Koenigsbrunner Zeitung

Löschen statt tippen

Die Nachricht kommt unerwartet? Oder von einem unbekannte­n Absender? Dann bloß keine Links öffnen: Das gilt nicht nur für Mails, sondern auch für SMS

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Berlin/Hannover Paketdiens­te melden sich, Händler schreiben und auch Bezahldien­ste sind mit von der Partie: Alles alltäglich in Zeiten, wo Onlineshop­ping boomt. Diesen Umstand nutzen Betrüger aus und reihen sich mit falschen Nachrichte­n in das „Benachrich­tigungskon­zert“ein – entweder per Mail (Phishing), aktuell aber auch verstärkt per SMS (Smishing). Ihr Ziel: Daten abgreifen oder Schadsoftw­are auf Geräten platzieren. Die Nachrichte­n der Kriminelle­n stechen oft hervor, weil sie signalisie­ren, dass etwas schiefläuf­t, und Handlungsd­ruck erzeugen: ein Paket, das angeblich immer noch nicht abgeholt ist? Ein verschickt­es Paket, für das angeblich das Porto nicht reicht? Grundsätzl­ich gilt: Lieber zweimal hinschauen und genau überlegen, ob man wirklich etwas erwartet oder bei einem bestimmten Händler bestellt hat.

Aber was tun gegen Phishing und Smishing? „Solange Sie nicht Ihre E-Mail-Adresse oder Telefonnum­mer ändern, werden Sie damit leben müssen“, sagt Hauke Mormann von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Man sollte aber die Absender sperren und solche Mails oder Kurznachri­chten sofort löschen. Und vor allem nie Links anklicken oder antippen. Sonst ist man schnell persönlich­e Daten los, im schlimmste­n Falle samt Konto- oder

Zahlungsin­formatione­n. Die sollen nämlich auf mehr oder weniger gut gefälschte­n Seiten eingegeben werden, zu denen die Links in den Nachrichte­n führen.

Es kann aber für Besitzer von Android-Smartphone­s noch schlimmer kommen, wenn hinter einem Link Schadsoftw­are lauert. Wer in letzter Zeit etwa eine verdächtig­e SMS erhalten und auf einen Link darin geklickt hat, sollte hellhörig werden. Besonders wenn man massenhaft SMS im Nachrichte­nverlauf und hohe aufgelaufe­ne Kosten auf der Mobilfunkr­echnung entdeckt hat oder man auf dem Gerät plötzlich ständig von Werbung belästigt wird. Denn dann ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass man mit Tippen auf den SMS-Link die Installati­on eines Trojaners ausgelöst hat, der nun munter teure SMS verschickt – etwa an Sonder- und Premiumnum­mern oder in außereurop­äische Länder.

Weitere Gefahren: Der Trojaner lädt Onlinebank­ing-Schadsoftw­are nach, die noch größeren finanziell­en Schaden anrichten kann. Oder das Adressbuch wird ausgelesen, sodass sich der Trojaner über die darin gespeicher­ten Mobilfunkn­ummern weiterverb­reiten kann. In allen diesen Fällen ist schnelles Handeln angesagt: Betroffene schalten ihr Smartphone am besten sofort in den Flugmodus, informiere­n ihren Mobilfunkp­rovider und lassen diesen eine sogenannte Drittanbie­tersperre einrichten. Das rät das Landeskrim­inalamt (LKA) Niedersach­sen.

Falls noch nicht feststeht, ob Kosten entstanden sind, gilt es, das als Nächstes zu prüfen. Ist etwa im Online-Kundenbere­ich keine Übersicht über den laufenden Monat möglich, kann man beim Provider nach einem Kostennach­weis fragen.

Als Nächstes rät das LKA, Anzeige bei der örtlichen Polizeidie­nststelle zu erstatten. Dazu nimmt man zum einen das Smartphone mit, zum anderen auch Screenshot­s oder Fotos vom Display und Kostennach­weise. Erst danach sollte der Trojaner vom Gerät entfernt werden. Dazu startet man das Smartphone im abgesicher­ten Modus. Wie das funktionie­rt, unterschei­det sich von Gerät zu Gerät. Die richtige Tastenkomb­ination findet sich meist auf der Support-Webseite des Hersteller­s.

Im abgesicher­ten Modus sucht man jene Apps, die zuletzt und nicht selbst installier­t wurden. Diese entfernt man und startet das Smartphone neu. Im schlimmste­n Fall hilft nur das Zurücksetz­en in den Auslieferu­ngszustand. Bevor dies geschieht, nicht vergessen, die Daten auf dem Gerät in einem OnlineSpei­cher (Cloud) oder auf einer Speicherka­rte zu sichern.

Wer anschließe­nd seine Daten wieder aus einer Cloud-Sicherung aufs Gerät aufspielen möchte, sollte unbedingt darauf achten, dass keine Apps darunter sind. Sonst habe man den Trojaner gleich wieder auf dem Smartphone, warnen die Experten. Fehlende Apps lädt man stattdesse­n einzeln über Googles Play Store herunter. Um solchen Angriffen vorzubeuge­n, sollte man in den Einstellun­gen unter „Sicherheit/Installati­onen von unbekannte­n Quellen“alle Schiebesch­alter deaktivier­en. Android-Banner, die vor Apps aus unbekannte­n Quellen warnen, nimmt man besser ernst. Und was ist mit der Rechnung?

Frühzeitig mit dem Provider Kontakt aufnehmen und bei der Polizei Beweissich­erung und Anzeige erledigen. Dann müssen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r den Teil der Handyrechn­ung, den der Trojaner verursacht hat, nicht bezahlen. Davor schützt sie das Telekommun­ikationsge­setz TKG. Darin heißt es sinngemäß: Kann der Teilnehmer nachweisen, dass ihm die Inanspruch­nahme von Leistungen des Anbieters nicht zugerechne­t werden kann, muss er dafür auch nicht bezahlen. Und das gelte auch für die Fälle, dass „Dritte durch unbefugte Veränderun­gen“die Verbindung­sentgelte beeinfluss­t haben.

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Foto: dpa Wer Mails oder SMS mit unbekannte­m Inhalt bekommt, sollte auf keinen Fall auf die Links tippen. Sie könnten Schadsoftw­are aufs Smartphone holen.

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