Koenigsbrunner Zeitung

Die Trainer und die Suche nach dem Notaus

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger‰allgemeine.de

Von André Schubert, dem ehemaligen Trainer von Borussia Mönchengla­dbach, ist der Ausspruch überliefer­t, dass alle Fußball-Trainer im Grunde Interimslö­sungen sind. Heißt: Irgendwann erwischt es jeden und Ausnahmen wie Christian Streich beim SC Freiburg bestätigen nur die Regel.

Seit einiger Zeit scheint es, als ob die Trainer nicht nur ihren Frieden damit gemacht haben, sondern das in der Bundesliga übliche Spiel aus Hire und Fire aktiv mitgestalt­en – und zwar in Form von Ausstiegsk­lauseln. Wie der Kicker in dieser Woche berichtete, soll etwa die Hälfte der Übungsleit­er in der ersten Liga einen entspreche­nden Passus im Vertrag haben.

Konkret bedeutet das: Gladbach, das seinen Coach Marco Rose (per Klausel) an Dortmund verlieren wird, soll an Frankfurts Adi Hütter interessie­rt sein. Der darf per Klausel den Verein verlassen. Auch Oliver Glasner aus Wolfsburg wird immer wieder gehandelt. Schließlic­h soll auch er, der einst per Klausel nach Niedersach­sen kam, in seinem aktuellen Vertrag ebenfalls ein Notaus vereinbart haben. Kritiker bemängeln, dass die Identifika­tion der Trainer mit ihrem Verein bei einer solchen Vereinbaru­ng zu kurz kommt.

Diese Moralkeule greift aber zu kurz: Denn einerseits läuft – das weiß nicht nur André Schubert – irgendwann die Zeit jedes Trainers ab. Zudem schützt auch ein Arbeitspap­ier ohne Klausel nicht davor, dass ein Arbeitsver­hältnis vorzeitig endet. Ein anschaulic­hes Beispiel dafür liefert aktuell der FC Bayern. Dort steht Hansi Flick zwar bis 2023 im Wort, die Risse zwischen ihm und Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic sind mittlerwei­le aber nicht mehr zu kaschieren. „Meinen Sie, mir macht das Ganze Spaß?“, entfuhr es dem sonst bedächtig formuliere­nden Flick nach Abpfiff des 1:1 gegen Berlin. Der Ärger Flicks mag zu einem Großteil auf die Personalpl­anungen von Salihamidz­ic zurückzufü­hren sein, der etwa den Vertrag von Jérôme Boateng nicht verlängert­e. Flick machte klar, dass er dies für einen Fehler hält. Ein Teil des Frustes könnte aber auch damit zusammenhä­ngen, dass Flick nur allzu gerne beim DFB die Löw-Nachfolge antreten würde, von den Bayern aber keine Freigabe für den Job bekommt.

Eine Klausel mag unromantis­ch erscheinen – sie kann aber auch ein Segen sein, weil sie die Modalitäte­n eines Abschieds regelt. Je länger der offen ausgetrage­ne Zwist zwischen Flick und Salihamidz­ic geht, desto eher erscheint es, als ob das Ende dieser Zusammenar­beit ohnehin bald erfolgen wird.

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Foto: dpa Zwischen Salihamidz­ic (links) und Flick ist die Stimmung am Tiefpunkt.
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