„Ich wollte nie ein Star werden“
Die Sängerin Claudia Scholz hätte die neue Nicki werden können. Warum sie das abgelehnt hat
Walkertshofen „Ewigkeit“heißt die neue Single von Claudia Scholz. Ein Song, den ihr der Augsburger Komponist Alexander Mohr, der auch das Musical „Atlantis“geschaffen hatte, auf den Leib geschrieben hat. Irgendwie ist dieser Titel symptomatisch für die Sängerin, die gefühlt seit einer Ewigkeit ihrem Hobby nachgeht. Allerdings meist unter dem Pseudonym Monserl.
Der Ursprung dieses Namens stammt aus ihrer Jugendzeit, die sie mit der Landjugend in Walkertshofen im Jugend- und Kirchenchor verbracht hat. „Beim Pizzaessen in Mickhausen habe ich mit 15 Jahren mein erstes Pils getrunken und war danach ziemlich schwipsig“, erinnert sie sich. Irgendetwas von einer Mohnsemmel, deren Kernchen an ihren Lippen hingen, muss sie damals erzählt haben, was ihre Freunde veranlasste, sie als Mohnale zu bezeichnen. Einige Jahre später, als die junge Frau mit der Cover-Rockband Countdown aus Kaufbeuren auf der Bühne stand, wurde im Allgäuer Dialekt das Monserl daraus.
Auf das Talent von Claudia Scholz, die als Tina-Turner-Fan auf verschiedenen Wettbewerben immer Nicki nachgesungen hat, wurden zunächst Die Wolpertinger aufmerksam. „Volkstümlich, rockig, verrückt“, beschreibt Claudia Scholz die Richtung dieser Band, die im Stile zwischen Hubert von Goisern und Haindling die Bierzelte füllte. Manager dieser Truppe war ein gewisser Michael Hartl, der männliche Teil des VolksmusikDuos Marianne & Michael. „Eines Tages, nach einem riesengroßen Auftritt in einem riesengroßen Bierzelt, hat er mich in den Arm genommen und gesagt: Du machst jetzt eine Solokarriere.“Claudia Scholz sollte die Nachfolgerin von Nicki werden. Doch ihr wurde es himmelangst: „Ich im Dirndl? Nein! Ich bin kein volkstümliches Mädchen. Ich allein auf der Bühne? Nein! Ich brauche Menschen neben und hinter mir.“Als abschreckendes Beispiel diente ihr Roy Black: „Er hat immer gelitten, weil er Schlager singen musste, war todunglücklich, weil er eigentlich ein Rocksänger sein wollte.“
Ein Jahr hat sie auf Anraten ihresManagers den Plattenvertrag mit Polydor erfüllt. Dann ist sie aus der Solokarriere ausgestiegen. „Ich wollte kein Star werden. Das war Stress pur und hatte mit Hobby nichts mehr zu tun“, blickt die 52-Jährige zurück: „Ich bin ein Staudenmädle. Ich will nicht jeden Tag in einem anderen Hotel übernachten. Ich brauche mein Nest.“Auch eine Teilnahme an einem der vielen TV-Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“oder „Voice of Germany“käme für sie nie infrage: „Wagt es nicht, mich anzumelden“, hat sie ihren Freunden gedroht. „Ich mache mich doch nicht zum Affen!“Bei Countdown hat es ihr dann wesentlich besser gefallen. „Ich bin halt eine Rockröhre“, sagt sie: „Die Beatles, die Beach Boys oder Tina Turner haben mir das Singen beigebracht.“Aber es war auch eine harte Schule mit den wesentlich älteren Musikern. „Da habe ich das Schreien gelernt, weil mir einer meiner Kollegen an der entsprechenden Stelle einen Tritt in den Hintern gegeben hat“, kann sie heute darüber lachen. Unvergessen sind ihr Auftritte bei Motorradtreffen oder bei Heimspielen des ESV Kaufbeuren. Das war ihre Welt.
Ein weiterer Wunsch hat sich für Claudia Scholz, die beruflich als pädagogische Fachkraft im Psychiatriebereich tätig ist, mit einem Auftritt im Spektrum mit den Auxburg Oldstars erfüllt. „Es war immer mein Ziel, dort zu singen, wo ich selbst viele Größen des Rock live erlebt habe.“Jetzt kann sie gemütlich weitermachen: mit Reinhard Lotti Hess als Cover-Duo It Takes Two oder mit den Wonderboys, Karl Pösl und Daniel Vazquez. Mit denen hat sie im September bei der Beatles-Nacht im Deuringer Sportheim ihren bisher letzten Auftritt absolviert. Auch in dieser Hinsicht trifft ihr aktueller Song „Ewigkeit“den Nagel auf den Kopf. „Eine gefühlte Ewigkeit ist das her“, sagt die 52-Jährige, die am Anfang unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie sehr gelitten hat.
Jetzt kann sie in ihrem perfekten Rückzugsort, einer Dachwohnung mit Terrasse mitten in Diedorf, in der sie mit ihren beiden Katzen Simba und Monkey lebt, durchschnaufen. „Dass ich keine Auftritte habe, stört mich nicht wirklich, weil ich das Geld nicht benötige“, sagt sie und schmust mit ihrem Kater. Derzeit muss sie auch kein Lampenfieber ertragen. Das hat sie nämlich selbst nach so vielen Jahren auf der Bühne noch immer nicht verloren.