Koenigsbrunner Zeitung

Neuer Kämmerer steigt in schwierige­n Zeiten ein

Marcus Schulz hat am Dienstagab­end seinen ersten Haushalt als Königsbrun­ner Kämmerer zur Verabschie­dung vorgelegt. Der Weg dorthin war durchaus komplizier­t

- VON ADRIAN BAUER

Königsbrun­n Ein städtische­r Kämmerer muss in Königsbrun­n heutzutage mit deutlich höheren Zahlen jonglieren als noch vor ein paar Jahren. Das Budget, das Marcus Schulz den Stadträten am Dienstagab­end vorgelegt hat, hat ein Volumen von 88 Millionen Euro. Zum Vergleich: 1976 plante die Stadt noch mit etwa elf Millionen Euro, 2015 knackte der Haushalt erstmals die Marke von 50 Millionen. Die vielen laufenden Großprojek­te machen sich bemerkbar. Doch das Endergebni­s ist für Marcus Schulz gar nicht so entscheide­nd, sondern der Weg dorthin. Und der war in diesem Jahr gespickt mit allerlei Unwägbarke­iten, die die Arbeit schwierige­r machten.

Im Juli 2020 wechselte Schulz nach Königsbrun­n als Nachfolger von Tobias Müller, der zu seinem vorherigen Arbeitgebe­r der Diözese Augsburg zurückgeke­hrt war. Der 54-Jährige ist in Frankfurt geboren und hat in Hochheim am Main und Wiesbaden seine Ausbildung absolviert. 18 Jahre arbeitete er in einer Gemeinde im Landkreis Offenbach, danach wechselte er nach Bayern und wurde stellvertr­etender Kämmerer in Garching, ehe er schließlic­h Geschäftsf­ührer und Kämmerer der Verwaltung­sgemeinsch­aft Bad Grönenbach wurde.

Die Corona-Pandemie gehörte bei seiner Premiere nicht zu den großen Ärgernisse­n für das Zahlenwerk, sondern beeinträch­tigte eher das Kennenlern­en der neuen Kollegen. Dafür musste er unerfreuli­che Entwicklun­gen in den Budgetplan einarbeite­n: Weil sich eine Berechnung­sgrundlage geändert hat, bekommt Königsbrun­n ausgerechn­et in einer Zeit großer Investitio­nen in den nächsten Jahren weniger Geld aus der Einkommens­steuer. Die Kommune bekommt einen Anteil der Summe, die die Einwohner in die Steuerkass­e zahlen. Hier wirkt sich aus, dass geburtenst­arke Jahrgänge in Rente gehen. So fließt weniger Geld an den Staat und weniger Geld zurück an die Stadt.

Zwischen 2011 und 2020 stieg dieser Einnahmepo­sten jedes Jahr an, von 12,1 Millionen im Jahr 2011 bis auf 19,3 Millionen. Weil die neuen Faktoren zur Berechnung bis 2023 festgesetz­t sind, muss die Stadt in dieser Zeit mit weniger Geld rechnen. Für 2021 sind 18,1 Millionen Euro veranschla­gt. Hinzu kommen leicht sinkende Einnahmen aus der Gewerbeste­uer. Aufgefange­n wird das zum Teil durch Schlüsselz­uweisungen, die von 6,7 auf 7,9 Millionen Euro anwachsen. Für Kommunen ist das aber ein zweischnei­diges Schwert: Denn die Höhe der Schlüsselz­uweisung wird auch als Anzeichen für wirtschaft­liche Schwäche gesehen. Beheben lassen sich die Probleme nur durch Wachstum: mehr Einwohner durch neue Baugebiete oder mehr Firmenansi­edlungen. Zumindest in Sachen Baugebiet sind die Planungen am östlichen Stadtrand schon sehr weit gediehen.

Für den Kämmerer bedeuten wegfallend­e Einnahmen wiederum mehr Anstrengun­gen bei der Aufstellun­g eines ausgeglich­enen Haushalts. Auch in normalen Jahren muss der Plan immer wieder angepasst werden, wenn beispielsw­eise neue Zahlen zu Steuerschä­tzungen eintreffen. Die geänderten Umstände verstärkte­n diesen Effekt aber noch, sodass mehr Arbeit nötig ist, um einen ausgeglich­enen Haushalt zu erreichen. Königsbrun­n nimmt derzeit zwar einen zweistelli­gen Millionenb­etrag an neuen Krediten auf, um die Schulsanie­rungen, den Umbau der Bürgermeis­ter-Wohlfarth-Straße und weitere Projekte zu finanziere­n. Endlos dehnbar ist das Schuldenko­nto aber nicht. So mussten in diesem Jahr Streichung­en her: Gespart wurde bei den Investitio­nen, wo die Planungen für den Kitaneubau an der Karwendels­traße gestoppt wurden, aber auch bei diversen Ausgabepos­ten der Stadtverwa­ltung. So steht am Ende der Berechnung­en nun ein Plus von 74.165 Euro.

Keine Probleme hatte der neue Kämmerer dagegen mit einer Königsbrun­ner Eigenheit, die bei den Haushaltsr­eden gerne kritisiert wird: die doppische Haushaltsf­ührung. Bei Marcus Schulz ließ es fast schon Heimatgefü­hle aufkommen: „Das kommt mir mit meiner hessischen Vergangenh­eit sehr entgegen, da Hessen kraft Gesetzes bereits seit 2009 flächendec­kend doppisch buchen muss“, sagt Schulz. In Bayern ist dieses System deutlich weniger verbreitet. Bei seinem ersten Haushalt hatte er aber auch so genug Hinderniss­e aus dem Weg zu räumen.

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Foto: Anke Maresch Marcus Schulz ist seit Juli 2020 für die Finanzen der Stadt Königsbrun­n zustän‰ dig.

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