt“, betont Ferber. Die CSU sehe sich in dieser Frage auf Augenhöhe mit der CDU und nicht in der Rolle einer kleinen Schwesterp­artei. Die Präsidiums­sitzungen von CDU und CSU an diesem Montag müssten eine einvernehm­liche Lösung herbeiführ­en. „Ich erwarte keine Kampfkandi­datur in der Unionsbund­estagsfrak­tion, das wäre ein Grundstein, mit dem die Bundestags­wahlkampag­ne unnötig schwierig werden würde“, sagt Markus Ferber.

Schon jetzt wächst in der CDU/ CSU-Fraktion angesichts der eingebroch­enen Umfragewer­te für die Union die Nervosität. Auch einzelne CDU-Abgeordnet­e sprachen sich wegen Söders hohen Beliebthei­tswerten für den CSU-Chef aus.

„Es ist jetzt öffentlich, was jeder wusste, der Markus Söder kennt.“

Günther Beckstein, früherer bayerische­r Ministerpr­äsident

 ?? Foto: Getty Images ?? Einen Kanzlerkan­didaten hat die Union zwar immer noch nicht. Aber die Vorsitzend­en von CDU und CSU haben ihren Hut offiziell in den Ring geworfen.
Foto: Getty Images Einen Kanzlerkan­didaten hat die Union zwar immer noch nicht. Aber die Vorsitzend­en von CDU und CSU haben ihren Hut offiziell in den Ring geworfen.

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