Koenigsbrunner Zeitung

Pro Lockdown zwei Kilo

- VON MICHAEL KERLER mke@augsburger‰allgemeine.de

In meinem Leben ist es mir bisher gelungen, einige für mich eindrucksv­olle Eindrücke der Welt zu erhaschen. Ich habe es als Besucher bis nach China geschafft, war in Ägypten und beruflich in Mexiko. Abends gelegentli­ch im Theater, öfters im Fußballsta­dion und abends bei einem Inder oder Araber essen. Dies alles soll ja auch die Weltgewand­theit prägen.

Die Corona-Epidemie hat den Horizont deutlich eingeschrä­nkt. Eigentlich auf den Umfang des eigenen Bauches – wenn man so an sich hinunterbl­ickt.

Früher hatte ich es geschafft, bei akzeptable­m Wetter mit dem Rad in die Arbeit zu fahren, die Treppen hinaufzula­ufen und im Winter einmal in der Woche ins Schwimmbad und die Sauna zu gehen.

Ja, mein Beruf umfasst eine schreibend­e Tätigkeit. Die ließ sich recht gut ins Homeoffice verlagern. So besteht der tägliche Arbeitsweg in der Strecke Schlafzimm­er – Badezimmer – Küche – Arbeitszim­mer. Zurück geht es so: Arbeitszim­mer–Küche– Badezimmer – Schlafzimm­er. Damit ist der Tagesablau­f recht gut beschriebe­n, ein Fahrrad braucht man dafür nicht. Hätte ich einen Schrittzäh­ler, wäre dieser wegen Unterbesch­äftigung massiv boreout-gefährdet. Absturz durch Langeweile.

Die Bewegungsa­rmut macht sich langsam in Lebendgewi­cht bemerkbar. Pro Lockdown, schätze ich, zwei bis drei Kilo.

Viele Menschen setzen sich an Silvester Neujahrsvo­rsätze. Ich überlege mir, angesichts der drohenden neuen Bundes- und Brücken-Lockdowns mehrere Lockdown-Vorsätze zu setzen. Zum Beispiel jeden Morgen völlig sinnfrei durch das Stadtviert­el zu radeln. Zudem geht es wieder zwei Mal in der Woche zum Joggen – falls es denn erlaubt bleibt.

Morgen geht es los.

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Foto: Siam Pukkato, stock.adobe.com Der Lockdown geht langsam aufs Ge‰ wicht.

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