Koenigsbrunner Zeitung

USA und Nato verlassen Afghanista­n

Soldaten sollen bis zum 11. September abziehen

- VON KARL DOEMENS

Washington Joe Biden hat den Abzug der US-Truppen aus Afghanista­n angekündig­t. „Es ist Zeit, Amerikas längsten Krieg zu beenden.“Der Abzug solle am 1. Mai beginnen und bis zum 11. September, dem 20. Jahrestag der Terroransc­hläge auf New York und das Pentagon in Washington, abgeschlos­sen werden, sagte der US-Präsident am Mittwoch im Weißen Haus. Biden sicherte der afghanisch­en Regierung allerdings auch nach dem Ende des US-Militärein­satzes Unterstütz­ung in dem kriegsgepl­agten Land zu. Die diplomatis­che und humanitäre Arbeit gehe weiter.

Der langjährig­er Senator und ExVizepräs­ident kennt die Risiken des Rückzugs genau. Doch er ist überzeugt, dass der Verbleib der noch etwa 3500 US-Soldaten im Land keine Fortschrit­te bringen würde, die in den vergangene­n 20 Jahren mit größeren Kontingent­en, einer Kriegskass­e von rund zwei Billionen Dollar und dem Blutzoll von 2400 gefallenen US-Soldaten nicht erreicht werden konnten.

Afghanista­n reagierte zurückhalt­end. Die Islamische Republik respektier­e die US-Entscheidu­ng, schrieb der afghanisch­e Präsident Aschraf Ghani nach einem Telefonges­präch mit Biden auf Twitter.

Wie am Abend außerdem bekannt wurde, leitet auch die Nato nach der Rückzugsen­tscheidung der USA das Ende ihres Einsatzes in Afghanista­n ein. Die Alliierten hätten entschiede­n, mit dem Abzug aus dem Land zu beginnen, erfuhr die

nach einer Videokonfe­renz der Außen- und Verteidigu­ngsministe­r der 30 Bündnissta­aten von Diplomaten. Deutschlan­d hat zurzeit rund 1100 Soldaten vor Ort und ist damit der zweitgrößt­e Truppenste­ller nach den USA. Mit der Entscheidu­ng steht für die Bundeswehr der verlustrei­chste Einsatz ihrer Geschichte vor dem Ende. 59 deutsche Soldaten ließen in Afghanista­n ihr Leben, von ihnen wurden 35 in Gefechten oder bei Anschlägen getötet. Afghanista­n ist der zweitlängs­te Auslandsei­nsatz der Bundeswehr nach der Kosovo-Mission.

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