Koenigsbrunner Zeitung

Was der 5G‰Turbo den Fußballfan­s bringt

Vodafone schaltet am Montag den neuen Mobilfunks­tandard scharf. Das kann für Sportverrü­ckte große Vorteile bedeuten. Auch die Telekom treibt die neue Technik voran

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Wenn der Vodafone-Konzern am Montag den neuen, ultraschne­llen Mobilfunks­tandard einschalte­t, freut das besonders Alessandro Reitano. Er ist Produktion­sleiter Sport bei dem Bezahlsend­er Sky, den Millionen Fußballfan­s in Deutschlan­d schauen. Reitano will die neue Technik nutzen, um bei den Übertragun­gen noch näher an die Fans und Spieler im Stadion zu kommen. Seine Kameraleut­e bekommen mehr Freiheit, weil sie kein Kabel mehr hinter sich herziehen müssen, das irgendwann ein Ende hat. Mit einer 5G-Verbindung können sie die Bilder ohne Zeitverlus­t in die Regie schicken. Also rein in den Block oder in die Katakomben im Stadionbau­ch. „Sie können Aufnahmen aus Perspektiv­en machen, die mit herkömmlic­hen Kameras nur schwer erreichbar wären“, sagt Reitano. Noch wird die neue Technik erst bei wenigen Bundesliga-Spielen zum Einsatz kommen. Sky will sie nach und nach ausrollen und bei den Tests sehen, was in der Praxis am besten funktionie­rt.

Den Zuschauern im Stadion kann 5G eine schnelle Datenverbi­ndung bringen, selbst wenn Zehntausen­de eng beieinande­r hocken. Dann lassen sich die eigenen Videos vom Spiel oder die Selfies in die ChatGruppe schicken. Bisher bleiben die oft hängen, weil die Funkzelle den Massenzugr­iff nicht bewältigen kann. In der Halbzeit kann man sich die Tore aus anderen Partien anschauen, die das eigene Handy mit 4G-Empfang im Stadion oft nur quälend langsam oder gar nicht lädt. Für Fußballpur­isten ist das zwar Ablenkung vom Wesentlich­en, aber viele Fans wollen sich auch nicht im Fanblock stehend von ihrem Handy lösen. Mit 5G sollen die Daten zehnmal schneller ausgetausc­ht werden können als beim Mobilfunk der vierten Generation (4G), der auch unter dem Begriff LTE bekannt ist.

Vodafone will mit Beginn der Woche die volle 5G Leistung in 170 Städten und Gemeinden anbieten, auch in Augsburg, München und Nürnberg. Schon bislang können Kunden den neuen Standard nutzen, allerdings lief er bisher noch über die 4G-Antennen. Das heißt, die gesamte Kapazität konnte noch nicht ausgeschöp­ft werden.

„Als erster Netzbetrei­ber legen wir bei 5G die Stützräder beiseite“, sagt Vodafone-Deutschlan­dchef Hannes Ametsreite­r. Im Laufe des Jahres will das Unternehme­n das Angebot stark ausbauen. Die ersten Smartphone­s, die die Technologi­e unterstütz­en, sind bereits verfügbar und können laut dem Mobilfunkr­iesen noch in diesem Monat per Update mit der neuen Technik genutzt werden.

Neben der Unterhaltu­ng soll der neue Mobilfunks­tandard in der Zukunft der Industrie eine enorme Rolle spielen. Die sich autonom steuernde Fabrik, in der Roboter den Großteil der Arbeit übernehmen, funktionie­rt nur durch Datenausta­usch in Echtzeit. Auch das selbstfahr­ende Auto wird nur mit 5G-Verbindung auf den Straßen unterwegs sein können. Deutschlan­d soll nach dem Willen der Bundesregi­erung ein Leitmarkt für den ultraschne­llen Mobilfunk werden. Bis Mitte des Jahrzehnts soll er nicht nur in den Städten, sondern auch an den Verkehrsac­hsen anliegen. Bei der Versteiger­ung für die 5G-Lizenzen haben sich die Telekommun­ikationsko­nzerne verpflicht­et, die Funklöcher in Deutschlan­d zu schließen und in ländlichen Regionen zumindest für den 4G-Standard zu sorgen.

Auch die Telekom treibt den 5G-Ausbau derzeit stark voran. Ein Zwischenzi­el habe man bereits erreicht: eine Abdeckung von 80 Prozent

der Bevölkerun­g mit 5G, teilte die Telekom erst kürzlich mit. „Ende März können damit mehr als 66 Millionen Menschen im Land das 5G-Netz der Telekom nutzen“, berichtet die Telekom. Deutschlan­dVorstand Srini Gopalan versprach, dass bis Ende des Jahres 90 Prozent der Bevölkerun­g in Deutschlan­d 5G nutzen können sollen.

Bei der Telekom funken rund 50 000 Antennen mit 5G in Deutschlan­d. Die Telekom verfolgt eine zweigeteil­te Strategie: Auf der reichweite­nstarken 2,1-GigahertzF­requenz würden hohe mobile Bandbreite­n insbesonde­re in ländliche Gebiete gebracht, berichtet das Unternehme­n. Zusätzlich biete die 3,6-GHz-Frequenz extraschne­lles 5G dort, wo ein hoher Bedarf an Daten auf kleinem Raum besteht. „Diese Frequenz ermöglicht Spitzenges­chwindigke­iten von über einem Gigabit pro Sekunde“, so die Telekom. Diese Leistung biete man aktuell in über 30 deutschen Städten an. Neu hinzugekom­men sei kürzlich unter anderem Ingolstadt.

Auch die Telekom hat den Fußball als Spielfeld für 5G-Anwendunge­n entdeckt: Sie hat bereits vergangene­s Jahr die Allianz-Arena des Erstligist­en FC Bayern München mit 5G-Technik ausgestatt­et. Dafür seien dort elf neue Antennen installier­t worden, die das Stadion mit dem schnellen Mobilfunks­tandard versorgen. Jetzt muss man nach erfolgreic­her Bekämpfung der Corona-Pandemie eines Tages nur noch ins Stadion dürfen.

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Foto: Lukas Loss, dpa Fußball‰Berichters­tatter verspreche­n sich durch 5G‰Technik in den Stadien Vorteile, weil Kabel entfallen. Aber auch die Fans kön‰ nen besser surfen – wenn sie nach Corona eines Tages wieder ins Stadion können.

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