Neuer Kämmerer steigt in schwierigen Zeiten ein
Marcus Schulz hat am Dienstagabend seinen ersten Haushalt als Königsbrunner Kämmerer zur Verabschiedung vorgelegt. Der Weg dorthin war durchaus kompliziert
Königsbrunn Ein städtischer Kämmerer muss in Königsbrunn heutzutage mit deutlich höheren Zahlen jonglieren als noch vor ein paar Jahren. Das Budget, das Marcus Schulz den Stadträten am Dienstagabend vorgelegt hat, hat ein Volumen von 88 Millionen Euro. Zum Vergleich: 1976 plante die Stadt noch mit etwa elf Millionen Euro, 2015 knackte der Haushalt erstmals die Marke von 50 Millionen. Die vielen laufenden Großprojekte machen sich bemerkbar. Doch das Endergebnis ist für Marcus Schulz gar nicht so entscheidend, sondern der Weg dorthin. Und der war in diesem Jahr gespickt mit allerlei Unwägbarkeiten, die die Arbeit schwieriger machten.
Im Juli 2020 wechselte Schulz nach Königsbrunn als Nachfolger von Tobias Müller, der zu seinem vorherigen Arbeitgeber der Diözese Augsburg zurückgekehrt war. Der 54-Jährige ist in Frankfurt geboren und hat in Hochheim am Main und Wiesbaden seine Ausbildung absolviert. 18 Jahre arbeitete er in einer Gemeinde im Landkreis Offenbach, danach wechselte er nach Bayern und wurde stellvertretender Kämmerer in Garching, ehe er schließlich Geschäftsführer und Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Bad Grönenbach wurde.
Die Corona-Pandemie gehörte bei seiner Premiere nicht zu den großen Ärgernissen für das Zahlenwerk, sondern beeinträchtigte eher das Kennenlernen der neuen Kollegen. Dafür musste er unerfreuliche Entwicklungen in den Budgetplan einarbeiten: Weil sich eine Berechnungsgrundlage geändert hat, bekommt Königsbrunn ausgerechnet in einer Zeit großer Investitionen in den nächsten Jahren weniger Geld aus der Einkommenssteuer. Die Kommune bekommt einen Anteil der Summe, die die Einwohner in die Steuerkasse zahlen. Hier wirkt sich aus, dass geburtenstarke Jahrgänge in Rente gehen. So fließt weniger Geld an den Staat und weniger Geld zurück an die Stadt.
Zwischen 2011 und 2020 stieg dieser Einnahmeposten jedes Jahr an, von 12,1 Millionen im Jahr 2011 bis auf 19,3 Millionen. Weil die neuen Faktoren zur Berechnung bis 2023 festgesetzt sind, muss die Stadt in dieser Zeit mit weniger Geld rechnen. Für 2021 sind 18,1 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen leicht sinkende Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Aufgefangen wird das zum Teil durch Schlüsselzuweisungen, die von 6,7 auf 7,9 Millionen Euro anwachsen. Für Kommunen ist das aber ein zweischneidiges Schwert: Denn die Höhe der Schlüsselzuweisung wird auch als Anzeichen für wirtschaftliche Schwäche gesehen. Beheben lassen sich die Probleme nur durch Wachstum: mehr Einwohner durch neue Baugebiete oder mehr Firmenansiedlungen. Zumindest in Sachen Baugebiet sind die Planungen am östlichen Stadtrand schon sehr weit gediehen.
Für den Kämmerer bedeuten wegfallende Einnahmen wiederum mehr Anstrengungen bei der Aufstellung eines ausgeglichenen Haushalts. Auch in normalen Jahren muss der Plan immer wieder angepasst werden, wenn beispielsweise neue Zahlen zu Steuerschätzungen eintreffen. Die geänderten Umstände verstärkten diesen Effekt aber noch, sodass mehr Arbeit nötig ist, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Königsbrunn nimmt derzeit zwar einen zweistelligen Millionenbetrag an neuen Krediten auf, um die Schulsanierungen, den Umbau der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße und weitere Projekte zu finanzieren. Endlos dehnbar ist das Schuldenkonto aber nicht. So mussten in diesem Jahr Streichungen her: Gespart wurde bei den Investitionen, wo die Planungen für den Kitaneubau an der Karwendelstraße gestoppt wurden, aber auch bei diversen Ausgabeposten der Stadtverwaltung. So steht am Ende der Berechnungen nun ein Plus von 74.165 Euro.
Keine Probleme hatte der neue Kämmerer dagegen mit einer Königsbrunner Eigenheit, die bei den Haushaltsreden gerne kritisiert wird: die doppische Haushaltsführung. Bei Marcus Schulz ließ es fast schon Heimatgefühle aufkommen: „Das kommt mir mit meiner hessischen Vergangenheit sehr entgegen, da Hessen kraft Gesetzes bereits seit 2009 flächendeckend doppisch buchen muss“, sagt Schulz. In Bayern ist dieses System deutlich weniger verbreitet. Bei seinem ersten Haushalt hatte er aber auch so genug Hindernisse aus dem Weg zu räumen.